Pflegereform
Die Kosten für Heimbe­woh­ne­rIn­nen werden steigen Bild: Katar­zyna Bialasie­wicz | Dreamstime.com

Die Diako­nie Bayern hat erneut auf die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich aufmerk­sam gemacht.

Bei der Frühjahrs­ver­samm­lung beklagte Diako­nie­prä­si­den­tin Sabine Weingärt­ner, rund ein Fünftel der Rentne­rin­nen und Rentner in Bayern könnte von ihren Renten nicht leben. Derweil rechnet die Diako­nie Deutsch­land mit steigen­den Kosten für Pflege­heim-Bewoh­ner – trotz der geplan­ten Reform der Pflege­ver­si­che­rung.

Pflege­heime geben gestie­gene Kosten an Bewoh­ner weiter

„Die Kosten werden ab Juli noch weiter steigen“, erklärte die für Sozial­po­li­tik zustän­dige Diako­nie-Vorstän­din Maria Loheide dem Berli­ner „Tages­spie­gel“. Verant­wort­lich dafür sei ein neues Perso­nal­be­mes­sungs­in­stru­ment, das die Perso­nal­aus­stat­tung verbes­sern soll.

Falls die Pflege­kas­sen die Zusatz­kos­ten nicht tragen, müssten die Bewoh­ner dafür aufkom­men, sagte Loheide weiter. Im vergan­ge­nen Jahr haben offen­bar viele Pflege­heime die Beiträge der Bewoh­ner erhöht, um die gestie­ge­nen Kosten für Perso­nal, Energie, Lebens­mit­tel und Dienst­leis­tun­gen weiter­zu­ge­ben.

„Eigent­lich müssten die Pflege­kas­sen die Pflege­sätze entspre­chend anheben“, erklärte Loheide. Aber ein Viertel der Kassen weigere sich, die laufen­den Verträge nachzu­ver­han­deln. „Das Nachse­hen haben die Bewoh­ner, deren Eigen­an­teil weiter steigt“, sagte Loheide.

Pflege­re­form: DAK fordert Begren­zung der Sozial­hil­fe­quote

Die Eigen­an­teile, die Bewoh­ner von Pflege­hei­men zahlen müssen, werden seit Jahren höher. Zwar hatte die Bundes­re­gie­rung 2022 ein System von Entlas­tungs­zu­schlä­gen einge­führt, die mit der Pflege­dauer steigen.

Dennoch stieg der durch­schnitt­li­che Eigen­an­teil der Bewoh­ner zum Jahres­wech­sel auf 2.468 Euro pro Monat. Damit rutschen immer mehr von ihnen in die Sozial­hilfe. Bis 2026 ist laut einer DAK-Studie ein Anstieg der Sozial­hil­fe­quote in Heimen auf 36 Prozent zu erwar­ten.

Der Vorstands­vor­sit­zende der DAK-Gesund­heit, Andreas Storm, forderte schon im Februar, die Sozial­hil­fe­quote in Pflege­hei­men auf unter 30 Prozent zu begren­zen. Es gehe um einen „fairen Finan­zie­rungs­mix aus Steuern und Beiträ­gen“, um den Finanz­be­darf von 14 Milli­ar­den Euro für eine umfas­sende Pflege­re­form zu decken.

Es müsse, „wie im Koali­ti­ons­ver­trag angekün­digt, dringend geprüft werden, wie die konti­nu­ier­lich steigen­den Eigen­an­teile weiter gesenkt werden können“.

Beitrags­er­hö­hung zur Pflege­ver­si­che­rung?

Im Rahmen der Pflege­re­form plant Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) unter anderem, den Beitrags­satz in der Pflege­ver­si­che­rung zum 1. Juli um 0,35 Prozent­punkte zu erhöhen. Außer­dem soll das Pflege­geld, das pflegende Angehö­rige erhal­ten, zum 1. Januar 2024 um fünf Prozent steigen. Für Heim-Bewoh­ner sollen die im vergan­ge­nen Jahr einge­führ­ten Zuschläge angeho­ben werden.

Die geplante Pflege­re­form wird das Problem nach Einschät­zung der Diako­nie Deutsch­land nicht lösen.

„Der Zuschlag, den Heimbe­woh­ner bekom­men, liegt unter der Infla­ti­ons­rate. Die Infla­tion frisst den Zuschlag auf“, so Loheide. Die Pflege­ver­si­che­rung sei unter­fi­nan­ziert: „Wir brauchen eine kräftige Beitrags­er­hö­hung und einen Steuer­zu­schuss“, forderte die Diako­nie-Vorstän­din.

Zudem sollten weitere Einnah­me­quel­len genutzt werden: „Beitrags­zah­ler sollten auch auf Einnah­men aus Vermie­tung und Verpach­tung und auf ihre Kapital­erträge Beiträge zahlen“, schlug Loheide vor.

Quellen: Diako­nie Bayern, Tages­spie­gel