#1: Funktion und Wirkung der Kompressionsbehandlung
Die Kompressionsbehandlung ist eine Therapieform, die durch lokalen Druck auf das venöse Beingefäßsystem eine Steigerung der Fließgeschwindigkeit des Blutes herbeiführt.
Dieser Druck kann beispielsweise durch das Bandagieren des Beines mit Kompressionsbinden oder durch das Tragen von speziellen medizinischen Strümpfen erzeugt werden. Je nach Therapieziel extistieren noch weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Anwendung von Geräten zur Intermittierenden Pneumatischen Kompression (IPK).
Die Wirkungsweise der Kompressionsbehandlung lässt sich dabei recht schnell erklären: Durch die Kompression wird der Umfang der blutleitenden Gefäße, die sich unterhalb des Kompressionsbereichs liegen, verringert. Durch den geringeren Gefäßumfang erhöht sich auf physikalische Weise die Fließgeschwindigkeit des Blutes.
#2: Verschiedene Formen der Kompressionstherapie
Es gibt unterschiedliche Formen der Kompressionstherapie. Am bekanntesten sollte die Anwickelung von speziellen Binden sein. Wichtig ist, dass die Wickelung fachgerecht erfolgt und so das geforderte Druckprofil erreicht wird.
Ebenfalls sehr häufig anzutreffen ist das Tragen nach Maß angefertigter oder passender Kompressionsstrümpfe. Auch hier gilt es besondere Sorgfalt walten zu lassen: So muss darauf geachtet werden, ob die Strümpfe auch wirklich passen (das heißt genaue Abmessung der Beine ist erforderlich) und dass die Strümpfe faltenfrei angelegt werden. Darüber hinaus gilt: Strumpf ist nicht gleich Strumpf.
So können – abhängig von der jeweiligen Diagnose – entweder rundgestrickte oder aber flachgestrickte Kompressionsstrümpfe zum Einsatz kommen. Doch was ist der Unterschied?
- Rundgestrickte Strümpfe werden auf einer Rundstrickmaschine, welche die Form eines Zylinders hat, gestrickt. Die Maschenanzahl ist hierbei stets gleich, lediglich die Maschengröße sowie die Fadenspannung variiert. Durch diese Fertigungstechnik kann der Strumpf von Anfang bis Ende durchgehend angefertigt werden.
- Flachestrickte Strümpfe werden hingegen auf einer Flachstrickmaschine gestrickt. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um ein flaches Nadelbrett, bei der die Stricknadeln nebeneinander angeordnet sind, wodurch sich eine einheitliche Maschengröße ergibt. Durch Erhöhung bzw. Reduzierung der Zahl der Nadeln lässt sich die Maschenanzahl variieren.
Rundgestrickte Strümpfe wirken primär auf die venösen Gefäße, wodurch sie regelmäßig als Medizinische Thromboseprophylaxe-Strümpfe (MTPS) zum Einsatz kommen. Flachgestrickte Strümpfen wirken vor allem auf den Gewebedruck, weshalb sie sich hervorragend zur Behandlung von Lip- und Lymphödemen eignen.
Zudem gibt es noch die apparative intermittierende (oder pneumatische) Kompression sowie adaptive Kompressionsbandagen. Bei der Erstgenannten wird die Kompression durch ein Luftkissen erzeugt, welches das Bein umschließt. Diese Form entfaltet ihre Wirkung durch Druckänderung am ruhenden Bein. Bei bewegungseingeschränkten Menschen wird diese über dem Kompressionsverband angebracht.
Bei der adaptiven Kompressionsbandage geht es darum, den Beinumfang durch Minderung der Ödeme zu reduzieren. Dabei können „Wrap-Verbände“ genutzt werden. Über die, durch einen Klettverschluss geschlossenen, Bandagen wird ein Kompressionsstrumf angelegt, der einen leichten Druck ausübt. Die manschettenartigen Bandagen haben den Vorteil, dass auch der Patient zu Hause nach einer Einführung in der Lage ist, sie fachgerecht anzulegen.
In allen Fällen ist ein sach- und fachgerechter Umgang zwingend erforderlich, da durch eine falsche Handhabung/Anlage Hautirritationen, Schürfwunden und sogar Nekrosen drohen.
#3: Die Kompressionsbehandlung ist vielfach einsetzbar
Eine Kompressionstherapie kommt bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern und pathologischen Zuständen zum Einsatz, wie zum Beispiel chronisch venöse Insuffizienz (CVI), primäres und sekundäres Lymphödem, primäre und sekundäre Varikosis, tiefe Beinvenenthrombose, nach Varizenstripping oder ‑verödung oder bei Angiodysplasie.
Und das Potenzial ist groß, denn:
- Von circa 80 Millionen Einwohnern in Deutschland haben schätzungsweise 12 Millionen Menschen starke Krampfadern, welche Beschwerden wie Unterschenkelschwellungen oder Wadenkrämpfe verursachen.
- Über 5,3 Millionen Bundesbürger haben ein fortgeschrittenes Venenleiden mit Hautkomplikationen.
- Mehr als 300.000 Menschen haben offene Beine, welche in 80 Prozent der Fälle auf ein chronisches Venenleiden zurückzuführen sind. Dazu kommen über zwei Millionen Menschen, die an einem chronischen Beingeschwür leiden.
- Jedes Jahr sterben über 30.000 an den Folgen einer Beinvenenthrombose oder einer Lungenembolie. Die Behandlungskosten, die pro Jahr wegen Venenleiden entstehen, werden auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt.
#4: Präventiver Einsatz der Kompressionsbehandlung
Darüber hinaus ist die Kompressionsbehandlung auch als Mittel der Prävention einsetzbar. Und zwar bei Erkrankungen, bei denen beispielsweise ein bekanntes Thromboserisiko besteht.
Oder auch bei immobilen Patienten, bei denen sich Stauungszustände entwickeln. Dies ist zum Beispiel bei (Teil-)Paresen der Beine der Fall.
Auch im Sport kommen im häufiger Kompressionsstrümpfe zum Einsatz, um die Durchblutung zu verbessern.
#5: Selbstständige Bewegung als Erfolgsfaktor
Ein wichtiger Aspekt für den Erfolg der Kompressionstherapie ist die selbstständige Bewegung des Körpers. Durch die wiederholte Anspannung der Muskulatur verstärkt sich der Blutfluss. Deshalb ist es wichtig, den Patienten umfassend und genau über diesen Aspekt aufzuklären.
Quelle: BKK24, Wikipedia