
Rückenmarksverletzungen sind Folge eines Wirbelsäulentraumas, das zum Beispiel durch Sport- und Verkehrsunfälle hervorgerufen werden kann. Die Verletzung des Rückenmarks führt zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität der Patienten. Betroffene Personen leiden nicht nur an Lähmungserscheinungen, sondern auch an chronischem Schmerz und Beeinträchtigungen von Körperfunktionen wie zum Beispiel der Blasen- und Darmentleerung. Neben diesen physischen Aspekten leiden die Betroffenen auch unter einer enormen psychischen Belastung. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erleiden jährlich ca. 500.000 Menschen weltweit eine Rückenmarksverletzung.
Wird das Rückenmark beim Menschen geschädigt, kann dieses nicht wiederhergestellt werden. Zebrafische besitzen jedoch die erstaunliche Fähigkeit zur funktionellen Erholung nach einer Verletzung des Rückenmarks. Sie reparieren verletzte Verbindungen, ersetzen zerstörte Motorneurone und Oligodendrozyten. Der Zebrafisch benötigt nur etwa vier Wochen, um sich vollständig von seiner Verletzung zu erholen.
Analyse der Veränderungen des Rückenmarks nach einer Verletzung
Die Forschungsförderung ermöglicht nun dem Forschungsteam um Dr. Michell Reimer des DFG-Forschungszentrums für Regenerative Therapien (CRTD) an der TU Dresden, sowie fünf weiteren europäischen Partnereinrichtungen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und Belgien, mit Hilfe des Zebrafisches neue Ansatzpunkte und Mechanismen zur Verbesserung der Regeneration nach einer Rückenmarksverletzung zu identifizieren. Diese Ansätze sollen anschließend im Säugetiermodell überprüft werden, um die Ergebnisse für die Behandlung von verletztem menschlichen Rückenmark nutzbar zu machen.
Neben diesem Forschungsvorhaben planen die Partnereinrichtungen auch die Entwicklung neuer Technologien zur Analyse der Veränderungen des Rückenmarks nach einer Verletzung, sowie neuer Techniken zur Modifikation der identifizierten Mechanismen. „Dieser einzigartige Zusammenschluss von sechs Forschungsgruppen aus fünf Ländern verbindet Labore miteinander, deren Zusammenarbeit außerhalb des European Research Area Network for Neuroscience Research (ERA-NET NEURON) Förderprogrammes nicht möglich gewesen wäre. „Es ist wirklich aufregend, ein Teil davon zu sein. Und ich bin mir sicher, dass unsere Arbeit einen entscheidenden Einfluss auf die Erforschung von Rückenmarksverletzungen haben wird“, erklärt Dr. Reimer. Die beteiligten Partner hoffen, dass ihre Ergebnisse Ansätze für Therapien liefern werden, die die Lebensqualität von Patienten mit einer Rückenmarksverletzung verbessern können.
Quelle: idw