Das vergangene Jahr 2022 war sowohl für die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen als auch für die Textilservice-Unternehmen ein extrem herausforderndes Jahr, nicht nur durch die Energiepreise, die vom Ukraine-Krieg ausgelöst wurden.
Es gab nie dagewesene Kostensteigerungen sowie durch die vielen Infektionskrankheiten eine enorme Mehrbelastung für das Personal. Wirtschaftlich gesehen war das Jahr zudem sehr angespannt. Das bekamen die Krankenhäuser ebenso zu spüren wie die textilen Dienstleister. Mehr und mehr Krankenhäuser schreiben inzwischen rote Zahlen und den Dienstleistern geht es nicht anders.
2023: Politik muss gegensteuern
Und was macht die Politik – steuert sie dagegen? Trotz zusätzlicher Belastungen während der Coronapandemie ist das Gesundheitswesen in Deutschland immer noch chronisch unterfinanziert. Es besteht ein hoher politischer Handlungsdruck in vielen Bereichen des Gesundheitswesens – ob nun in der Finanzierung, beim Personal oder bei der Digitalisierung.
Dies betont auch der Deutsche Textilreinigungs-Verband, dessen Mitglieder als wichtige Partner und tägliche Lieferanten dazu beitragen, dass die Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern und Pflegeheimen trotz der erheblichen Mehrbelastung weiterhin mit hygienischer Berufskleidung und Bettwäsche aufrechterhalten werden kann.
Erste Wäschereien mussten aufgrund der gestiegenen Kosten bereits Dienstleistungsverträge mit Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen aufkündigen – die Strompreisbremse durch die Politik kam leider viel zu spät.
Ohne Textilversorgung geschlossene Heime und Kliniken
Wofür setzt sich also der Verband politisch ein? Die Energie-Krise hat einen für die Gesundheitsversorgung kritischen „weak point“ klar gemacht: Wenn die textilen Dienstleister nicht mehr versorgt werden, müssen innerhalb weniger Tage auch Krankenhäuser und Pflegeheime schließen – ein Horrorszenario, welches aber gar nicht so unrealistisch ist.
Um das zu verhindern, ist eine zentrale Forderung des DTV an das zuständige Bundeswirtschaftsministerium, im § 53 des Energiewirtschaftsgesetzes zu verankern, dass neben den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen auch deren textile Dienstleister in einer Gasnotlage weiterhin zu den geschützten Kunden gehören.
Mehr Personal durch Fachkräfteeinwanderung
Auch beim Personal muss politisch dringend nachgearbeitet werden: Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und auch deren Dienstleister brauchen dringend mehr Personal. Das muss gefunden und finanziert werden. Aktuell geht dies nicht ohne Zuwanderung von Fachkräften.
Die Hürden für die Rekrutierung von Fachpersonal aus dem Ausland sind aber immer noch zu hoch. Zwar hat das Bundeskabinett im November Eckpunkte zur Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten beschlossen, allerdings ist der Bürokratieaufwand bis zur Zulassung einer Fachkraft für die Arbeitgeber noch immer viel zu hoch.
ArbeitgeberInnen müssen dafür häufig mehrere Behörden über Monate hinweg kontaktieren, wenn sich potenzielle MitarbeiterInnen aus dem Ausland bewerben.
Der DTV fordert daher eine grundlegende Vereinfachung der Zulassungsverfahren. So muss beispielsweise die Visum-Vergabe deutlich schneller werden und die Ausländerbehörden müssen sich von Verhinderungsbehörden hin zu Unterstützungseinrichtungen für Fachkräfte wandeln. Außerdem sollten Arbeitsagenturen Einrichtungen und Dienstleister aktiv bei der Fachkräftegewinnung im Ausland unterstützen.
Niveau halten nur durch bessere Finanzierung
Neben Personal fehlt es an Geld: Sowohl Krankenhäuser als auch Pflegeheime müssen finanziell besser ausgestattet werden, wenn man das Niveau der Gesundheits- und Pflegeversorgung in Deutschland halten möchte.
Wenn auch die textilen Dienstleister, deren Kosten durch Energiepreise, Textilpreise und vor allem die Anhebung des Mindestlohns teilweise um mehr als ein Drittel allein in 2022 gestiegen sind, weiterhin für das Gesundheitswesen tätig sein sollen, muss auch hierfür eine ausreichende Finanzierung gesichert sein.
Parallel stehen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen genauso wie die Dienstleister vor den großen gesellschaftspolitischen Herausforderungen dieser Zeit: Klimawandel und Ressourcenverbrauch erfordern die Veränderung hin zu grünem und digitalem Wirtschaften. Auch hier positioniert sich der DTV auf politischer Ebene in Berlin und Brüssel.
Im Gesundheitswesen müssen grüner Wandel und Klimaschutz dringend umgesetzt werden. Der DTV unterstützt daher die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien und fordert eine zügige Umsetzung.
2023 die Kreislaufwirtschaft fördern
Ein stringentes Umsetzen der dort geforderten Kreislaufwirtschaft würde das Geschäftsmodell der textilen Dienstleister stärken. Denn sie sorgen dafür, dass Textilien so lange wie möglich genutzt, repariert und dann gesammelt einem Recycling zugeführt werden.
Berge an Einwegprodukten werden so ersetzt, für deren Produktion und Transport aus aller Welt erheblich mehr CO2 entsteht. Die CO2-Bilanz eines regionalen textilen Dienstleisters dagegen sieht wesentlich besser aus, die Materialien müssen nicht nach einem Einmalgebrauch verbrannt werden und das Unternehmen stärkt nebenbei die heimische Wirtschaft.
Für eine konsequente Implementierung des Kreislaufmodells sprechen also vielseitige Gründe.
Mehrweglösungen vor Einweglösungen
Ein weiterer wichtiger Aspekt der EU-Strategie ist die Einrichtung einer nachhaltigen Beschaffung, insbesondere natürlich der öffentlichen Hand. Bisher gibt es dazu leider nur wenig Konkretes seitens der EU oder der meisten Mitgliedsstaaten. Italien beispielsweise ist schon einen Schritt weitergegangen: Bei gleicher Produkteignung müssen bei der Neuanschaffung für Krankenhäuser Mehrweglösungen den Einweglösungen vorgezogen werden.
Was hindert die Bundesregierung daran, es den Italienern gleichzutun? Daher fordert der DTV die schnelle und systematische Übersetzung besagter Kriterien im Sinne der Nachhaltigkeit auf die Beschaffungsprozedere im Gesundheitswesen.
Corona, Krieg und Energiekrise haben ihre Spuren im deutschen Gesundheitswesen hinterlassen. Um so mehr ist jetzt die Politik gefordert, die notwendigen Schritte zur Sicherung der Gesundheitsversorgung und ihrer Dienstleister zügig und verantwortungsvoll zu unternehmen.