
Ein Pflegegrad ist grundsätzlich notwendig, um Geld- und Sachleistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen zu können. Es gibt fünf Pflegegrade, welche Höhe und Art der Pflegeleistungen wie Pflegegeld oder Hilfsmittel bestimmen. Um einen Pflegegrad zu erhalten, muss ein Antrag auf Pflegeleistungen bei der Pflegekasse gestellt werden und ein Formular mit Fragen rund um die aktuelle Pflegesituation beantwortet werden. Die gesetzliche Pflegekasse beauftragt daraufhin den Medizinischen Dienst (MD), welcher in der Regel zur Begutachtung der Pflegebedürftigkeit zu den Antragstellern nach Hause kommt. Private Pflegeversicherungen entsenden die Medicproof GmbH.
Pflegegrade orientieren sich nicht an bestimmten Diagnosen oder Behinderungen, sondern an konkreten Auswirkungen im Alltag. In welchen Pflegegrad eine pflegebedürftige Person eingeteilt wird, hängt von ihrer Selbstständigkeit und bestimmten Fähigkeiten und Verhaltensweisen ab. Eine Ausnahme besteht für Menschen, die beide Arme und beide Beine nicht bewegen können und somit automatisch in den höchsten Pflegegrad 5 eingeteilt werden. Besondere Regelungen bei der Pflegegrad-Ermittlung gelten darüber hinaus für Kinder in verschiedenen Entwicklungsstadien. Es ist ratsam, den Pflegegrad berechnen zu lassen, bevor beispielsweise eine Pflegeeinrichtung gewählt wird.
Wie lässt sich der Pflegegrad berechnen?
Der Pflegegrad wird generell nach einem standardisierten Verfahren berechnet. Begutachtet werden die folgenden sechs Module, die insgesamt 64 Kriterien umfassen und nach einem Punktesystem bewertet und gewichtet werden.
- Mobilität: Auf dem Prüfstand steht die Beweglichkeit der pflegebedürftigen Person, zum Beispiel ob und inwieweit sie selbstständig in der Lage ist, im Bett die Position zu wechseln, sich innerhalb der Wohnung fortzubewegen oder Treppen zu steigen.
- Kognitive und kommunikative Fähigkeiten: Begutachtet werden das Denk- Erinnerungs‑, Beurteilungs- und Kommunikationsvermögen, zum Beispiel ob die Person ihr nahestehende Menschen erkennen oder sich an Ereignisse erinnern kann, die erst kurz oder schon länger zurückliegen. Auch die Fähigkeit zusammenhängende Alltagsroutinen wie Waschen und Ankleiden zu bewältigen oder Entscheidungen zu treffen, sind Prüfungskriterien in diesem Modul.
- Verhaltensweisen und psychische Belastung: Es wird geprüft, ob auffälliges Verhalten wie zielloses Herumirren oder Aggression – physisch wie verbal – vorkommt. Die psychische Verfassung wird zum Beispiel im Hinblick auf Wahnvorstellungen oder Depressionen in Augenschein genommen.
- Selbstversorgung: In diesem Modul geht es um Fähigkeiten, die den eigenen Körper betreffen, zum Beispiel Eigenständigkeit bei der Körperpflege, beim Ankleiden, der Ernährung oder beim Toilettengang.
- Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen: Zu den hier untersuchten Anforderungen zählen etwa die Einnahme von verordneten Medikamenten, Injektionen, das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder die Wundversorgung. Betrachtet wird dabei jeweils auch das Maß an benötigter Unterstützung.
- Gestaltung des Alltagslebens: Im letzten Modul geht es um Tagesstruktur und Umgang mit Veränderungen. Festgestellt wird zum Beispiel, ob die pflegebedürftige Person Tagesroutinen folgen, soziale Kontakte pflegen und sich selbst beschäftigen kann.
Wie geht es nach der Pflegebegutachtung weiter?
Nach der Begutachtung vor Ort erhält die Pflegekasse das Gutachten und stellt den Pflegegrad gemäß Punktesystem fest.
Die Antragsteller erhalten schließlich einen Bescheid von der Pflegekasse, der die Leistung bewilligt oder den Antrag ablehnt. Falls sie mit der Einstufung oder gegebenenfalls Ablehnung eines Pflegegrads nicht einverstanden sind, können die Antragsteller Widerspruch gegen den Bescheid einlegen. Auch beim Medizinischen Dienst besteht die Möglichkeit, Beschwerde rund um die Begutachtung einzulegen.
Pflegegrad berechnen im Internet
Mit speziellen Tools im Internet lässt sich der Pflegegrad berechnen und einschätzen, welche Leistungen einem zustehen. Ein solcher Pflegegrad-Rechner, wird etwa von der Verbraucherzentrale zur Verfügung gestellt. Dieser berücksichtigt das standardisierte Verfahren der Pflegebegutachtung. Die Ergebnisse sind zwar nicht verbindlich und ersetzen nicht die Begutachtung durch einen bestellen Experten. Sie können Betroffenen aber Anhaltspunkte liefern und bei der Vorbereitung auf eine Begutachtung helfen.
FAQ
Was ist ein Pflegegrad?
Der Pflegegrad ist eine Einstufung der Pflegebedürftigkeit. Faktoren, nach denen der Pflegegrad berechnet wird, sind die Selbstständigkeit, bestimmte Verhaltensweisen und Fähigkeiten einer pflegebedürftigen Person. Der Pflegegrad bestimmt die Höhe und Art der Pflegegeld- und Sachleistung aus der Pflegeversicherung.
Wie wird der Pflegegrad berechnet?
Der Pflegegrad basiert auf einem standardisierten Verfahren zur Pflegebegutachtung. Bewertet und gewichtet werden 64 Kriterien in sechs Modulen. Die Begutachtung erfolgt auf Antrag bei der Pflegekasse und wird vom Medizinischen Dienst oder der Medicproof GmbH durchgeführt.
Wie viele Pflegegrade gibt es?
Es gibt fünf Pflegegrade, die geringe bis schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit oder Fähigkeiten definieren.