Wir alle kennen es. Spätdienst, Nachtdienst, Frühdienst und zurück. Oft ist die Schichtfolge nicht den neuesten Erkenntnissen der Forschung angepasst und wenn doch reißt ein unvorhersehbarer Ausfall das ganze komplizierte Konstrukt in Stücke. Dazu kommt die Kompensation von Schichten durch zusätzliche Dienste, die Anrufe am oder vor dem freien Tag.
Untersuchungen hierzu wiesen schon im Jahr 2008 einen Zusammenhang zwischen Lebenserwartung und dem Arbeiten im Wechselschichtmodell nach. Es gibt zwar Schichtfolgen, welche die Auswirkungen auf die Gesundheit reduzieren, doch diese sind in im Dauernotstand des deutschen Pflegesystems kaum umsetzbar.
Arbeiten in Wechselschichten wird mit einer erhöhten Sterblichkeit aufgrund von Herz–Kreislauf– und Tumorerkrankungen gebracht. Außerdem können Erkrankungen des Magen–Darmtraktes, gestörte Stoffwechselfunktionen, ausgeprägte Schlafstörungen, depressive Stimmung, Angstzustände, Substanzkonsum, Beeinträchtigungen der Kognition und sogar Suizidgedanken verstärkt auftreten.
Wechselschicht hat großen Einfluss auf Lebensqualität
Erschwerend kommt in den Pflegeberufen hinzu, dass diese Schichten häufig mit einem hohen Arbeitsdruck einhergehen. Kein Wunder also, dass viele Kolleg:innen schon kurz nach der Ausbildung ihre Arbeitszeit reduzieren, um den Belastungen überhaupt standzuhalten.
Warum ist die Politik nicht bereit, angemessene Gehälter zu ermöglichen?
„Jeder wird sagen man kann Lebenszeit nicht in Geld aufwiegen. Die Frage muss umgekehrt lauten: Kann man die berufsinhärente Verkürzung der Lebenszeit unvergütet lassen? Wir finden eindeutig nein!“, sagt Selina Mooswald, die kommissarische stellvertretende Bundesvorsitzende des BochumerBund.
„Der erste Schritt wäre zuerst die Sicherstellung einer angemessenen Bezahlung. Der BochumerBund hat hierzu klare Vorstellungen. Nicht aus der Luft gegriffen, sondern aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen“ führt Mooswald weiter aus.
„Deshalb macht es für uns auch keinen Sinn, das x–te Land zu ersuchen, uns gut ausgebildete Pflegefachpersonen zu überlassen. Es gibt sehr viele gute Gründe, warum brasilianische Pflegefachpersonen in andere Länder als die Bundesrepublik gehen sollten. Höhere Löhne, einfachere Einreise, bessere Personalschlüssel und weniger berufsfremde Tätigkeiten finden diese Pflegefachpersonen in vielen Ländern, die ebenfalls einen Bedarf an diesen Menschen haben. Die Pflegefachpersonen aus Brasilien werden ebenso in andere Länder gehen wie die Pflegefachpersonen aus Spanien, Portugal, aus dem Kosovo, von den Philippinen, aus Mexiko und aus China“, ergänzt Mooswald.
Wir fordern die Politik dazu auf, endlich die Arbeitsbedingungen und die angemessene Vergütung von Pflegefachpersonen in unserem Land anzupassen. Wir als BochumerBund stehen als Ansprechpartner mit einer hohen fachlichen Expertise bereit.