Der Verschluss einer Wunde durch die Wiederherstellung des beschädigten Körpergewebes hängt von einer komplexen, fein abgestimmten Kaskade zellulärer und biochemischer Prozesse ab, die verschiedene Heilungsstadien durchläuft. Diese dynamischen Phasen der Wundheilung sind davon geprägt, dass sie sich überlappen und in ihrer Steuerung von einer Reihe von Mediatoren und Wachstumsfaktoren abhängig sind. Prinzipiell ist der menschliche Organismus aus eigener Kraft in der Lage die Abheilung einer Wunde herbeizuführen.
Mit einer schlechten Heilungstendenz bei einer pathologisch veränderten Wunde ist jedoch dann zu rechnen, wenn bestimmte patientenbezogene Faktoren (zum Beispiel Ernährungsstatus, Komorbidität, Adipositas, Diabetes mellitus, psychosoziale Einschränkungen) oder sogenannte nicht behandlungsbezogene Faktoren (zum Beispiel Medikamente wie Kortikosteroide, nichtsteroidale Antiphlogistika und andere Immunsuppressiva) zu verzeichnen sind. Eine große Herausforderung für die Behandler stellen zudem die wundbezogenen Heilungshemmnisse dar. Hierzu sind u.a. der Infektionsstatus, die Menge und Konsistenz des abgesonderten Exsudats und die lokalen Druckverhältnisse auf das venöse Gefäßsystem zu zählen. Vor allem sind es aber Einflussfaktoren auf der molekularen Ebene, welche die Wundheilung stagnieren lassen.
Risikogruppen: Senioren und Diabetiker
Bei älteren Menschen sind grundsätzlich mikrobiologische Funktionseinbußen zu verzeichnen. Diese tragen zu einer Verringerung der Heilungsrate von Wunden bei. Insbesondere die für die Koordination des komplexen Wundheilungsprozesses und die Bildung des Granulationsgewebes bedeutende Zellart der Makrophagen („Fresszellen“) sind aufgrund der altersbedingten, reduzierten Zellteilungsaktivitäten nur in verminderter Zahl vorhanden.
Die Wundheilung bei Patienten mit höherem Lebensalter kann außerdem durch die reduzierte Mikrozirkulation und arterielle Durchblutung beeinträchtigt sein. Eine weitere Beeinträchtigung kann sich durch eine minimierte Ausschüttung von Wachstumsfaktoren zur Granulation (Proliferation) ergeben.
Eine vergleichbare Situation besteht, wenn die physiologischen Wundheilungsmechanismen durch systemische Grunderkrankungen behindert werden. Dies ist zum Beispiel regelmäßig bei der Gruppe der Patienten mit Diabetes mellitus der Fall: Typischerweise sind mit diesem Krankheitsbild zelluläre Fehlfunktionen im Wundheilungsprozess, wie beispielsweise träge und geringe Makrophagenfunktionen, zu beklagen.
Beta-Glucan als neue therapeutische Option
Neben einer effizienten Therapie der Grunderkrankung und dem Verständnis für die lokal im Wundmilieu ablaufenden Störungen ist es erforderlich die pathologische Wundheilung auf zellulärer und molekularer Ebene gezielt zu normalisieren. Vor allem bei stark stagnierenden Wunden sollten die Makrophagen als koordinierendes Glied in der Wundheilungskette aktiv unterstützt werden. Eine frühe Intervention an der Wunde zur Reaktivierung der Makrophagen-Funktionalität und zur Auflösung des chronischen Entzündungsprozesses ist hier für den Heilungserfolg von wesentlicher Bedeutung.
Einen neuen Ansatz sehen Therapeuten in Produkten auf der Basis eines aktiven Beta-Glucans. Das biochemische Muster von Beta-Glucan ist in der Lage, die Makrophagen bei ihrem Heilungsauftrag zu unterstützen.
Erstes Produkt verfügbar
Mit Woulgan (www.woulgan.com) ist bereits ein erstes erstattungsfähiges Produkt, ein bioaktives Medizinprodukt der Klasse III nach Regel 13, auf dem Markt erhältlich. Es handelt sich dabei um ein homogenes und viskoses Gel, das wasserlösliches Beta-Glucan enthält. Es ist indiziert für den Gebrauch in stagnierenden Wunden, aber auch zur Primärbehandlung von schwer heilenden Wunden.
Als Hydrogel verfügt das Produkt auch über Eigenschaften wie die Autolyse und Rehydrierung. Die besondere Wirkung des Gels zeichnet sich jedoch in der Aktivierung körpereigener Heilungsfaktoren aus: Das zweiprozentige Beta-Glucan aus dem Hefepilz Saccharomyces cerevisiae moduliert als medizinisch wirksame Substanz die Makrophagenfunktionen. Durch diese Eigenschaft ziehen die phagozytischen Zellen zum Wundbett, wodurch Wundheilung und Wundkontraktion zusätzlich gefördert werden.
Quelle: Prof. Ulrich Hemel
2 Kommentare
Meine Erfahrungen mit dem genannten Präparat sind durchweg positiv. Chronische Liegewunden, die zum Teil schon mehrere Monate bestehen und den Patienten viel Leid zuführen, heilen schnell und ohne Komplikationen ab.
Ja, ist erstattungsfähig auf Patientenrezept!