Beim Thema Ernährung haben vollstationäre Pflegeeinrichtungen offenbar Nachhilfebedarf. In einer gemeinsamen Pressemitteilung der Ersatzkassen Sachsen von Anfang Oktober wird bemängelt, dass trotz verschiedener Standards und Leitlinien zur ausgewogenen Ernährung weiterhin Defizite in den Einrichtungen bestehen. Leider fehlt es hierzu jedoch an einer umfassenden Datenlage. Ändern soll dies nun ein von den Ersatzkassen in Sachsen gefördertes Projekt der parikom GmbH in Kooperation mit dem Paritätischen Sachsen.
Im Rahmen des Projekts sollen bis Februar 2022 eine Ist-Stand-Erhebung durchgeführt und zentrale Fragen geklärt werden:
- Wie ausgewogen ist das Verpflegungsangebot in der stationären Pflege?
- Welche Rahmenkonzepte bzw. zur ausgewogenen Ernährung, Essatmosphäre etc. sind in der stationären Pflege vorhanden?
- Inwieweit werden aktuelle Qualitätsstandards bzw. Leitlinien zur ausgewogenen Ernährung in der stationären Pflege umgesetzt?
Anja Schindhelm, Leiterin des Projekts, erhofft sich ähnliche Erfolge wie bei einem vergangenen Projekt zur Ermittlung der Ernährungsweise in der stationären Jugendhilfe. „Mit Befragungen von Einrichtungsleitungen und Fachkräften konnten wir schließlich in der Jugendhilfe ein sehr differenziertes Bild zeichnen, wo die Hürden, aber auch Ansatzpunkte liegen, um die ausgewogene Ernährung zu befördern. Genauso konstruktiv möchten wir mit den stationären Pflegeeinrichtungen in Sachsen arbeiten“, so Schindhelm.
Auch Bianca Stephan, Verantwortliche für Gesundheitsförderung in der Landesvertretung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek), betont, dass ausgewogene Ernährung und die diesbezüglichen Wünsche von Bewohnern mehr Aufmerksamkeit brauchen: „In Sachsen leben 60.000 Pflegebedürftige in stationären Pflegeeinrichtungen. Doch es gibt wenig Wissen darüber, wie gut die Verpflegung dort ist.“
DGE-Auswertung bestätigt Mangelernährung in Krankenhäusern und Pflegeheimen
Dass dies nicht nur ein Problem in Sachsen ist, zeigte auch eine Auswertung aus dem vergangenen Jahr der DGE und der DGEM (Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin) im Rahmen der Statistikerhebungen für den nächsten DGE-Ernährungsbericht. Die Rechtsdepesche berichtete hierüber. Demnach seien zu viele Patienten oder Heimbewohner mangelernährt. Die Mangelernährung traf auf insgesamt bis zu 30 Prozent der Krankenhauspatienten und auf 25 Prozent der Pflegeheimbewohner zu. Auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schnitten die deutschen Gesundheitseinrichtungen in dieser Hinsicht schlechter ab.
Befragungen laufen bis Ende 2021
Für das Projekt der Ersatzkassen Sachsen sollen nun nach der coronabedingt verzögerten Startphase sächsische Pflegeeinrichtungen für die Mitwirkung gewonnen werden. Bis Ende 2021 werden Heimleitungen, Küchenleitungen und Heimbeiräte zu ernährungsspezifischen Aspekten in der jeweiligen Einrichtung befragt. Zudem erfolgt in ausgewählten Einrichtungen die Analyse von Speiseplänen anhand von Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Die Ergebnisse und daraus abgeleitete Bedarfe werden in einem öffentlich zugänglichen Projektbericht zusammengefasst. Zudem sollen Beispiele die Situation illustrieren und erste Impulse für die praktische Umsetzung dienen.
Quelle: vdek