Wie stark das Unterbewusstsein und im Laufe des Lebens gemachte Erfahrungen in das Verhalten im Hier und Jetzt hineinwirken, demonstrierte Reka Markus, leitende Oberärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotraumatologie an der LVR-Klinik Köln, gleichzeitig Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, DBT-Therapeutin (DDBT) und Spezielle Psychotraumatherapie (DeGPT), anhand von Ausschnitten aus dem liebevoll gemachten Disney-Animationsfilms „Alles steht Kopf“. Dieser stellt die Gehirnprozesse aus Sicht der im Film figürlich dargestellten Basisemotionen Freude, Wut, Angst, Ekel und Kummer dar, welche als Team die Geschicke des Hauptcharakters der Geschichte, einem elfjährigen Mädchen, lenken. „Unsere Gewohnheiten, unsere Sozialisierung sind so stark, dass sie uns steuern. Die Kindheitserfahrungen stecken in uns drin. Es ist daher wichtig, Techniken zu lernen, um zu erkennen, was in unserem Körper läuft.“
Den Seminar-Teilnehmern gab sie das Rüstzeug mit, zu erkennen, warum wir in bestimmten Situationen manchmal so handeln, wie wir es eigentlich nicht wollen. Sinnvoll sei es, achtsam zu sein und negative Emotionen bewusst abzuschwächen, indem man das Denken, das Handeln und die Körperhaltung bewusst entgegengesetzt der negativen Gewohnheiten einsetzt.
„Selbstwert kann man lernen wie Mathematik“, ist die Ärztin überzeugt. „Manchmal hilft es schon, sich mit Krone und Zepter vor den Spiegel zu stellen. Denn das Gehirn speichert die Information sofort ab.“ Auch ein beidhändiger Griff ans Herz kann in Unsicherheits-Situationen Wunder wirken. Bei Grübelprozessen – also langem, kreisendem, letztlich ergebnislosen Nachdenken – helfe es hingegen, bewusst „Stopp“ zu sagen. „Macht es JETZT Sinn, darüber nachzudenken? Das sollte Ihre Schlüsselfrage sein.“
Im Kontakt mit Mitmenschen komme es darauf an, zu erkennen, was diese wollen, sowie was man selbst will: Es gelte, Emotionen, Wünsche und Bedürfnisse klar zu äußern, aber die Kompromissfähigkeit beizubehalten. Freundlichkeit, Interesse am Gegenüber zeigen, dessen Standpunkt selbst bei gegenteiliger eigener Überzeugung anzuerkennen sowie eine entspannte Atmosphäre zu schaffen (die sogenannten „LIVE-Fähigkeiten“ Lächeln, Interesse, Validieren, Easy-Nehmen) sind hierbei Schlüsseltechniken, ebenso wie die Verhandlung-Skills „FAIR“ (Fairness zu sich selbst und anderen, Akzeptanz des jeweils anderen Standpunkts, Innere Werte beim eigenen Handeln berücksichtigen, Realitäten anerkennen). Und nicht zuletzt: „In Zeiten, wo einem Freiheiten genommen werden, hilft es, die Freiheiten auszuleben, wo immer es geht.“