OMW: One-Minute-Wonder.
One-Minute-Wonder-Beauf­tragte im HDZ NRW. Bild: Armin Kühn

Halte­punkt Blutgas­ana­lyse. Während das Messge­rät auf der herzchir­ur­gi­schen Inten­siv­sta­tion im HDZ NRW die Gasver­tei­lung, den pH-Wert und den Säure-Basen-Haushalt der Blutprobe berech­net, starrt die zustän­dige Pflege­fach­kraft während der kurzen Warte­zeit keines­falls die Wand an. Vielmehr landet der Blick auf einer in Augen­höhe angebrach­ten Lernta­fel, die eines von vielen Themen aus dem Pflege­be­reich veran­schau­licht. „Man kennt das vom Schlan­ge­ste­hen“, erklärt Lars Krüger das neue Lernkon­zept. „Hier kann ich die kurze Warte­zeit sinnvoll nutzen. Wie war das noch? Hab ich das schon gewusst?“ Die Erfah­run­gen zeigen, dass 60 Sekun­den ausrei­chen, um wichtige Grund­sätze aus dem Pflege­all­tag zu lernen oder zu wieder­ho­len.

„One Minute Wonder“, kurz OMW, heisst das Vorbild, das in Großbri­tan­nien bereits Schule gemacht hat und das Krüger als Fachge­sund­heits- und Kranken­pfle­ger für Inten­siv­pflege und Anästhe­sie vor zwei Jahren als Pilot­pro­jekt im Rahmen seines berufs­be­glei­ten­den Studi­ums der Pflege­wis­sen­schaft auf der Inten­siv­sta­tion vorstel­len durfte. Entdeckt wurde die Methode von der Fort- und Weiter­bil­dungs-beauf­trag­ten im HDZ NRW. Sie war im Rahmen von Recher­chen zu alter­na­ti­ven Lernme­tho­den auf eine engli­sche Veröf­fent­li­chung zum Thema aufmerk­sam gewor­den.

Themen aus der tägli­chen Praxis kompakt vermit­telt

Pflege­kräfte des Herz-und Diabe­tes­zen­trums (HDZ) NRW setzen ein Zeichen für aktive Fortbil­dung und haben dieses Lernsys­tem bei ihnen etabliert – „Nachah­mer sind erwünscht“, heißt es in ihrer Mittei­lung. Nach durch­weg positi­ven Rückmel­dun­gen steht heute im HDZ NRW ein beacht­li­cher Themen­pool von 100 übersicht­li­chen Plaka­ten zur Verfü­gung. Allesamt folgen diese einem einheit­li­chen Muster. „Texte und Grafi­ken sind übersicht­lich und inner­halb von einer Minute zu erfas­sen“, fasst Krüger die wichtigs­ten Punkte zusam­men. „Die Themen stammen aus der tägli­chen Praxis, denn genau hier werden sie ja auch benötigt. Und auf der Rückseite dürfen die verwen­de­ten Quellen nicht fehlen.“ Zwei Mitar­bei­ter kümmern sich abtei­lungs­über­grei­fend um den regel­mä­ßi­gen Aushang und die struk­tu­rierte Erwei­te­rung der Themen­be­rei­che. Unter­stüt­zung erhal­ten sie dabei von jeweils zwei engagier­ten Kolle­gen auf den jewei­li­gen Inten­siv­sta­tio­nen, auch OMW-Beauf­tragte genannt.

OMWs können und sollen von allen inter­es­sier­ten Pflegen­den erstellt werden. Sie erhal­ten dabei beratende Unter­stüt­zung. Eine Auswer­tung zu Akzep­tanz und Verbes­se­rungs­mög­lich­kei­ten Ende des vergan­ge­nen Jahres hat ergeben, dass sich 44,4 % der Befrag­ten an die Inhalte eines OMW-Plaka­tes erinnern. Ebenso viele gaben an, dass ihnen die Infor­ma­tio­nen im Pflege­all­tag gehol­fen haben. Damit war das Projekt­team von vier Studie­ren­den, welches sich an der Hochschule Osnabrück im Rahmen des Studi­en­gangs Pflege­wis­sen­schaft (B.A.) bildete und die Auswer­tung vornahm, sehr zufrie­den.

Der nächste Schritt ist bereits geplant

Das hausin­terne Netzwerk hat sich inzwi­schen so gut bewährt, dass die Initia­to­ren den nächs­ten Schritt planen: Der Wissens­trans­fer soll über das HDZ NRW hinaus­füh­ren. „Warum sollte nicht wie in England auch unser gutes Beispiel bundes­weit Schule machen?“ fragt Krüger, der sich eine Online-Lernplatt­form vorstellt, mit der die Univer­si­täts­kli­nik HDZ NRW ihr enormes Know How aus dem Pflege­all­tag in gebün­del­ter Form auch anderen Häusern zur Verfü­gung stellt. Von der Geschäfts­füh­rung und den Pflege­dienst­lei­tun­gen im HDZ NRW gab es bereits grünes Licht für den künfti­gen Online-Bereich, der voraus­sicht­lich im kommen­den Frühjahr schon bereit­ge­stellt werden soll.

Quelle: idw