Das EnEfG verfolgt das Ziel, den Energiebedarf in Deutschland weiter zu senken, sowohl den der öffentlichen Hand als auch den der Unternehmen und der Endverbraucher.
So weit so gut – das ist ein wichtiges und unterstützenswertes Ziel. Daran arbeiten viele textile Dienstleister bereits seit Jahren mit gutem Erfolg. Der Energieverbrauch hat sich in der Branche bereits deutlich gesenkt – unter anderem auch durch die enorm gestiegenen Energiekosten motiviert.
CO2-Ausstoß textiler Dienstleister ist gesunken
Der CO2-Ausstoß von textilen Dienstleistern ist in den vergangenen zehn Jahren um fast 30 Prozent gesunken.[1]
Die Bundesregierung beabsichtigt mit dem EnEfG insbesondere die Klimaschutzziele für das Jahr 2030 zu erreichen. Das bedeutet: Auch der Gesundheitssektor wird noch deutlich mehr Energie einsparen müssen als bisher.
Gerade die textilen Dienstleister werden davon in erheblichem Maße betroffen sein: Die mittelständischen Wäschereien, die Krankenhäuser und Pflegeheime mit Wäsche und Bekleidung versorgen, müssen sich auf erhebliche Mehrkosten durch das Gesetz einstellen.
Denn der Gesetzentwurf sieht vor, dass ab einer jährlichen Energieverbrauchsmenge von 2,5 GWh ein regelmäßiges Energieaudit durchgeführt werden muss. Ab einer Energieverbrauchsmenge von 15 GWh pro Jahr muss sogar ein Energiemanagementsystem eingeführt werden – laut Gesetz entweder nach ISO 50001 oder nach dem so genannten EMAS-Standard. Betroffen davon wären auch schon mittelständische Wäschereien ab ca. 100 MitarbeiterInnen.
Gesetz: Zusätzliche Kosten für Energiemanagement
Allein die Kosten für die Einführung eines solchen Managementsystems werden auf ca. 20.000 Euro geschätzt – ohne dass überhaupt eine einzige Maßnahme oder Investition zum Energiesparen umgesetzt wäre. Nicht eine einzige KWh Energie oder das entsprechende CO2 würde mit dieser Investition eingespart!
Hinzu kommen die Kosten für die Messtechnik, in die die Betriebe investieren müssen, um ihren Energieverbrauch an jeder einzelnen Maschine nachzuweisen. Denn an allen Maschinen soll auch die Abwärme gemessen werden.
Allein die Investitionen in die Messung des Dampfes (wenn diese als realistisch angesehen und zur Pflicht gemacht wird) belaufen sich dann auf ca. 30.000 bis 40.000 Euro. Auch nach dieser Investition ist immer noch keine einzige KWh Energie eingespart worden. Dennoch schreibt das EnEfG dies vor.
Auf der anderen Seite sind der Energieeinsparung in den Waschprozessen auch enge Grenzen gesetzt: Nicht ohne Grund gibt es für Wäschereien vom RKI zugelassene und geprüfte Waschverfahren mit Mindesttemperaturen.
Das bedeutet: Die Hygiene und der Schutz der Patienten und Bewohner sowie des Pflegepersonals muss gewährleistet sein. Ein Absenken von Waschtemperaturen und eine damit verbundene Energieeinsparung wäre an dieser Stelle fatal und könnte vermehrt zu Infektionen in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen führen.
Viele textile Dienstleister haben bereits ein Umweltmanagementsystem inklusive eines Energiemanagementsystems eingeführt – nach der ISO 14001. Doch dieses wird vom Gesetz nicht anerkannt, obwohl die Anforderungen dort sehr ähnlich denen in der ISO 50001 sind.
DTV weist Bundesregierung auf Missstand hin
Der DTV hatte die Bundesregierung auf diesen Missstand hingewiesen – doch das zuständige Ministerium lehnte eine Aufnahme der ISO 14001 in das Gesetz ab – obwohl es im ursprünglichen Entwurf bereits enthalten war.
Diese zusätzlichen bürokratischen Kosten nehmen den mittelständischen Wäschereien die Möglichkeit, in tatsächlich energiesparende Technik (zum Beispiel Wärmetauscher, Kaskadennutzung von Warmwasser usw.) zu investieren. Im Klartext: Das Geld fließt in die Bürokratie und in Zertifizierungsgesellschaften anstatt in die Energieeffizienz.
