Ein Moratorium wird vonseiten Westerfellhaus' abgelehnt.
DPR-Präsi­dent Andreas Wester­fell­haus (li.) sieht keinen Grund für ein Morato­rium. Bundes­tags­ab­ge­ord­nete Elisa­beth Schar­fen­berg und NRW-Gesund­heits­mi­nis­te­rin Barbara Steffens (re.) (beide Bündnis90/Die Grünen) möchten damit das anste­hende Pflege­be­rufs­ge­setz aufschie­ben. Bild: DPR; Wikipe­dia; MGEPA NRW/Franklin Berger

Ganz anders sieht man die Angele­gen­heit beim Deutschen Pflege­rat (DPR): „Dem Gesetz­ent­wurf für eine genera­lis­ti­sche Pflege­aus­bil­dung geht eine fast zehn Jahre lange ausführ­li­che Diskus­sion voraus, bei der zahlrei­che Argumente des Für und Wider eines solchen Schritts abgeklopft wurden“, setzt DPR-Präsi­dent Andreas Wester­fell­haus den Kriti­kern entge­gen, die jetzt über ein Morato­rium eine Ausset­zung des Gesetz­ge­bungs­ver­fah­rens für das Pflege­be­rufs­ge­setz fordern.

Initi­iert wurde das Morato­rium durch die grüne Bundes­tags­ab­ge­ord­nete und Spreche­rin für Pflege- und Alten­po­li­tik, Elisa­beth Schar­fen­berg, und der NRW-Gesund­heits­mi­nis­te­rin Barbara Steffens (ebenfalls Bündnis 90/Die Grünen). Sie fordern erstens eine fundierte und umfas­sende Risiko­fol­gen­ab­schät­zung für die geplante Reform. Zweitens hätten die Kriti­ke­rin­nen gerne eine Aufschlüs­se­lung der Finan­zen. Drittens fordern sie mehr Zeit, damit der Verord­nungs­ent­wurf von Parla­ment, Ländern und Verbän­den gründ­lich gelesen werden kann. Und viertens fordern sie eben jenes Morato­rium.

Schar­fen­berg: „Keine Aufwer­tung der Pflege­be­rufe“

„Der vorlie­gende Gesetz­ent­wurf zur Reform der Pflege­be­rufe des BMFSFJ und des BMG lässt nicht erwar­ten, dass dadurch die notwen­dige Aufwer­tung der Pflege­be­rufe gelin­gen kann“, so Elisa­beth Schar­fen­berg. „Zu viele Fragen bleiben offen, zu viele Unwäg­bar­kei­ten tun sich auf, zu viele Unsicher­hei­ten werden geschaf­fen: Werden die Ausbil­dungs­in­halte aller drei bishe­ri­gen Pflege­be­rufe erhal­ten bleiben? Sind die vielen Praxis­ein­sätze umsetz­bar? Gibt es genug Kapazi­tä­ten bei den Schulen, den Praxis­stel­len und der Praxis­an­lei­tung? Wer wird unter den verän­der­ten Bedin­gun­gen überhaupt noch ausbil­den können und wollen?“

Andreas Wester­fell­haus vom Deutschen Pflege­rat mahnt dagegen in Berlin: „Wer jetzt die Reform der Pflege­aus­bil­dung auf Eis legt, der handelt in hohem Maße fahrläs­sig. Damit würde das Aus für eine moderne Form der Pflege­aus­bil­dung riskiert, die wir angesichts der demogra­fi­schen Entwick­lun­gen mehr denn je benöti­gen.“

DPR: „Es bleibt noch genügend Zeit, auch ohne ein Morato­rium“

„Der Deutsche Pflege­rat steht zu seiner Forde­rung nach einer genera­lis­ti­schen Ausbil­dung, damit sie den hohen Anfor­de­run­gen an den Beruf gerecht wird. Angesichts der Heraus­for­de­run­gen, die an die Pflege gestellt werden, können wir nicht alles beim Alten lassen. Viele der Genera­lis­tik zugeschrie­bene Folgen hätten wir im Übrigen auch, wenn wir die dringend erfor­der­li­che Reform der Ausbil­dung ohne Genera­lis­tik machen würden. Wir brauchen jetzt eine zukunfts­feste Reform, die nicht durch zu viele Kompro­misse mit den Beden­ken­trä­gern verwäs­sern werden sollte“, machte der Präsi­dent des Deutschen Pflege­rats deutlich.

„Die Genera­lis­tik“, merkte Wester­fell­haus an, „gilt für die Profes­sion Pflege“. Verwun­dert sei er daher schon, dass sich auch andere Berufs­grup­pen aus dem Gesund­heits­we­sen, wie zum Beispiel auf der Ärzte­seite, in die Diskus­sion einmi­schen. Anders­herum würde dies wohl zu einem Sturm der Entrüs­tung führen. „Im Rahmen des Gesetz­ge­bungs­ver­fah­rens bleibt noch genügend Zeit, um sich über wichtige Fragen sachlich auszu­tau­schen. Dafür brauchen wir kein Morato­rium“, sagte Wester­fell­haus abschlie­ßend.