Pflege
Hohn und Spott über die Pflege­kam­mer – Comedy-Star Mario Barth teilt aus Bild: Mayk Azzato

Reiner Holzna­gel, Präsi­dent des Bund der Steuer­zah­ler, der von Mario Barth als “Profi” einge­führt wurde, berich­tete zunächst, dass die Einfüh­rung einer Pflege­kam­mer dem Willen der Pflegen­den wider­spre­che und die Aufga­ben der Kammer diesen nichts nützen würde. Anschlie­ßend kippte er eine Schub­karre voller Geldscheine in einen gigan­ti­schen Tresor. So wurde in der RTL Sendung bildlich unter­malt, was man hier von einer Insti­tu­tion hält, die die Anlie­gen der Pflege­bran­che heraus­ar­bei­ten soll, den Pflegen­den als Sprach­rohr dienen kann und die Quali­tät der Pflege sicher­stellt.

Dass die Pflege­krise um 20:15 im Privat­fern­se­hen zum Thema gemacht wird, ist ein positi­ves Zeichen. Das Bild, das hier von profes­sio­nell Pflegen­den gezeich­net wird, bleibt jedoch negativ. Zwar hieß es in der Beschrei­bung der Sendung: “Die wahren Helden unserer Zeit sind die Pflege­kräfte, die trotz der harten Arbeits­be­din­gun­gen ihrem Beruf treu bleiben.

Neue Behörde für die Pflege

Doch statt die Pflege zu unter­stüt­zen, macht die Politik ihnen das Leben noch schwe­rer und gründet für Millio­nen Steuer­gel­der eine neue Behörde – die Pflege­kam­mer in NRW mit Pflicht­mit­glied­schaft und später noch Zwangs­bei­trag. […]” Der augen­schein­li­che Respekt, der hier den Pflegen­den gezollt wird, wirkt dabei eher wie eine Motiva­tion zum weite­ren Hinneh­men nicht tragba­rer Verhält­nisse. Der erwähnte Pflicht­bei­trag weckt bei den Zuschaue­rIn­nen zusätz­lich Assozia­tio­nen zum viel gehass­ten GEZ-Beitrag.

Die Verwen­dung von Steuer­gel­dern für die Einrich­tung von Pflege­kam­mern ist aber defini­tiv angemes­sen. Keines­wegs werden Steuer­gel­der durch die Errich­tung einer Kammer verschwen­det. Die Pflege ist eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Aufgabe und von der Einrich­tung einer Kammer werden nicht nur die Pflegen­den selbst, sondern die ganze Bevöl­ke­rung profi­tie­ren.

Für eine echte Verbes­se­rung in der Pflege­bran­che werden aller­dings auch die Pflege­kam­mern nicht ausrei­chen. Neben den Kammern sind beson­ders die Gewerk­schaf­ten für Pflege­be­rufe und das Engage­ment für diese notwen­dig. Nur durch die Einfüh­rung von flächen­de­cken­den Tarif­ver­trä­gen mit angemes­se­nen Löhnen und binden­den Perso­nal­un­ter­gren­zen kann eine langfris­tige Attrak­ti­vi­tät unseres Berufes gewähr­leis­tet werden.

Gleich­stel­lung von Privat­per­son mit Behörde

Bezüg­lich der Formu­lie­rung von Proble­men und dem Erken­nen von Bedürf­nis­sen der Pflegen­den hieß es in der Mario-Barth Show: Es gäbe genug Pflegende, die in Sozia­len Netzwer­ken beschrei­ben, wo Probleme liegen und Lösungs­an­sätze anbie­ten.

Dass einzelne Privat­per­so­nen ernst­haft einer wissen­schaft­lich arbei­ten­den Behörde gleich­ge­stellt werden grenzt an Hohn. Ein Verständ­nis dafür, dass für politi­sche Entschei­dun­gen Statis­ti­ken erhoben werden müssen, welche bestehende Probleme konkret benen­nen und valide Daten erheben, scheint nicht gegeben. Statt­des­sen bestimmte der Vorschlag die Diskus­sion, die bereit­ge­stell­ten “50 Millio­nen” direkt für neue Stellen aufzu­wen­den. Dass diese gigan­tisch wirkende Zahl nicht einmal jeder 100sten Pflege­ein­rich­tung in Deutsch­land eine zusätz­li­che Stelle für eine Pflege­fach­kraft verschaf­fen würde, fand keine Erwäh­nung.

Von Niklas Kemper