Diese Kosten werden die Textilservice-Betriebe an ihre Kunden weitergeben müssen, denn die finanziellen Polster der Betriebe sind – ähnlich wie die vieler Krankenhäuser und Pflegeheime – nach der Pandemie und im Laufe der Energiekrise verständlicherweise aufgezehrt. Das Gesundheitswesen wird also durch ein weiteres Gesetz finanziell und bürokratisch belastet.
Alle Betriebe werden über einen Kamm geschert
Das Gesetz hätte aber noch einen weiteren Nachteil: Alle Betriebe werden über einen Kamm geschert. Das bedeutet: Ein Betrieb, der in den vergangenen Jahren bereits viel in Energieeffizienz und Technik investiert hat, wird in einem Audit zu weiteren Einsparmaßnahmen gezwungen, selbst wenn er bereits zu den energieeffizientesten Betrieben in Deutschland gehört.
Durch das Gesetz würden zudem sehr viele, auch kleine und mittelständische Betriebe aus energieintensiven Branchen, Audits durchführen müssen. Die Anzahl der Energieauditoren wird allerdings aktuell immer geringer, nicht nur aufgrund des Fachkräftemangels, sondern weil die Anforderungen für die Auditoren vom Gesetzgeber immer höher geschraubt werden.
Die Zertifizierungsgesellschaften werden daher mehr Geld für Auditoren ausgeben müssen – was die Audits noch einmal deutlich verteuern wird.
Für die Krankenhäuser und Pflegeheime der öffentlichen Hand bedeutet dies also: Nicht nur sollen sie als Vorbilder selbst deutlich mehr Energie einsparen und in Technik investieren, sondern auch ihre textilen Dienstleister werden deutlich mehr Geld und Personalressourcen benötigen, um das neue EnEfG erfüllen zu können.
Der Kostendruck für beide Seiten wird also durch das Gesetz noch einmal deutlich verschärft – in einer Situation, in der immer mehr Einrichtungen in die roten Zahlen rutschen und die textilen Dienstleister durch Energiekosten und Coronapandemie ebenfalls deutlich geschwächt sind.
Die Folge: Ausweichbewegung hin zu Einwegprodukten
Die Umsetzung dieses Gesetzes wird zu Verschiebungen führen: eine Ausweichbewegung hin zu Einwegprodukten, die deutlich energieintensiver sind, aber eben nicht in Deutschland hergestellt werden und hin zu größeren Unternehmensstrukturen, denen es in ihren Zentralen leichter fällt, die Auflagen zu erfüllen.
Nachteile wird dieses Gesetz sowohl für die Krankenhäuser und Pflegeheime bringen, als auch für die mittelständischen textilen Dienstleister, denen ein überdimensioniertes, bürokratisches Managementsystem übergestülpt wird; das Ziel – die Energieeinsparung – aber wohl deutlich verfehlen wird.
Grundsätzlich unterstützt der Verband das Ziel der Energieeinsparung. Der DTV hat das Ministerium und die Abgeordneten aber bereits seit Monaten auf die oben geschilderten Umsetzungsprobleme hingewiesen– bisher leider ohne Erfolg.
Der Verband fordert Ausnahmen für kleine und mittelständische Unternehmen, eine Aufnahme bestehender Umweltmanagementsysteme wie der ISO 14001 als Nachweis für das Energiemanagement sowie ein Memorandum, solange am Markt viel zu wenig Auditoren mit Fachkenntnissen zu Energieeinsparmaßnahmen in der Prozesstechnik von Wäschereien vorhanden sind.
Viel eher zum Ziel führen würden spezifische Energieeinsparziele, die bezogen auf jede Branche zu erreichenden Ziele definiert, aber es den Unternehmen überlässt, wie sie diese Ziele erreichen. So könnten die Unternehmen ihre Investitionen so steuern, dass sie wirklich in die Energieeinsparung fließen und nicht in bürokratisch unnötige und teure Nachweise, Zertifizierungen und Messtechnik.
Von Andreas Schumacher
Quellen:
- siehe Report der ETSA: Resource consumption report – textile service businesses in Europe