Anpassung der Honorare von Privatpatienten und geseztlich versicherten Patienten.
Nach wie vor herrscht ein Mangel an Landärz­ten. Bild: Marco Di Bella mit Material von Stokkete/Dreamstime.com

Dr. Jens Baas, Vorsit­zen­der der Techni­ker Kranken­kasse, hatte in der vergan­ge­nen Woche in der Rheini­schen Post Forde­run­gen zur Anglei­chung der Honorare von Privat- und Kassen­pa­ti­en­ten abgege­ben, auf die sich nun die Bundes­ärz­te­kam­mer (BÄK) bezogen hat. Baas sieht in einer Anpas­sung der Honorare einen mögli­chen Lösungs­weg, um dem Ärzte­man­gel in ländli­chen Regio­nen entge­gen­zu­wir­ken. Aufgrund gerin­ge­rer Anteile an priva­ten Patien­ten auf dem Land, müssten die gesetz­li­chen Kranken­kas­sen finan­zi­elle Mittel zur Verfü­gung stellen, um dadurch entste­hende Nachteile bezüg­lich des Einkom­mens der Ärzte auszu­glei­chen.

Vorstands­mit­glied der BÄK, Dr. Klaus Reinhardt, reagierte darauf mit schar­fer Kritik und fordert den Erhalt des dualen Versi­che­rungs­sys­tems: „Wenn Jens Baas mit seinen Äußerun­gen ausdrü­cken wollte, dass die Leistun­gen im vertrags­ärzt­li­chen Bereich seit Jahren und Jahrzehn­ten häufig unzurei­chend durch die Gesetz­li­che Kranken­ver­si­che­rung (GKV) honoriert werden, dann kann man dem nur beipflich­ten. Immer­hin gesteht er ein, dass die GKV für eine angemes­sene Honorie­rung ärztli­cher Leistun­gen rund fünf Milli­ar­den Euro mehr aufwen­den müsste. Bislang sind uns aber keiner­lei Initia­ti­ven der Kranken­kas­sen bekannt, das Vergü­tungs­ni­veau in der GKV auf das Niveau der Priva­ten Kranken­ver­si­che­rung anzuhe­ben“, sagte Reinhardt.

Mangelnde Anreize für Landärzte

Darüber hinaus sieht Reinhardt das Problem nicht darin, dass zu wenige Privat­pa­ti­en­ten auf dem Land leben und sich deshalb weniger Ärzte für eine Praxis auf dem Land entschei­den würden. Vielmehr seien hier andere Fakto­ren ausschlag­ge­bend, die auf mangeln­des kultu­rel­les Angebot, unzurei­chende Betreu­ungs- und Schul­an­ge­bote sowie schlechte Erwerbs­mög­lich­kei­ten für Eheleute auf dem Land zurück­zu­füh­ren sind. „Hier muss man anset­zen, statt Einheits­ho­no­rare zu propa­gie­ren, die für die Bekämp­fung des Ärzte­man­gels absolut wirkungs­los wären“, erklärt Reinhardt.

Weiter argumen­tiert er, dass der Kosten­bei­trag von Privat­pa­ti­en­ten ein wichti­ges finan­zi­el­les Mittel für die Kranken­haus­aus­stat­tung darstellt: „Ein solcher System­wech­sel aber würde der ärztli­chen Versor­gung erheb­li­che finan­zi­elle Mittel entzie­hen, wie unter anderem eine Studie des Verban­des der Privat­ärzt­li­chen Verrech­nungs­stel­len belegt. Davon wären letzt­lich alle Patien­ten betrof­fen. Denn Privat­ver­si­cherte ermög­li­chen mit ihrem die tatsäch­li­chen Kosten decken­den Finan­zie­rungs­bei­trag eine hochwer­tige medizi­ni­sche Ausstat­tung von Kranken­häu­sern und Praxen, die allen Patien­tin­nen und Patien­ten unabhän­gig vom Versi­che­rungs­sta­tus zur Verfü­gung steht“, so Reinhardt.

Quelle: BÄK