Bluthoch­druck ist eine Volks­krank­heit, von der laut Robert Koch-Insti­tut jeder dritte Erwach­sene im Alter zwischen 18 und 79 Jahren betrof­fen ist. Die Hyper­to­nie schädigt im Laufe der Jahre die Gefäße mit der Folge, dass Hochdruck­pa­ti­en­ten häufi­ger einen Herzin­farkt oder einen Schlag­an­fall erlei­den. Die Ursachen der Hyper­to­nie sind noch nicht vollstän­dig erforscht. Der Lebens­stil, also zu wenig Bewegung, ungesunde Ernäh­rung, Überge­wicht und Stress, spielt aller­dings eine wichtige Rolle.

„Hinter einem erhöh­ten Blutdruck steht häufig aber auch eine behan­del­bare Hormon­stö­rung. Bei sechs Prozent der Hyper­to­ni­ker findet sich eine Mehrse­kre­tion des Blutdruck­hor­mons Aldos­te­ron“, sagt Prof. Martin Reincke, Präsi­dent der Deutschen Gesell­schaft für Endokri­no­lo­gie (DGE). „In so einem Fall kann eine Opera­tion den Blutdruck dauer­haft heilen“, so Reincke.

Turiner Forscher entde­cken häufi­ges Conn-Syndrom

Die krank­hafte Mehrbil­dung des Blutdruck­hor­mons Aldos­te­ron wird als Hyperal­dos­te­ro­nis­mus oder Conn-Syndrom bezeich­net. Aldos­te­ron wird in den Neben­nie­ren, also den je 12 Gramm schwe­ren Drüsen oberhalb der Nieren, gebil­det. Das Hormon regelt den Kochsalz- und Flüssig­keits­ge­halt des Körpers. Bei einem Aldos­te­ron­über­schuss kommt es infolge einer vermehr­ten Natrium- und damit Wasser­rück­re­sorp­tion in der Niere schließ­lich zu einem Anstieg des Blutdrucks. Die Verdachts­dia­gnose eines Hyperal­dos­te­ro­nis­mus lässt sich über den sogenann­ten Aldos­te­ron-Renin-Quoti­ent (ARQ) bestim­men: Er ist gekenn­zeich­net durch einen erhöh­ten Aldoste­ron­spie­gel und einen suppri­mier­ten Renin­spie­gel.

Ein Forscher­team aus Turin wertete die Daten der prospek­ti­ven PATO-Studie (Primary Aldos­te­ro­nism in Torino) aus, an der neun Hausarzt­pra­xen teilnah­men. 1.672 Patien­ten mit Bluthoch­druck (569 mit neu manifes­tier­tem, 1103 mit bekann­tem Hyper­to­nus) wurden zwischen 2009 und 2014 auf das Vorlie­gen von Hyperal­dos­te­ro­nis­mus leitli­ni­en­ge­recht unter­sucht. Bei auffäl­li­gem Hormon­sta­tus erfolgte eine weitere Diagnos­tik in Form von Bestä­ti­gungs­tests, Bildge­bung und Neben­nie­ren­ve­nen­ka­the­te­ri­sie­rung. 99 Patien­ten (5,9 %) hatten am Ende ein gesicher­tes Conn-Syndrom, davon 27 mit Aldos­te­ron-produ­zie­ren­dem Adenom (ein gutar­ti­ges Geschwulst) und 64 mit beidsei­ti­ger Hyper­pla­sie (Vergrö­ße­rung) der Neben­nie­ren.

Etliche Patien­ten haben eine Chance, den Bluthoch­druck in den Griff zu kriegen

Die Bedeu­tung der Turiner Studie liegt für den DGE-Präsi­den­ten vor allem darin, dass die Ergeb­nisse die Zahlen aus Spezi­al­am­bu­lan­zen in einem nicht vorse­lek­tio­nier­ten Kranken­gut aus der Allge­mein­pra­xis bestä­ti­gen. „Bei sechs Prozent der an Bluthoch­druck Erkrank­ten kann man von einer Hormon­ur­sa­che ausge­hen und diese ist behan­del­bar oder auch heilbar“, so Reincke.

Für Profes­sor Matthias M. Weber, Medien­spre­cher der DGE und Leiter der Endokri­no­lo­gie und Diabe­to­lo­gie der Univer­si­täts­me­di­zin Mainz, zeigen die Ergeb­nisse, dass viele Tausende von Patien­ten durch eine Opera­tion oder eine medika­men­töse Thera­pie eine gute Chance hätten, ihren hormo­nell beding­ten Bluthoch­druck in den Griff zu bekom­men. „Für uns ergibt sich daraus die Forde­rung, dass alle Hyper­to­ni­ker zumin­dest einmal unter­sucht werden sollten, ob ein Conn-Syndrom vorliegt“, betont DGE-Medien­spre­cher Weber.

Quelle: idw