Frauen auf dem Vormarsch
„Immer mehr Frauen werden Ärztin in einem deutschen Krankenhaus“, stellt Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) anlässlich des Weltfrauentages fest.
Während im Jahr 2002 der Frauenanteil am gesamten medizinischen Personal noch bei knapp 35 Prozent gelegen habe, sei 20 Jahre später mit 47,1 Prozent fast Parität erreicht worden.
Neumeyer geht davon aus, dass sich das Geschlechterverhältnis speziell unter Ärztinnen und Ärzten „sogar komplett drehen“ wird und prognostiziert einen Frauenanteil von zwei Dritteln in wenigen Jahren in deutschen Krankenhäusern.
Einen Anhaltspunkt dafür liefern Zahlen aus dem Jahr 2021, nach denen 73,2 Prozent der Medizin-Erstsemester und 71 Prozent der Absolventen weiblich waren.
Chefärztinnen noch nicht die Regel
„Trotzdem bleibt noch viel zu tun“, sagt Neumeyer und weist auf die klassischen Hürden hin, die die Damen auf dem Karriereweg auch in der Medizin nehmen müssen: nachhaltige Unterbrechung durch Schwangerschaft und die frühe Mutterzeit sowie Teilzeit.
„Auch der Chefarzt ist im Gegensatz zur Chefärztin noch immer die Regel.“
Ungleiche Geschlechterverteilung gilt auch umgekehrt
Wie ungleich die Geschlechterverhältnisse dagegen im umgekehrten Fall liegen, zeigt sich im Krankenhaus besonders in den vermeintlichen Frauenberufen: So hat sich der Anteil männlicher Pflegekräfte im Zeitraum von 20 Jahren nur um 3 Prozent von 14,6 auf 17,6 Prozent erhöht.
Noch schlechter sieht es bei den männlichen Hebammen aus, deren Anteil 2022 lediglich bei 0,4 Prozent lag. 2002 waren es nur 0,2 Prozent.
Gleichstellung als Erfolgsfaktor
Damit Gleichstellung gelingen kann, sind nach Auffassung von Henriette Neumeyer attraktive Rahmenbedingen hilfreich, wie „die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen, vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“.
Auch in Modellen wie dem geteilten Chefärztinnen-Posten sieht sie eine Lösung.
„Geschlechtergemischte Führungsteams sind erfolgreicher“, weiß Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG und ehemaliger Geschäftsführer im Krankenhausmanagement, aus eigener Erfahrung. „Der Blick aus unterschiedlichen Perspektiven hilft bei der Strategieentwicklung genauso wie bei konkreten Problemlösungen.“
Quelle: DKG