Ist die Ernährung in vollstationären Pflegeeinrichtungen ausreichend ausgewogen?
Ist die Ernäh­rung in vollsta­tio­nä­ren Pflege­ein­rich­tun­gen ausrei­chend ausge­wo­gen? Bild: LubosHouska/Pixabay.com

Beim Thema Ernäh­rung haben vollsta­tio­näre Pflege­ein­rich­tun­gen offen­bar Nachhil­fe­be­darf. In einer gemein­sa­men Presse­mit­tei­lung der Ersatz­kas­sen Sachsen von Anfang Oktober wird bemän­gelt, dass trotz verschie­de­ner Standards und Leitli­nien zur ausge­wo­ge­nen Ernäh­rung weiter­hin Defizite in den Einrich­tun­gen bestehen. Leider fehlt es hierzu jedoch an einer umfas­sen­den Daten­lage. Ändern soll dies nun ein von den Ersatz­kas­sen in Sachsen geför­der­tes Projekt der parikom GmbH in Koope­ra­tion mit dem Paritä­ti­schen Sachsen.

Im Rahmen des Projekts sollen bis Februar 2022 eine Ist-Stand-Erhebung durch­ge­führt und zentrale Fragen geklärt werden:

  • Wie ausge­wo­gen ist das Verpfle­gungs­an­ge­bot in der statio­nä­ren Pflege?
  • Welche Rahmen­kon­zepte bzw. zur ausge­wo­ge­nen Ernäh­rung, Essat­mo­sphäre etc. sind in der statio­nä­ren Pflege vorhan­den?
  • Inwie­weit werden aktuelle Quali­täts­stan­dards bzw. Leitli­nien zur ausge­wo­ge­nen Ernäh­rung in der statio­nä­ren Pflege umgesetzt?

Anja Schind­helm, Leite­rin des Projekts, erhofft sich ähnli­che Erfolge wie bei einem vergan­ge­nen Projekt zur Ermitt­lung der Ernäh­rungs­weise in der statio­nä­ren Jugend­hilfe. „Mit Befra­gun­gen von Einrich­tungs­lei­tun­gen und Fachkräf­ten konnten wir schließ­lich in der Jugend­hilfe ein sehr diffe­ren­zier­tes Bild zeich­nen, wo die Hürden, aber auch Ansatz­punkte liegen, um die ausge­wo­gene Ernäh­rung zu beför­dern. Genauso konstruk­tiv möchten wir mit den statio­nä­ren Pflege­ein­rich­tun­gen in Sachsen arbei­ten“, so Schind­helm.

Auch Bianca Stephan, Verant­wort­li­che für Gesund­heits­för­de­rung in der Landes­ver­tre­tung des Verban­des der Ersatz­kas­sen (vdek), betont, dass ausge­wo­gene Ernäh­rung und die diesbe­züg­li­chen Wünsche von Bewoh­nern mehr Aufmerk­sam­keit brauchen: „In Sachsen leben 60.000 Pflege­be­dürf­tige in statio­nä­ren Pflege­ein­rich­tun­gen. Doch es gibt wenig Wissen darüber, wie gut die Verpfle­gung dort ist.“

DGE-Auswer­tung bestä­tigt Mangel­er­näh­rung in Kranken­häu­sern und Pflege­hei­men

Dass dies nicht nur ein Problem in Sachsen ist, zeigte auch eine Auswer­tung aus dem vergan­ge­nen Jahr der DGE und der DGEM (Deutsche Gesell­schaft für Ernäh­rungs­me­di­zin) im Rahmen der Statis­ti­ker­he­bun­gen für den nächs­ten DGE-Ernäh­rungs­be­richt. Die Rechts­de­pe­sche berich­tete hierüber. Demnach seien zu viele Patien­ten oder Heimbe­woh­ner mangel­er­nährt. Die Mangel­er­näh­rung traf auf insge­samt bis zu 30 Prozent der Kranken­haus­pa­ti­en­ten und auf 25 Prozent der Pflege­heim­be­woh­ner zu. Auch im Vergleich zu anderen europäi­schen Ländern schnit­ten die deutschen Gesund­heits­ein­rich­tun­gen in dieser Hinsicht schlech­ter ab.

Befra­gun­gen laufen bis Ende 2021

Für das Projekt der Ersatz­kas­sen Sachsen sollen nun nach der coronabe­dingt verzö­ger­ten Start­phase sächsi­sche Pflege­ein­rich­tun­gen für die Mitwir­kung gewon­nen werden. Bis Ende 2021 werden Heimlei­tun­gen, Küchen­lei­tun­gen und Heimbei­räte zu ernäh­rungs­spe­zi­fi­schen Aspek­ten in der jewei­li­gen Einrich­tung befragt. Zudem erfolgt in ausge­wähl­ten Einrich­tun­gen die Analyse von Speise­plä­nen anhand von Quali­täts­kri­te­rien der Deutschen Gesell­schaft für Ernäh­rung.

Die Ergeb­nisse und daraus abgelei­tete Bedarfe werden in einem öffent­lich zugäng­li­chen Projekt­be­richt zusam­men­ge­fasst. Zudem sollen Beispiele die Situa­tion illus­trie­ren und erste Impulse für die prakti­sche Umset­zung dienen.

Quelle: vdek