Textilservice setzt eine ausgefeilte Logistik voraus
In Deutsch­land versor­gen profes­sio­nelle Textil­ser­vice­un­ter­neh­men 60 Prozent der Pflege­heime und 95 Prozent der Kranken­häu­ser mit Flach­wä­sche und Dienst­klei­dung sowie medizi­ni­schen Texti­lien Bild: Adobe / thomas­lerch­photo

Diese Texti­lien sind essen­zi­ell für die Pflege der Patien­tin­nen und Patien­ten sowie Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner, und müssen mit absolu­ter Verläss­lich­keit immer wieder­keh­rend ihren Weg an den Ort der Verwen­dung finden. Dabei greift der Textil­ser­vice auf regio­nale, in sich geschlos­se­nen Kreis­läufe zur Wieder­auf­be­rei­tung und erneu­ter Nutzung zurück. Dadurch entsteht eine hohe Unabhän­gig­keit von globa­len Liefer­ket­ten, man ist nachhal­tig und ökono­misch effizi­ent.

In einer eng verzahn­ten Logis­tik werden so rund 3,2 Milli­ar­den Wäsche­teile jährlich zwischen Wäsche­reien und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen hin und her bewegt.

Ein gigan­ti­scher Waren­strom, der in erheb­li­chem Maße über die Straße trans­por­tiert wird. Dies funktio­niert nur mit geziel­ter Planung und Steue­rung damit die Wäsche­ar­ti­kel wie Kasack, Hose und Wasch­hand­schuh teilweise mehrfa­che Nutzungs­zy­klen in der Woche durch­lau­fen können.

Der Trans­port der texti­len Güter im Straßen­ver­kehr ist dabei alter­na­tiv­los. Doch gerade dort tut sich aktuell ein Spannungs­feld auf, in dem der Kosten­druck auf die zumeist kleinen und mittel­stän­di­schen Textil­ser­vice­be­triebe durch stark gestie­gene Abgaben für Maut und CO2 immens gestie­gen ist.

Klima­neu­trale Antriebe sind erst im Entwick­lungs­sta­dium

Generell gilt es, den Trans­port, und das ist Gebot in der Branche, so effizi­ent wie möglich und somit den ökono­mi­schen Einfluss sowie ökolo­gi­schen Fußab­druck so gering wie möglich zu halten. Durch die hohe Liefer­tak­tung und den konstan­ten Bedarf an hygie­ni­schen Texti­lien in Kranken­häu­sern und Pflege­ein­rich­tun­gen, ist diese ständig in Bewegung und ein erheb­li­cher Teil des Waren­gu­tes befin­det sich im Trans­port zwischen Einsatz­ort und Aufbe­rei­tung in der Wäsche­rei.

Die Dienst­leis­ter begeg­nen dieser Heraus­for­de­rung mit umfang­rei­chen Logis­tik-Konzep­ten. Syste­ma­tisch geplante Liefer­tou­ren sind dabei unerläss­lich, um Engpässe zu vermei­den und eine reibungs­lose Versor­gung sicher­zu­stel­len. Jeder Schritt im Trans­port­pro­zess wird sorgfäl­tig geplant und koordi­niert. Durch den Aufbau von Koope­ra­tio­nen und die Verdich­tung von Filial­net­zen wird zudem der steigen­den Verkehrs­be­las­tung begeg­net und eine Verkür­zung der Trans­port­wege erreicht.

Textil­ser­vice mit moder­nen Fahrzeu­gen

Die Branche setzt dabei auf den Einsatz moder­ner und effizi­en­ter Liefer­fahr­zeuge, sowie auf Fahrtrai­nings, die auf sparsa­mes Fahren ausge­rich­tet sind und dadurch Treib­stoff­ver­bräu­che und Luftver­schmut­zung minimie­ren.

Darüber hinaus ist die Entwick­lung von Fahrzeu­gen mit alter­na­ti­ven Antriebs­tech­no­lo­gien für den Einsatz im Liefer­ver­kehr auch von Textil­ver­sor­gern im Fokus und wird bereits parti­ell getes­tet. Elektri­sche und Wasser­stoff-betrie­bene Fahrzeuge bieten eine umwelt­freund­li­che Alter­na­tive zu herkömm­li­chen Verbren­nungs­mo­to­ren und können dazu beitra­gen, den CO2-Fußab­druck des Trans­por­tes weiter zu reduzie­ren.

