Eingeführt werden soll die sogenannte Generalistik, das heißt die Zusammenlegung von Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und Altenpflege zu einem einheitlichen Ausbildungsgang. Nach der heutigen ersten Lesung wird der Gesetzentwurf erst einmal in den Gesundheitsausschuss überwiesen.
Der einheitliche Ausbildungsgang soll geschaffen werden, weil sich die Inhalte der bisher verschiedenen Ausbildungen zunehmend überschneiden – argumentieren die Befürworter. So werden in der Krankenpflege im Krankenhaus mittlerweile viele altenpflegerische Tätigkeiten verlangt und umgekehrt in der Altenpflege viele krankenpflegerische Tätigkeiten. Die Kritiker halten dagegen, dass in einer zunehmend spezialisierten Gesellschaft auch deutlich spezialisiertere Ausbildungen gebraucht werden würden.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sprach sich in der Debatte dafür aus, die Generalistik jetzt gemeinsam anzugehen. Jüngst wurden von seinem Ministerium auch Eckpunkte einer neuen Ausbildungsverordnung vorgelegt. Gröhe erinnerte daran, dass sich auch die privaten Anbieter um den bpa im Jahr 2009 für die Generalistik ausgesprochen haben.
Er erläuterte, dass auch Hauptschüler den Weg der generalistischen Ausbildung gehen könnten. Die Ausbildungsinhalte würden im Übrigen davon bestimmt, was morgen in der Praxis relevant werde. Eine vollständige Akademisierung des Pflegeberufs, wie von einigen gefordert, erteilte Gröhe hingegen eine Absage.
Lauterbach: „Viel Geld in Pflege investiert“
Die Abgeordnete Elisabeth Scharfenberg (Bündnis 90/Die Grünen) zählt zu den jüngsten und schärfsten Kritikerinnen des Gesetzesvorhabens. Sie verwies darauf, dass bei dem Gesetzesvorlagen mit allerlei unbelegten Behauptungen gearbeitet werde und die Generalistik so zur eierlegenden Wollmilchsau stilisiert werde. In drei Jahren lernten die Auszubildenden von allem ein bisschen, die richtige Spezialisierung müssten sie dann später im Beruf selbst bezahlen. Es fehlt an Spezialwissen, Bildungslücken entstünden. Weil die Bundesregierung die wirklichen Probleme ausblende und auch weitere wie die Verfassungsmäßigkeit oder die Finanzhoheit der Länder vernachlässige, habe sie jetzt ein Moratorium angeschoben – so Scharfenberg.
Der Abgeordnete der Linkspartei, Harald Weinberg, wies in seinem Statement unter anderem darauf hin, dass den Auszubildenden keine Mitbestimmung zustünde. Der Gesundheitsexperte der SPD-Fraktion, Karl Lauterbach, betonte, die Bundesregierung habe viel gemacht in den letzten Jahren für die Pflegeberufe, d.h. viel Geld investiert. Er plädierte dafür, dass die Vertiefung in ein Spezialgebiet – wie in der generalistischen Pflegeausbildung vorgesehen – viel früher erfolgen sollte.
3 Kommentare
Damit wird der Bundestag den Tot der Altenpflege beschließen. Das Gesetz geht an der Praxis vorbei
Katastrophe, der Pflegeberuf verkommt immer mehr und verliert an Ansehen. Wer will denn so einen Beruf noch ausüben? Eine Akademisierung, wie in den meisten anderen europäischen Ländern üblich ‚wäre angebracht.
Auch die Kinderkrankenpflege hat meiner Meinung nach Hauptsächlich Nachteile und kommt in vielen Debatten ja nur am Rande oder gleich gar nicht vor. Es wird immer nur von den „Alten“ geredet. Die einzige Berufsgruppe die evtl davon profitiert ist meiner Meinung nach die Krankenpflege weil sich nach der Ausbildung viele derer, die eigentlich an der Altenpflege interessiert sind, am Ende wegen der besseren Bezahlung für die Klinik entscheiden.
Ich persönlich glaube auch nicht das die Ausbildung dadurch attraktiver wird und mehr Leute anzieht…ganz im Gegenteil!