Insgesamt 58,8 Prozent der Befragten sprachen sich für die Gründung einer Pflegekammer aus. Nur 17,1 Prozent waren dagegen. Die restlichen Prozente verteilten sich auf „nicht beurteilen wollen/können“, „egal“, „keine Angaben“. Die größte Zustimmung gab es in der Berufsgruppe der Krankenpflege mit 62,2 Prozent, gefolgt von der Berufsgruppe der Kinderkrankenpflege mit 52,1 Prozent und der Altenpflege mit 49,8 Prozent.
Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU): „Dieses klare Votum nehme ich als eindeutigen Auftrag, um die weiteren Schritte zur Gründung einer Pflegekammer zu gehen. Dafür werde ich in den kommenden Wochen zu einem öffentlichen Fachdialog mit allen wichtigen Akteuren einladen. Er dient auch dazu, wertvolle Erfahrungen aus jenen Bundesländern zu sammeln, in denen bereits Gründungsprozesse laufen.“
Die repräsentative Studie wurde von der Alice Salomon Hochschule Berlin unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Ingrid Kollack durchgeführt. Zwischen November 2014 und März 2015 wurden insgesamt 1196 Menschen in den relevanten Berufsgruppen in der Krankenpflege, der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege befragt. Ziel war es, ein Meinungsbild der Beschäftigten in der Pflege zu bekommen und den Grad der Zustimmung oder Ablehnung gegenüber der Gründung einer Pflegekammer zu erheben. Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin hat die Studie mit rund 78.000 Euro gefördert.
Vogler: „Das Votum ist klar, jetzt gilt es.“
Die Vorsitzende des Landespflegerates Berlin-Brandenburg, Christine Vogler, wertet das Ergebnis als vollen Erfolg. Für sie steht fest, dass die Berliner Regierungskoalition jetzt aufgefordert ist, noch in dieser Legislaturperiode Nägel mit Köpfen zu machen. „Das Votum ist klar, jetzt gilt es,“ so Vogler.
Der Landespflegerat ist Mitglied der „Allianz Pflegekammer Berlin“ und somit Befürworter einer Kammergründung. Zusammen mit anderen Mitgliedern der Allianz führte der Landespflegerat während der gesamten Studien-Laufzeit Veranstaltungen durch, um die pflegerischen Berufsgruppen zu informieren und zu überzeugen. Vogler: „Uns ging es um Offenheit und Fairness. Wir machten uns dafür stark, dass die Kritiker von Anfang an im Gestaltungsprozess mitwirken konnten.“
Kistler: „Die SPD zögert schon zu lange.“
Auch der DBfK Nordost zählt zu den Unterstützern der Pflegekammer. Anja Kistler, Geschäftsführerin DBfK Nordost, kommentierte: „Nach diesem Votum der Berufsgruppe erwarten wir, dass beide Koalitionsparteien gemeinsam jetzt umgehend die politischen Weichen stellen. Mit Unverständnis sehen wir, wie lange die Berliner SPD schon zögert.“ Mit einer monatelange Plakataktion hatte der Berufsverband das Thema Pflegekammer in der Öffentlichkeit platziert. Auch die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke wurden genutzt. Eine Detailauswertung der Studie ergab eine fast 70-prozentige Zustimmung der jungen Pflegenden mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung!