Klimawandel Erdball
Was bedroht unseren Erdball mehr: Hitze oder Wasser?

Schon jetzt sind die Konse­quen­zen des Klima­wan­dels für die Gesund­heit zu spüren. Im „Klima und Gesund­heit“ Versor­gungs-Report des Wissen­schaft­li­chen Insti­tuts der AOK (WIdO) ist klar zu sehen, wie vor allem ältere Menschen wegen höheren Tempe­ra­tu­ren leiden.

Der Report zeigt, dass an heißen Tagen jeder vierte AOK- Versi­cherte über 65 Jahre ein überdurch­schnitt­li­ches Risiko hat, gesund­heit­li­che Probleme zu erleben und ins Kranken­haus zu müssen. Zwischen den Jahren 2008 bis 2018 wurden in dieser Alters­gruppe an Tagen mit Tempe­ra­tu­ren über 30 Grad Celsius sogar eine drei prozen­tige Zunahme an Kranken­haus­ein­wei­sun­gen bemerkt.

Dabei ist zu beach­ten, dass Perso­nen mit bestimm­ten Erkran­kun­gen – wie zum Beispiel Diabe­tes, Nieren­in­suf­fi­zi­enz und chroni­schen Atemwegs­er­kran­kun­gen – beson­ders gefähr­det sind. Menschen mit Depres­sion, Demenz und Alzhei­mer sind ebenfalls einem größe­ren Risiko ausge­setzt.

Dr. Nicolas Koch, Leiter des Policy Evalua­tion Lab am Merca­tor Research Insti­tute on Global Commons and Climate Change (MCC), erklärt: „Die Bezie­hun­gen zwischen Tempe­ra­tur und gesund­heit­li­chen Auswir­kun­gen werden von einer Reihe komple­xer und inter­agie­ren­der Fakto­ren beein­flusst, darun­ter biolo­gi­sche, ökolo­gi­sche, medizi­ni­sche, soziale und geogra­fi­sche Fakto­ren“. So sind zum Beispiel die am meisten von der Hitze gefähr­de­ten Menschen nicht immer in den am meisten von der Hitze betrof­fe­nen Regio­nen zu finden.

„Die Ergeb­nisse zeigen, dass die gesund­heit­li­chen Auswir­kun­gen von Hitze­be­las­tun­gen in einer Region nicht nur an einem Krite­rium festge­macht und beschrie­ben werden können. Insge­samt gilt aber, dass die Hitze, insbe­son­dere für viele ältere Menschen, mit deutli­chen gesund­heit­li­chen Proble­men einher­geht,“ fügte er hinzu.

Klimawandel Zyklon
Zerstö­re­ri­sche Kraft: ein Zyklon

Was für einen Effekt wird der weitere Klima­wan­del haben?

Im Report werden, basie­rend auf Angaben des Weltkli­ma­rats, zwei verschie­dene Szena­rien beschrie­ben: im ersten bleibt die Erder­wär­mung unter zwei Grad und in der zweiten steigt die Erder­wär­mung bis zum Jahr 2100 um bis zu fünf Grad.

Wenn das erste Szena­rio eintritt, könnte die Lage ungefähr gleich bleiben. Ein Anstieg von bis zu fünf Grad hinge­gen könnte eine große Verschlech­te­rung verur­sa­chen: die Anzahl der hitze­be­ding­ten Kranken­haus­ein­wei­sun­gen könnte sich bis zum Jahr 2100 sogar versechs­facht haben.

Dr. Alexan­dra Schnei­der, Meteo­ro­lo­gin und Epide­mio­lo­gin am Helmholtz-Zentrum München und Mither­aus­ge­be­rin des „Klima und Gesund­heit“ Reports, hob heraus, dass die Auswir­kun­gen des Klima­wan­dels auf die mensch­li­che Gesund­heit, die sich heute schon bemerk­bar machen, sich voraus­sicht­lich in Zukunft verstär­ken werden.

Die Konse­quen­zen des Klima­wan­dels stellen dementspre­chend auch eine große Heraus­for­de­rung für die Gesund­heits­be­rufe dar. Präsi­dent des Deutschen Pflege­rats Franz Wagner gab hierzu beden­ken: „Die Aufrecht­erhal­tung eines intak­ten Klimas und Ökosys­tems und der Gesund­heits­schutz gehören unabding­bar zusam­men.“

Fakt ist: Klima­ver­schlech­te­run­gen führen zu Gesund­heits­be­ein­träch­ti­gun­gen und damit auch zu mehr Perso­nal­be­darf in allen Gesund­heits­be­ru­fen. Perso­nal, welches wir bereits heute hände­rin­gend suchen,“ ergänzte er.

Welche Maßnah­men müssen ergrif­fen werden?

Es ist vor allem wichtig, dass die weitere Erder­wär­mung soweit wie möglich verhin­dert wird. Dr. Nicolas Koch unter­strich zu diesem Punkt, dass „eine strikte Klima­po­li­tik, die den weite­ren Tempe­ra­tur­an­stieg begrenzt, die effek­tivste Maßnahme ist, um eine Belas­tung des Gesund­heits- und Pflege­sys­tems zu vermei­den.

Dr. Alexan­dra Schnei­der betonte unter anderem, dass es nötig sei, auch die positi­ven Effekte von Klima­schutz­maß­nah­men auf die Gesund­heit zu unter­su­chen. Zum Beispiel würden, laut Schnei­der, wenigere Schad­stoffe in der Luft auch die Häufig­keit von chroni­schen Erkran­kun­gen beein­flus­sen.

Weitere Maßnah­men, wie die Förde­rung sowohl von öffent­li­chen Verkehrs­mit­teln als auch von Radfah­ren und Zu-Fuß-Gehen, würden auch automa­tisch positive Auswir­kun­gen auf die körper­li­che Gesund­heit haben.

Im Bericht wurde außer­dem unter­stri­chen, dass ein wesent­li­cher Teil der Bevöl­ke­rung nicht ausrei­chend über die Konse­quen­zen des Klima­wan­dels für die Gesund­heit infor­miert ist. Eine deutsch­land­weite Befra­gung durch das WIdO demons­trierte, dass es bei Umwelt­er­eig­nis­sen wie Hitze oder Unwet­ter, Luftver­schmut­zung, Pollen­all­er­gene oder durch Wasser und Lebens­mit­tel übetra­gene Krank­heits­er­re­ger, einen deutli­chen Infor­ma­ti­ons­be­darf gibt.

Chris­tian Günster, Leiter des Bereichs Quali­täts- und Versor­gungs­for­schung beim WIdO, erklärte auch, dass die „Auswir­kun­gen, die der Klima­wan­del auf die eigene Gesund­heit“ schon heute „vielen Menschen erheb­li­che Sorgen“ macht. Die Befra­gung zeigte auch auf, dass etwas mehr als die Hälfte der Befrag­ten (52 %) entwe­der „ziemlich“ oder „sehr“ besorgt waren, aufgrund des mögli­chen Effekts der zuneh­men­den Hitze auf ihre Gesund­heit.

Klimawandel Wueste
Die Wüste ist auf dem Vormarsch

Was können einzelne Menschen machen, um bei Hitze­pe­ri­oden auf ihre Gesund­heit zu achten?

Auch Einzel­per­so­nen können eine Rolle spielen, unter anderem indem sie ihr persön­li­ches Schutz­ver­hal­ten verbes­sern. Zu den Schutz­maß­nah­men, die an heißen Tagen umgesetzt werden können gehören unter anderem:

  • Mehr trinken
  • Ein gutes Sonnen­schutz­mit­tel zum UV-Schutz verwen­den
  • Hautbe­de­ckende Kleidung tragen
  • Sport und andere Arten körper­li­cher Belas­tung bei erhöh­ter Atemluft­be­las­tung vermei­den

Zudem stehen einige Infor­ma­ti­ons­dienste zur Verfü­gung, wodurch belas­tende Umwelt­s­fak­to­ren wie zum Beispiel Pollen, UV-Strah­len, Hitze und Luftqua­li­tät einge­schätzt werden können.

Günster bemerkte: „Vorhan­dene Infor­ma­ti­ons- und Frühwarn­sys­teme zu Umwelt­be­las­tun­gen könnten noch deutlich inten­si­ver genutzt werden. Diese Dienste können das indivi­du­elle Risiko­be­wusst­sein schär­fen und somit helfen, Gefähr­dun­gen besser zu bewäl­ti­gen“.

Weitere Hinweise sind in unserem Artikel ‚Tipps zum Umgang mit Hitze­wel­len‘ zu finden.

Quelle: Wissen­schaft­li­ches Insti­tut der AOK (WIdO), Deutscher Pflege­rat