Trotz des Fortschritts im Bereich der Entwick­lung alter­na­ti­ver Antriebs­tech­no­lo­gien stehen Dienst­leis­ter mit logis­ti­schem Schwer­punkt vor verschie­de­nen Heraus­for­de­run­gen, die den breiten Einsatz bislang stark einschrän­ken. Gründe dafür sind die nach wie vor begrenzte Reich­weite und fehlende Lade- und Tankin­fra­struk­tur für Elektro- und Wasser­stoff­fahr­zeuge. Zudem überstei­gen die Anschaf­fungs­kos­ten für diese Fahrzeuge, trotz Förder­pro­gram­men noch deutlich die von konven­tio­nel­len Fahrzeu­gen.

Auch wenn die Umset­zung noch nicht überall Reali­tät ist, ist ein gestei­ger­tes Inter­esse vieler Textil­ser­vice­an­bie­ter an den Fortschrit­ten in der Batte­rie- und Wasser­stoff­tech­no­lo­gie und ein ausge­präg­tes Umwelt­be­wusst­sein zu verzeich­nen. Sie halten die Einfüh­rung alter­na­ti­ver Antriebs­tech­no­lo­gien im Wäsche­trans­port für richtungs­wei­send perspek­ti­visch für einen weite­ren logischen Schritt.

Spannungs­feld Trans­port­lo­gis­tik: Keine Entlas­tung in Sicht

Grund­sätz­lich erfül­len Kreis­lauf­sys­teme wie das des Textil­ser­vices zu einem hohen Grad die Anfor­de­run­gen der europäi­schen Strate­gie für eine nachhal­tige und kreis­lauf­be­zo­gene Wirtschaft. Was also eigent­lich förde­rungs­wür­dig ist, wird zuneh­mend auf eine harte Probe gestellt.

In den vergan­ge­nen Jahren führten eine Reihe von Fakto­ren zu erheb­li­chen Schwan­kun­gen und letzt­end­lich zu Kosten­stei­ge­run­gen. Höhere Kraft­stoff­kos­ten aber auch der Fahrer­man­gel haben die Beför­de­rung von Gütern per Lastwa­gen in den zurück­lie­gen­den beiden Jahren in Deutsch­land so stark verteu­ert wie nie seit dem Jahr 2006.

Die Preise für die Güter­be­för­de­rung im Straßen­ver­kehr erhöh­ten sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 13,4 Prozent, wie das Statis­ti­sche Bundes­amt errech­net hat. Und die im Jahr 2023 einge­tre­tene leichte Entspan­nung bei den Treib­stoff­prei­sen wird nun wieder durch neue gesetz­li­che Einfluss­nah­men entkräf­tet.

Auch die am 20. Oktober 2023 beschlos­sene Auswei­tung der Mautpflicht für Lastkraft­wa­gen führte für die Textil­ser­vice­un­ter­neh­men zu neuen Belas­tun­gen durch damit weiter anfal­lende Kosten. Im Kern wurde die Lkw-Maut für die Benut­zung von Bundes­fern­stra­ßen mit Wirkung zum 1. Dezem­ber 2023 um eine CO2-Kompo­nente erwei­tert und gilt ab dem 1. Juli 2024 auch auf Lastkraft­wa­gen mit mehr als 3,5 Tonnen bis 7,5 Tonnen.

In Summe ergibt sich aus diesem Beschluss eine Erhöhung der bestehen­den Maut- und CO2-Sätze von 71,42 Prozent. Diese Kosten­stei­ge­run­gen haben direkte Auswir­kun­gen auf die Betriebs­kos­ten der Unter­neh­men und erfor­dern eine sorgfäl­tige Analyse und Anpas­sung der Trans­port­stra­te­gien. Gleich­zei­tig werden diese auf die Kosten für die Belie­fe­rung durch­schla­gen.

Fazit

Mit effizi­en­ten Trans­port­pro­zes­sen, innova­ti­ven Techno­lo­gien und einer nachhal­ti­gen Trans­port­stra­te­gie tragen Textil­ser­vice­un­ter­neh­men nicht nur dazu bei, die Versor­gungs­si­cher­heit von Einrich­tun­gen im Gesund­heits­sys­tem zu gewähr­leis­ten – sie haben sich zudem als ein Vorzei­ge­mo­dell der Kreis­lauf­ver­sor­gung etabliert. Trotz dieser Vorbild­funk­tion sind sie von gesetz­lich bestimm­ten Kosten­stei­ge­run­gen stark betrof­fen.

Entschei­dungs­trä­ger in der Politik müssen die Auswir­kun­gen ihrer Maßnah­men auf die Kreis­lauf­wirt­schaft und auf die regio­na­len Wirtschafts­struk­tu­ren besser berück­sich­ti­gen und ebensol­che Systeme stärker fördern und wertschät­zen.

Von Moritz Schäps­meier und Sven Schöppe