Konkret geht es ihr um die Aufarbeitung der strafrechtlich relevanten Vergehen und Verbrechen, die in der Seniorenresidenz Schliersee zu beklagen sind. Auf Betreiben der engagierten Verfechterin für die Rechte von pflegebedürftigen Menschen hat das Landratsamt Miesbach (die zuständige Fachstelle für Pflege- und Behinderteneinrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht – (FQA), vormals Heimaufsicht) im April 2020 Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft München II wegen Tötungs- und Körperverletzungsdelikten gestellt.
Pflegeskandal Schliersee: 17 Tötungsdelikte
Parallele Strafermittlungen wegen Abrechnungsbetruges gegen die Verantwortlichen der 140-Betten umfassenden Pflegeeinrichtung in den bayerischen Alpen hat die Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg einige Monate später aufgenommen. Basis der staatsanwaltlichen Ermittlungen sind mindestens 88 Fälle von schwerer Körperverletzung, von denen 17 Vorwürfe als Tötungsdelikte verfolgt werden.
Ursprünglich als sozialmedizinische Assistenz, im April 2020 aber als Pandemiebeauftragte des Gesundheitsamtes erlebte die Pflegeexpertin Andrea Würtz die eklatanten Missstände in der Seniorenresidenz Schliersee und sah die kritischen Gesundheitszuständen der Bewohner, da sie aufgrund eines Ausbruchsgeschehens in der Seniorenresidenz für die Reihentestungen beauftragt wurde.
Die Liste der augenscheinlichen Missstände ist lang. Durch vermutlich fehlende Arztbesuche, unterbliebene Prophylaxen und Lagerungen, Mangelernährungen, Exikosen, sexuellen Missbrauch, gravierende Hygienemängel, unvollständige Dokumentationen und anderes mehr ist die körperliche Unversehrtheit vieler Bewohner erheblich verletzt worden – manche haben ihr Leben verloren.
Die Suche nach den strafrechtlichen Verantwortlichkeiten geht nun bald in das dritte Jahr. Insgesamt werden vier Beschuldigte von der Staatsanwaltschaft ins Visier genommen, darunter die frühere Heimleitung und zwei Residenz-Mitarbeiter. Bei ihrem Besuch in der Redaktion der Rechtsdepesche beschrieb Andrea Würtz die Situation in der Seniorenresidenz Schliersee mit den Worten: „Ein Großteil der Menschen, denen wir im Heim begegneten, befand sich in einem jämmerlichen Zustand“.
Der Schlierseer Pflegeheimskandal wirft eine Fülle von Fragen über den Zustand des gegenwärtigen Pflegesystems, unsere Verantwortung gegenüber der älteren Generation, die Bagatellisierung von Missbräuchen, das Versagen der Kontrollinstanzen und damit den unzureichenden Schutz der Opfer auf. Die Antworten hierauf lassen sich den geltenden Gesetzen entnehmen.
Die Offenbarung von gravierenden Pflegemängeln – seien es Personalnot oder unhaltbare Pflegezustände – darf nicht unterdrückt werden. Der Mut der Hinweisgeber muss unterstützt werden. Die Rechtsdepesche wird Andrea Würtz in Zukunft bei der juristischen Einordnung der Vorgänge zur Seite stehen. Schauen Sie sich die Positionierung von Andrea Würtz an und folgen Sie #Für die Pflege.