Pflegeausbildung soll reformiert werden
Pflege­aus­bil­dung stand bis zuletzt auf der Kippe. Insbe­son­dere aus dem Bereich der Alten­pflege kam viel Protest. Bild: Alexan­der Raths/Dreamstime.com

Im Wesent­li­chen scheint der neue Vorschlag auf die bereits Ende März ausge­han­delte Kompro­miss­lö­sung zu basie­ren: Diese sieht zunächst eine genera­lis­ti­sche Pflege­aus­bil­dung für die ersten beiden Jahren vor. Im dritten Jahr soll sich der Auszu­bil­dende dann zwischen einer Fortset­zung der genera­lis­ti­sche Ausbil­dung oder für eine Spezia­li­sie­rung im Bereich der Kinder­kran­ken- oder Alten­pflege entschei­den.

Wie sich aus der Mittei­lung der SPD-Bundes­tags­frak­tion heraus­le­sen lässt, werden sich die Änderun­gen im Wesent­li­chen nur im Bereich der Kranken­pflege wieder­fin­den: Die separa­ten Abschlüsse in der Alten­pflege- und Kinder­kran­ken­pfle­ge­aus­bil­dung werden mindes­tens noch sechs Jahre nach Beginn der neuen Ausbil­dung fortbe­stehen. Erst dann soll eine Auswer­tung durch das BMG und BMFSFJ erfol­gen, bei der die „Anzahl der separa­ten Abschlüsse in der Alten­pflege- und Kinder­kran­ken­pfle­ge­aus­bil­dung sowie der genera­lis­ti­schen Ausbil­dung mit Vertie­fung in der Alten- und Kinder­kran­ken­pflege“ mitein­an­der vergli­chen werden. Sollte sich nach dem Ergeb­nis der Prüfung die Mehrheit der Auszu­bil­den­den für die genera­lis­ti­schen Ausbil­dung samt Vertie­fung ausge­spro­chen haben, stünde das Fortbe­stehen der eigen­stän­di­gen Berufs­ab­schlüsse zur Dispo­si­tion.

Die Finan­zie­rung aller Ausbil­dungs­wege soll unter­schieds­los über einen gemein­sa­men Ausbil­dungs­fonds erfol­gen. „Damit errei­chen wir für die Auszu­bil­den­den die größt­mög­li­che Entschei­dungs­frei­heit und durch diese Entschei­dungs­frei­heit der Auszu­bil­den­den wird sich das bessere Modell am Arbeits­markt durch­set­zen“, so die SPD-Bundes­tags­frak­tion.

Erste Reaktio­nen

Thomas Greiner, Präsi­dent des Arbeit­ge­ber­ver­ban­des Pflege, äußert sich in einer ersten Stellung­nahme: „Die verbind­lich vorge­schrie­bene genera­lis­ti­sche Ausbil­dung für alle Pflege-Azubis ist am geball­ten Wider­stand der Prakti­ker der Alten­pflege geschei­tert.“ Und weiter: „Unsere Befürch­tung bleibt: Dank dieses bürokra­ti­schen Kuddel­mud­dels werden Unter­neh­men weniger ausbil­den. Viele Haupt­schü­ler werden von zu viel Theorie abgeschreckt werden. Die alten Menschen und die Alten­pflege werden zum Opfer dieser Reform.“

„Die Genra­lis­tik kommt nicht allein“, so Bernd Meurer, Präsi­dent des Bundes­ver­ban­des priva­ter Anbie­ter sozia­ler Dienste (bpa). „Die Alten­pflege bleibt mit einem eigen­stän­di­gen Abschluss zumin­dest im Spiel.“ Meurer hegt Zweifel daran, ob der Kompro­miss überhaupt umsetz­bar und durch­set­zungs­fä­hig ist. „Denn noch ist unter anderem nicht klar, wie der Wechsel zwischen den Trägern der Ausbil­dung organi­siert werden soll, wenn sich die Auszu­bil­den­den nach zwei Jahren für einen anderen Abschluss entschei­den. Jetzt kommt es auf die Details – vor allem in der Ausbil­dungs­ver­ord­nung – an.“

Der Deutsche Pflege­rat (DPR) will den Kompro­miss konstruk­tiv mittra­gen, hätte sich jedoch mutigere Schritte gewünscht. „Für die Kranken­pflege ist es ein größe­rer, für die Alten- und Kinder­kran­ken­pflege leider aber nur ein kleiner Schritt, um die Pflege­be­rufe zukunfts­si­che­rer zu machen und damit die Patien­ten­si­cher­heit zu gewähr­leis­ten. Die genera­lis­ti­sche Pflege­aus­bil­dung kommt nun zumin­dest scheib­chen­weise“, so DPR-Präsdident Andreas Wester­fell­haus. Dennoch bleibe der Kompro­miss weit hinter der Zielset­zung des Pflege­be­ru­fe­re­form­ge­set­zes zurück. Insbe­son­dere für den Bereich der Alten­pflege seien die wesent­li­chen Ziele der Reform der Pflege­aus­bil­dung unzurei­chend erreicht. Angesichts dessen stelle die jetzt gefun­dene Lösung kein starker Magnet für die dringend nötige Fachkräf­te­ge­win­nung in der Alten­pflege dar, so Wester­fell­haus weiter.

Quelle: SPD, DPR, bpa u.a.