Studie
Wie werden Dienst­pläne aufge­füllt, wenn Kräfte fehlen ab Mitte März? Bild: Photo 124594640 © Valerii Honcha­ruk – Dreamstime.com

Wenige Tage vor Inkraft­tre­ten der Corona-Impfpflicht für das Pflege­per­so­nal in Gesund­heits­ein­rich­tun­gen birgt eine Studie zu den Konse­quen­zen für die Versor­gung viel Spreng­stoff: Sollten Betre­tungs­ver­bote für ungeimpfte Beschäf­tigte tatsäch­lich konse­quent durch­ge­zo­gen werden, würden die Kapazi­tä­ten drama­tisch sinken. Laut der Ausar­bei­tung der Berli­ner Alice-Salomon-Hochschule (ASH) ist zu befürch­ten, dass die Einrich­tun­gen wegen der dann zwangs­weise ausschei­den­den Beschäf­tig­ten im Bundes­durch­schnitt 15,3 Prozent weniger Menschen pflege­risch versor­gen können werden. Aufgrund der Ergeb­nis­sen der Umfrage empfeh­len die Studien-Autoren um Prof. Dr. Johan­nes Gräske und Theresa A. Forbrig der Politik, stärker gezielte Aufklä­rung zu betrei­ben, sowie Notfall­pläne zu entwi­ckeln, falls die Versor­gung nicht mehr sicher­ge­stellt werden kann.

Beson­ders hoch ist der prognos­ti­zierte Rückgang in der ambulan­ten Pflege mit 19,9 Prozent. In der statio­nä­ren Langzeit­pflege ist der Rückgang der Betreu­ungs-Kapazi­tä­ten mit 5,9 Prozent dagegen vergleichs­weise moderat. Die Kranken­häu­ser liegen mit einem Minus von 13,1 Prozent in der Mitte zwischen den beiden Zweigen der Pflege. Bezogen auf die einzel­nen Versor­gungs­for­men würde das laut der Studi­en­au­toren bedeu­ten, dass in der ambulan­ten Pflege rund 200.000, in der statio­nä­ren rund 50.000 Plätze wegfie­len. In den Kranken­häu­sern könnten demnach – aufgrund der erheb­lich höheren Patien­ten­zah­len – sogar 2,5 Millio­nen Behand­lungs­fälle nicht mehr pflege­risch versorgt werden.

Studie: Neue Bundes­län­der beson­ders betrof­fen

Erwar­tungs­ge­mäß zeigt sich außer­dem – wie schon die Impfquo­ten der Bundes­län­der nahele­gen – ein deutli­ches Ost-West- sowie Süd-Nord-Gefälle inner­halb Deutsch­lands. So fallen in Sachsen (31,3 Prozent), Branden­burg (21,9) und Thürin­gen (21,5) die Rückgänge beson­ders drama­tisch aus, wenn Betre­tungs­ver­bote für ungeimpfte Beschäf­tigte in Kraft treten. Auch Sachsen-Anhalt, Bayern, Mecklen­burg-Vorpom­mern und Baden-Württem­berg liegen über dem Bundes­schnitt.

Für die am 25. Februar veröf­fent­lichte Studie befragte die Berli­ner Hochschule zwischen dem 23. Januar und 15. Februar bundes­weit ambulante und statio­näre Pflege­ein­rich­tun­gen sowie Kranken­häu­ser. Insge­samt 1823 ausge­füllte Frage­bö­gen flossen in die Erhebung ein, von Einrich­tun­gen, die insge­samt 128.722 Pflegende beschäf­ti­gen. Die Einrich­tun­gen wurden nach der aktuel­len Impfquote zum Stich­tag 15. Januar unter den Beschäf­tig­ten in ihren Häusern befragt.

Impfquote in Kranken­pflege höher als im ambulan­ter und statio­nä­rer Pflege

Laut der Studie betrug die Impfquote über alle Versor­gungs­ar­ten hinweg zum 15. Januar insge­samt 83,6 Prozent. Kranken­häu­ser liegen hier mit 88,2 Prozent vorne, gefolgt von statio­nä­ren Langzeit­pflege-Einrich­tun­gen (85,9) und ambulan­ten Pflege­diens­ten (82,4). Teils flossen von den Einrich­tun­gen genau erhobene Daten zurück, andere Häuser schätz­ten die Impfquote unter ihren Beschäf­tig­ten ledig­lich. Inter­es­sant hierbei war, dass die rückge­mel­de­ten Werte bei Einrich­tun­gen, die genaue Daten über den Impfsta­tus ihrer Mitar­bei­ter hatten, höher lagen als bei jenen, die die Quote ledig­lich schätz­ten.

Aus den vorlie­gen­den Werten traf das Studi­en­team eine Prognose, wo die Impfquote voraus­sicht­lich zum 15. März liegen wird – mit Hinblick etwa auf die politi­sche Debatte und den damit verbun­de­nen „Impfdruck“ auf Beschäf­tigte, sowie des damals vor der Zulas­sung stehen­den neuar­ti­gen Novavax-Impfstof­fes, der einen Teil der bisher zögern­den Perso­nen doch noch zu einer Impfung motivie­ren könnte. Dabei kam das Team auf eine voraus­sicht­li­che Gesamt-Impfquote der Pflege­kräfte von 87,2 Prozent – 82,0 Prozent in der ambulan­ten Pflege, 89,1 in der statio­nä­ren sowie 81,1 beim Kranken­pflege-Perso­nal.