Altenpflege
Buchau­to­rin Andrea Würtz mit ihrem Werk: „Alten­pflege – Kämpfen statt kündi­gen“ Bild: Alexan­der Meyer-Köring

„Wann ist das passiert und warum?“ fragt Andrea Würtz im Gespräch mit der Rechts­de­pe­sche. Und weiter: „Ich weiß es nicht. Irgend­wann ist da was gekippt.“

Kipppunkt in der Alten­pflege?

Ein Kipppunkt in der Achtung und dem Respekt den alten Mitmen­schen gegen­über? Ja, genau das. Wir rätseln.

Auch im Dialog finden wir keine einfa­che Erklä­rung. Natür­lich nicht, das Thema Alten­pflege und die Erosion der Umgangs­for­men in Deutsch­land sind schlicht zu komplex. Einfa­che Erklä­run­gen sind ohnehin gefähr­lich und Stilmit­tel Nummer eins aller Populis­ten.

Andrea Würtz aber betrach­tet das Problem Senio­ren­pflege in seiner Ganzheit. Ihr Buch ist eine detail­lierte und konstruk­tive Abhand­lung über den Abriss des Gesund­heits­sys­tems im exempla­ri­schen Teilbe­reich der Alten­pflege. Ja, so drastisch kann man das sagen.

Die exami­nierte Gesund­heits- und Kranken­pfle­ge­rin Andrea Würtz deckte 2020 die menschen­un­wür­di­gen Verhält­nisse in einer Senio­ren­re­si­denz in Schlier­see auf.

Seither ist sie aus den Medien nicht mehr wegzu­den­ken. Sie schreibt in Zeitschrif­ten und Online-Medien, steht in Talkshows Rede und Antwort, filmte gemein­sam mit Günter Wallraff und wurde als „die“ Whist­le­b­lo­we­rin in der Alten­pflege bezeich­net. Gemein­sam mit Bastian Klamke legt sie nun ihr erstes Buch vor.

Die beiden Autoren wollen zeigen, was in der Alten­pflege jetzt noch möglich ist, was Pflege­kräfte selbst tun können, statt zu jammern oder auf die Politik zu warten:

  • Welche Möglich­kei­ten haben Pflege­kräfte, um gegen Missstände vorzu­ge­hen?
  • Wo lässt sich Hilfe holen, wenn (fast) gar nichts mehr geht?
  • Wie können Pflege­kräfte ihre Verant­wor­tung gegen­über den Bewoh­nern wirklich wahrneh­men?
Altenpflege
Das Buch „Alten­pflege – Kämpfen statt Kündi­gen“ erscheint im Verlag Schlü­ter­sche Bild: Alexan­der Meyer-Köring

Würtz und Klamke verschwei­gen nicht, wie misera­bel der aktuelle Zustand der Alten­pflege in Deutsch­land ist.

Sie beschö­ni­gen nicht, sie wiegeln nicht ab, sie wischen nicht weg. Ihr Weg ist ein anderer: Sie rufen zum Kampf auf. Es gibt kein „Weiter so“ mehr, sondern ab sofort ein „So nicht!“

Der Kampf gegen die Depro­fes­sio­na­li­sie­rung der Pflege muss jetzt begon­nen werden. Aber er muss von den Pflege­kräf­ten selbst angesto­ßen werden, mit Mut, Leiden­schaft und Stärke. Genau diesen Rückhalt kann dieses Buch bieten – und vor allem: inspi­rie­ren!

Es versteht sich ausdrück­lich als Auffor­de­rung zum Kampf, statt zur Kündi­gung. Beson­ders charmant an diesem Werk sind die pointier­ten und größten­teils sehr humor­vol­len Cartoons von Bastian Klamke. Sie flankie­ren die pointier­ten Texte auf geschmack­volle Art. Ein Lesespaß – trotz der Drama­tik – nicht nur für Kenner der Szene!