Streik
Laureen Gerold (28), Kranken­pfle­ge­rin Bild: Alexan­der Meyer-Köring
  • Laureen Gerold (28), Kranken­pfle­ge­rin

„Ich arbeite seit fünf Jahren in der Pflege und bin heute hier, weil wir massivst entlas­tet werden müssen. Ich möchte nicht nach sieben Jahren ausge­brannt aus dem Beruf wieder raus gehen. Es ist ein wunder‑, wunder­schö­ner Beruf! Ich liebe es einfach, es macht mich sehr glück­lich.

Und es ist sehr schlimm, dass ich das vielleicht nicht bis zur Rente machen kann – ganz einfach weil es viel zu anstren­gend ist. Die Bedin­gun­gen müssen sich ändern. Wir brauchen mehr Perso­nal, mehr Zeit für unserer Patien­tIn­nen, mehr Zeit für Anlei­tung für Auszu­bil­dende. Ich will eigent­lich nur mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass ich meine Patien­tIn­nen gut versorgt habe. Und nicht die Dinge liegen lassen müssen.

Ich möchte auch Pause machen, ich will auf Toilette gehen und im Nacht­dienst 10 Stunden nicht nur laufen. Wenn ich nur durch­ackern muss, nicht mehr voll auf der Höhe bin, wie soll ich dann gut für meine Patien­tIn­nen da sein? Mir muss es gesund­heit­lich gut gehen, damit es auch den Patien­tIn­nen gut geht!“

Streik
Ingo Zehner (52), Kranken­pfle­ger Bild: Alexan­der Meyer-Köring
  • Ingo Zehner (52), Kranken­pfle­ger

„Seit 25 Jahren bin ich im Beruf und ich merke, dass die Arbeits­ver­dich­tung immer größer wird. Quali­tät lässt deutlich nach. Meine Kolle­gen und ich haben keine Kraft mehr. Während der Corona-Hochphase hatten wir einen deutli­chen Perso­nal­ver­lust von 30 Prozent, weil die Menschen es einfach nicht mehr geschafft haben.

Die Arbeits­ver­dich­tung hat in all den Jahren zugenom­men. Es ist ein Riesen­pro­blem, gegen das nichts getan wurde. Deshalb sind wir hier im Streik und auf der Straße und setzen ein Zeichen. Wir hatten unseren Arbeit­ge­bern 100 Tage Zeit gelas­sen, damit sie in Ruhe mit uns verhan­deln können. Die Zeit haben sie verstrei­chen lassen und das macht mich richtig sauer! Die Patien­ten­ver­sor­gung leidet – und das hätte nicht sein müssen!“

Streik
Ana Valen­tin (51), Inten­siv­pfle­ge­rin Bild: Alexan­der Meyer-Köring
  • Ana Valen­tin (51), Anäste­sie-Fachkraft und Inten­siv­pfle­ge­rin

„Ich bin seit 30 Jahren in der Pflege. Jetzt arbeite ich nur noch in Teilzeit, weil es aufgrund des Perso­nal­man­gels einfach nicht mehr zu schaf­fen ist. Ich bin heute hier, weil wir kämpfen müssen! Die Politik hatte soviel Zeit, uns entge­gen zu kommen. Sagen so Sachen wie: Klatschen war gestern, wir stellen mehr Perso­nal ein…nichts ist passiert!

Die Arbeit­ge­ber haben das Ultima­tum vertrei­chen lassen – also sind wir in den unbefris­te­ten Streik gegan­gen. Erst gestern wurde ein wenig verhan­delt, so kann man es wohl nennen. Es gab aber keine Diskus­sion, nur eine Anhörung auch über das Thema Refinan­zie­rung. Man hält uns die ganze Zeit hin!

Beleg­schaf­ten aus sechs Uniklin­ken sind heute hier in Köln. Wir machen das ja auch für die Jugend, die nachkommt. Die soll nicht frustriert früh wieder aus dem Beruf ausstei­gen. Es geht schlicht um mehr Perso­nal, es geht um Entlas­tung. Dass wir, wenn wir unter­be­setzt arbei­ten einen Ausgleich bekom­men – nicht finan­zi­ell! Es ist wichtig zu sagen: es geht nicht ums Geld. Es geht um mehr Perso­nal! Und das nicht nur in der Pflege, sondern in allen Berei­chen im Kranken­haus wie z.B. Küche oder Labor. Alle sind heute hier.“

Streik
Vincent Schwa­be­dis­sen (19), Auszu­bil­den­der im 2. Lehrjahr zum Kranken­pfle­ger Bild: Alexan­der Meyer-Köring
  • Vincent Schwa­be­dis­sen (19), Auszu­bil­den­der im 2. Lehrjahr zum Kranken­pfle­ger

„Was massiv auffällt, ist der Mangel an Praxis­an­lei­tung! Seit der Reform mit der genera­li­sier­ten Ausbil­dung müssen wir 10 Prozent Praxis­an­lei­tung erhal­ten. Viele von uns Azubis hängen da jetzt schon hinter­her, es fehlt an Perso­nal, das uns ausbil­den kann.

Keine Zulas­sung zum Examen droht uns, wenn die Quote nicht erfüllt werden kann. Unser Kernthema als Azubis ist: wir fordern Leute, die uns quali­fi­ziert anlei­ten! Auch brauchen wir mehr Dozen­ten, damit die Kurse wieder kleiner werden, die sind zu groß. 15 Azubis pro Dozent – dann können wir gut durchs Examen kommen.

Unter den momen­ta­nen Bedin­gun­gen werde ich den Beruf nicht bis zur Rente durch­zie­hen. Ich bin jetzt schon sicher, dass ich reduziert arbei­ten werden, vielleicht auf 75 Prozent – sobald ich mit der Ausbil­dung durch bin. Ich finde die Arbeits­be­las­tung einfach nicht zumut­bar.

Das Geld reicht mir bei einer 75-Prozent-Stelle, warum sollte ich mich mit 100 Prozent kaputt malochen? Bis zur Rente werde ich das sicher nicht machen. Ich bin in der Pflege, weil ich einen Beruf ergrei­fen möchte, wo ich meinen Mitmen­schen helfen kann und soziale Verant­wor­tung übernehme. Und nicht Banker werden eben.“