Das Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat ein neues Forschungsprojekt zum Thema: ‘Stigmatisierung im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 in der Arbeitswelt’ angekündigt.
Das Bundes­an­stalt für Arbeits­schutz und Arbeits­me­di­zin (BAuA) hat ein neues Forschungs­pro­jekt zum Thema: ‚Stigma­ti­sie­rung im Zusam­men­hang mit SARS-CoV‑2 in der Arbeits­welt‘ angekün­digt. Bild: 842 © Yee Xin Tan | Dreamstime.com

Ein neues Forschungs­pro­jekt der Bundes­an­stalt für Arbeits­schutz und Arbeits­me­di­zin (BAuA) beschäf­tigt sich mit einem wichti­gen Thema: Stigma­ti­sie­rung wegen COVID-19. Laut BAuA, erleben Menschen mit einer COVID-19-Erkran­kung sowie auch Menschen, die wegen beruf­li­cher Tätig­keit mögli­cher­weise ein höheres Anste­ckungs­ri­siko begehen, oft Stigma­ti­sie­rung. Zu diesen Menschen gehören unter anderem Pflegende und ärztli­ches Fachper­so­nal, die aus beruf­li­chen Gründen Kontakt zu Perso­nen mit einer COVID-19-Erkran­kung haben.

Bereits im Dezem­ber 2020 erklärte Hans-Josef Börsch, Vorstands­mit­glied der Landes­pfle­ge­kam­mer Rhein­land-Pfalz: „Durch die Corona­pan­de­mie kommt nun noch eine weitere psychi­sche Belas­tung auf die Pflege­fach­per­so­nen hinzu: Sie werden stigma­ti­siert. In einigen Geschäf­ten weist man Pflege­fach­per­so­nen einfach ab, weil sie in Einrich­tun­gen arbei­ten, die sich in Corona-Hotspots befin­den.“

„Wenn dann noch die Kinder ausge­grenzt werden und die Partner ebenfalls unter dieser Stigma­ti­sie­rung leiden, ist eindeu­tig eine Grenze überschrit­ten,“ ergänzte er.

Wozu dient das Forschungs­pro­jekt?

Diese Stigma­ti­sie­rung soll nun von einem neuen Forschungs­pro­jekt der BAuA analy­siert werden. Zum Projekt gehört eine Inter­viewstu­die mit ärztli­chem und pflege­ri­schem Fachper­so­nal, die im Zusam­men­hang mit der Pande­mie Stigma­ti­sie­rung in Arbeits­be­rei­chen evalu­iert. Zudem werden durch eine syste­ma­ti­sche Übersichts­ar­beit bereits vorhan­dene Infor­ma­tio­nen über diese Art von Stigma­ti­sie­rung und deren Vorbeu­gung aufge­ar­bei­tet.

Die Ergeb­nisse des Projekts sollen schließ­lich verwen­det werden, um zur Sensi­bi­li­sie­rung um das Thema beizu­tra­gen und insbe­son­dere um Betrie­ben bei der Bekämp­fung von Stigma­ti­sie­rung Unter­stüt­zung zu leisten.

In einem Inter­view mit baua.de erklärte Dr. Uta Wegewitz, Leite­rin des Forschungs­pro­jekts, hierzu: „Seit Ausbruch der Pande­mie gab es in den Medien immer wieder Berichte über Stigma­ti­sie­rung im Zusam­men­hang mit dem neuen Virus. In unserer Fachgruppe beschäf­ti­gen wir uns schon länger mit psychi­schen Erkran­kun­gen und der Rückkehr zur Arbeit nach länge­rer Abwesen­heit. Hier ist uns das Thema Stigma­ti­sie­rung bereits häufig begeg­net. Das hat uns hellhö­rig gemacht: Was ist das für ein Phäno­men? Wie häufig kommt es vor? Welche Folgen hat es? Wie können wir dem vorbeu­gen?“

Sie deutete auch an, dass die Stigma­ti­sie­rung mögli­cher­weise auf fehlen­des Wissen über die Krank­heit zurück­zu­füh­ren sei: „Menschen, die nach einer COVID-19-Erkran­kung an den Arbeits­platz zurück­ge­kehrt sind, waren großen Vorbe­hal­ten ausge­setzt. Ihre Kolle­gin­nen und Kolle­gen wollten nicht mit ihnen zusam­men­ar­bei­ten – aus Angst, dass sie noch infek­tiös sind. Da fehlt schein­bar [sic] viel Wissen über die Erkran­kung und die Anste­ckung.“

Was sind die Ziele des Forschungs­pro­jek­tes?

Das Haupt­ziel der Studie ist es, die erlebte Stigma­ti­sie­rung und deren Auswir­kun­gen auf die Betrof­fe­nen besser zu verste­hen. Dabei wird unter anderem berück­sich­tigt, wie Stigma­ti­sie­rung die psychi­sche Gesund­heit betrifft, in welchen Situa­tio­nen sie auftritt und wie davor geschützt werden kann.

Prof. Dr. Gudrun Faller, Prode­ka­nin des Depart­ment of Commu­nity Health, Profes­so­rin für Kommu­ni­ka­tion und Inter­ven­tion im Kontext von Gesund­heit und Arbeit, HSG Bochum, nahm ebenfalls am Inter­view mit baua.de Teil. Sie unter­strich: „Uns inter­es­siert, wer die Betrof­fe­nen sind. Wer wird eher stigma­ti­siert – Ärzte oder Pflege­kräfte? Welchen Einfluss haben etwa Alter oder Berufs­er­fah­rung auf die Stigma­ti­sie­rungs­er­fah­run­gen? […] Beson­ders inter­es­siert uns: Was können Organi­sa­tio­nen tun, um Stigma­ti­sie­rung zu verhin­dern?“

Wer ist an dem Projekt betei­ligt?

Das Projekt wird von der Bundes­an­stalt für Arbeits­schutz und Arbeits­me­di­zin (BAuA) durch­ge­führt. Sie werden dabei von der Techni­schen Univer­si­tät Dresden und der Hochschule für Gesund­heit Bochum unter­stützt.

Wie kann man dem Forschungs­pro­jekt folgen?

Der Projekt­blog des BAuA ermög­licht Inter­es­sier­ten einen Einblick in den Forschungs­pro­zess. Durch den Blog können Forschende und Betrof­fene ihre Perspek­ti­ven teilen und das Projekt, sowie auch weitere Themen kommen­tie­ren. Auch Zwischen­er­geb­nisse werden während der Laufzeit des Projekts hier veröf­fent­licht.

Das Projekt soll bis zum 31. Juli 2021 laufen.

Quelle: BAuA, Landes­pfle­ge­kam­mer Rhein­land-Pfalz