Corona
Anfang 2020 hatte die Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO) das erste Mal von einer Pande­mie gespro­chen Bild: Jordan Singh /Pixabay.com

Die Zahl der wöchent­lich gemel­de­ten Corona-Todes­fälle ist mit rund 5.000 in der zweiten April­wo­che 2023 erstmals niedri­ger gewesen als vor drei Jahren. Das sei eine positive Entwick­lung, sagte Tedros Adhanom Ghebrey­e­sus, Vorsit­zen­der der Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO): „Ich bin zuver­sicht­lich, dass wir in diesem Jahr sagen können, dass Covid-19 als Notlage von inter­na­tio­na­ler Tragweite vorbei ist.“

Anfang 2020 hatte die Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO) das erste Mal von einer Pande­mie gespro­chen. Seitdem wurden nach Angaben der WHO weltweit 760 Millio­nen Infek­ti­ons­fälle regis­triert. Fast 6,9 Millio­nen Menschen seien an einer Corona-Infek­tion gestor­ben, die echte Zahl der Pande­mie-Opfer sei aller­dings viel höher.

Laut Robert Koch-Insti­tuts haben sich in Deutsch­land etwa 38,3 Millio­nen Menschen infiziert. Mehr als 169.000 von ihnen sind an oder mit dem Corona­vi­rus gestor­ben.

Anfang 2020: Corona­vi­rus auf dem Weg durch Deutsch­land

Der erste deutsche Corona-Fall wurde am 27. Januar in Bayern bestä­tigt: Bei dem Autozu­lie­fe­rer Webasto in Stock­dorf bei München steckte sich ein Mitar­bei­ter mit Covid-19 an. Eine chine­si­sche Mitar­bei­te­rin aus dem Webasto-Werk in Wuhan war einige Tage vorher zu einem Workshop angereist.

Nicht einmal zwei Monate später – am 10. März 2020 – wurde der erste Fall in Sachsen-Anhalt bekannt. Damit war klar, dass sich das Virus in allen Bundes­län­dern verbrei­tet hatte.

Danach geht es Schlag auf Schlag: Theater und Konzert­hal­len schlie­ßen, die Fußball-Bundes­liga pausiert, die ersten Fabri­ken werden geschlos­sen. Die damalige Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel (CDU) fordert mit dem berühm­ten Satz „Es ist Ernst, nehmen Sie es auch ernst!“, in einer außer­or­dent­li­chen Fernseh­an­spra­che die Deutschen zur Solida­ri­tät auf.

Wenige Tage später, am 22. März 2020, befin­det sich Deutsch­land im ersten Lockdown: Ansamm­lun­gen von mehr als zwei Menschen werden verbo­ten, Gastro­no­mie­be­triebe und Friseure müssen schlie­ßen. Am 25. März 2020 stellt der Bundes­tag eine „epide­mi­sche Lage von natio­na­ler Tragweite“ fest, was der Regie­rung ermög­licht, Verord­nun­gen ohne Zustim­mung des Parla­ments zu erlas­sen.

Corona-Politik: Gemischte Bilanz

Die aktuel­len Schutz­maß­nah­men gegen die Ausbrei­tung des Virus werden in den nächs­ten Monaten zum Gradmes­ser des Erfolgs der Politik. Seit der Flücht­lings­krise 2015/2016 sorgt kaum ein Thema für mehr Diskus­sio­nen in der Bevöl­ke­rung.

Die Bedro­hung durch eine weitge­hend unerforschte Krank­heit führt anfangs zu mehr Solida­ri­tät – für Ältere und Kranke, aber auch für Menschen im Gesund­heits­we­sen, denen man allabend­lich durch Klatschen auf dem Balkon Anerken­nung zeigen möchte. Gleich­zei­tig werden Wider­stände gegen die wirtschaft­li­chen und persön­li­chen Einschrän­kun­gen durch die Corona-Maßnah­men laut.

In den folgen­den Monaten versucht die Politik, auf die sich immer wieder verän­dern­den Infek­ti­ons­zah­len mit angemes­se­nen Verord­nun­gen zu reagie­ren. Trotz­dem nehmen die Infek­tio­nen weiter zu. Auch die im Dezem­ber 2020 gestar­tete Impfkam­pa­gne bringt nicht den erhoff­ten Durch­bruch. Im März 2022 liegt die 7‑Tage-Inzidenz je 100.000 Einwoh­ner bei 1.714 Anste­ckun­gen.

Impfpflicht: Ein ewiges Hin und Her

Um die im europäi­schen Vergleich geringe Impfquote in Deutsch­land zu verbes­sern, möchte die Regie­rung eine bundes­weite Impfpflicht einfüh­ren. Diese findet jedoch im Bundes­tag keine Mehrheit. Einge­führt wird am 16. März 2022 eine einrich­tungs­be­zo­gene Impfpflicht für alle Arbeit­neh­mer in Pflege­be­ru­fen.

Der Entwurf für eine allge­meine Corona-Impfpflicht, zunächst für Menschen ab 60 Jahren, schei­tert am 7. April 2022 im Bundes­tag: 296 Abgeord­nete stimmen dafür, 378 dagegen. Am 1. Januar 2023 wird auch die einrich­tungs­be­zo­gene Impfpflicht wieder abgeschafft.

Corona-Maßnah­men beendet

Seit dem 7. April 2023 sind die Corona-Maßnah­men offizi­ell beendet. Die Furcht vor dem Virus hatten zu diesem Zeitpunkt aber viele Deutsche bereits verlo­ren: Wirksame Impfstoffe und die zuletzt weniger gefähr­li­chen Virus­va­ri­an­ten haben Covid-19 viel von seiner Bedroh­lich­keit genom­men. Entspre­chend kam auch das von Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) erklärte Ende der Pande­mie eher beiläu­fig daher.

Aller­dings ist noch vieles an Aufar­bei­tung nötig: Im Rückblick erschei­nen viele Maßnah­men wie Ausgangs­be­schrän­kun­gen oder Schul­schlie­ßun­gen unver­hält­nis­mä­ßig. Chris­tine Aschen­berg-Dugnus, Parla­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­re­rin der FDP-Fraktion, sagte, dass die Hürden für Grund­rechts­ein­griffe künftig höher angesetzt werden und der parla­men­ta­ri­schen Kontrolle unter­lie­gen müssten.

Auch in der Wissen­schaft seien viele Fragen noch offen, sagte Immuno­loge Hendrik Streeck im Inter­view mit dem ZDF. „Und ich würde mir wünschen, dass wir Lehren aus der Pande­mie ziehen. Und vielleicht in Ruhe und mit Zeit und den richti­gen Ressour­cen ein weite­res Gremium zusam­men­set­zen – das sich nur damit beschäf­tigt, wie wir es in der nächs­ten Pande­mie besser machen können. Und wie wir lernen, was vielleicht richtige Vorge­hens­wei­sen und Entschei­dun­gen waren. Ohne dabei aber ankla­gend zu wirken.“