Beson­ders ältere und chronisch kranke Menschen tragen ein erhöh­tes Risiko für schwere Verläufe. Dennoch lassen sich viele Menschen nicht gegen Influ­enza impfen. Die Gefah­ren der Erkran­kung, aber auch Nutzen und Risiken der Impfung würden vielfach falsch einge­schätzt. Die Akzep­tanz der Impfung sei in Deutsch­land besorg­nis­er­re­gend gering, beklagt die Deutsche Gesell­schaft für Infek­tio­lo­gie (DGI). Die Fachge­sell­schaft empfiehlt insbe­son­dere älteren und chronisch kranken Menschen, sich jetzt gegen Grippe impfen zu lassen.

Zwischen 50 und 60 Prozent der über 65-Jähri­gen lassen sich jedes Jahr gegen Influ­enza impfen, bei den chronisch kranken Menschen lag die Quote in den vergan­ge­nen Jahren bei 40 bis 60 Prozent. „Das sind besorg­nis­er­re­gend schlechte Quoten, wenn man bedenkt, dass gerade diese Gruppen durch Influ­enza beson­ders gefähr­det sind“, sagt Prof. Dr. Bernd Salzber­ger, Leiter der Infek­tio­lo­gie am Univer­si­täts­kli­ni­kum Regens­burg und Vorstands­mit­glied der Deutschen Gesell­schaft für Infek­tio­lo­gie (DGI). In der gesam­ten Bevöl­ke­rung liegt die Influ­enza-Impfrate bei etwa 30 Prozent.

Die Impfung kann Symptome einer Erkäl­tung auslö­sen

Unzurei­chen­des Vertrauen in die Impfung und die Ansicht, Influ­enza sei keine gefähr­li­che Erkran­kung, sind die am häufigs­ten vorge­tra­ge­nen Gründe von Menschen, die nicht geimpft sind. Dies zeigte eine 2015 veröf­fent­lichte Umfrage von Forschern des Robert Koch-Insti­tuts unter 1.519 Erwach­se­nen. So war beispiels­weise die Hälfte der älteren und chronisch kranken Menschen – also derje­ni­gen, denen die Impfung expli­zit empfoh­len wird – der Ansicht, die Influ­enza-Impfung könne die Erkran­kung selbst auslö­sen. „Das ist ein Mythos, der sich hartnä­ckig hält. Tatsäch­lich ist dies aber nahezu ausge­schlos­sen, denn die Impfung enthält Prote­ine aus abgetö­te­ten Erregern, also keine vermeh­rungs­fä­hi­gen Erreger“, so Salzber­ger.

„Richtig ist vielmehr, dass die Impfung manch­mal Symptome einer Erkäl­tung – leich­tes Fieber, Kopf- und Muskel­schmer­zen – nach sich ziehen kann, die aber mit der Schwere von Influ­enz­a­sym­pto­men nicht zu verwech­seln sind. Schwere Neben­wir­kun­gen der Impfung sind extrem selten.“ Auch die Einschät­zung, Influ­enza sei keine gefähr­li­che Erkran­kung, zeige, dass vielfach nicht klar unter­schie­den werde. „Influ­enza ist kein grippa­ler Infekt, sondern eine Infek­ti­ons­krank­heit, die mit hohem Fieber einher­geht – gerade für ältere Menschen und solche mit geschwäch­tem Immun­sys­tem ist sie also durch­aus gefähr­lich.“

Vakzine werden von den Kranken­kas­sen nicht bezahlt

Ein Nachteil der Influ­enza-Impfung ist, dass sie keinen 100-prozen­ti­gen Schutz vor einer Infek­tion bietet. „Die Impfung kann theore­tisch zwischen 70 und 80 Prozent der Infek­tio­nen verhin­dern. Aller­dings nur, wenn der jährlich neu zusam­men­ge­setzte Impfstoff auch jene Viren­stämme enthält, die später dann tatsäch­lich zirku­lie­ren“, so Salzber­ger. Influ­en­za­vi­ren mutie­ren jedoch sehr rasch. Deshalb kann es vorkom­men, dass während der Grippe­welle Viren im Umlauf sind, die der mit Vorlauf herge­stellte Impfstoff nicht abdeckt.

„Vakzine, die zusätz­li­che Viren­stämme enthal­ten, sogenannte quadri­va­lente Impfstoffe, errei­chen hier einen deutlich besse­ren Impfschutz“, sagt Salzber­ger. Diese werden von den gesetz­li­chen Kranken­kas­sen aller­dings nicht regel­haft übernom­men. „Für ältere Menschen, bei denen die Impfant­wort – also das Anspre­chen auf die Impfung – oft schwä­cher ausfällt, gibt es jedoch gute Strate­gien, um die Wirksam­keit der Impfung zu erhöhen“, sagt Salzber­ger. Dazu zähle etwa die Verab­rei­chung einer höheren Impfdo­sis.