Hochschule Osnabrück
Fakul­tät Wirtschafts- und Sozial­wis­sen­schaf­ten (WiSo) der Hochschule Osnbarück. Bild: Hsstudi/Wikimedia Commons

In Summe mehr als 7,5 Millio­nen Euro für sechs Forschungs­pro­jekte und ‑verbünde im Bereich Gesund­heit und Pflege: Die Hochschule Osnabrück freut sich über die breite Förde­rung durch verschie­dene Mittel­ge­ber aus Landes- und Bundes­po­li­tik sowie durch Unter­neh­men und Insti­tu­tio­nen. „Im Mai haben Hochschule und Univer­si­tät mit regio­na­len Partnern die Grund­satz­ver­ein­ba­rung unter­zeich­net, in Osnabrück einen Gesund­heits­cam­pus zu etablie­ren. Die bemer­kens­werte Vielzahl an erfolg­rei­chen Anträ­gen der vergan­ge­nen Monate aus unter­schied­li­chen Fachbe­rei­chen verdeut­licht noch einmal, wie groß die Exper­tise an unserer Hochschule ist“, hob Prof. Dr. Bernd Lehmann, Vizeprä­si­dent für Forschung, Trans­fer und Nachwuchs­för­de­rung, hervor.

Genau hier knüpft das Projekt „Das Lernende Gesund­heits­sys­tem in der Region Osnabrück-Emsland“ (ROSE) an. Dem Projekt liegt der Gedanke zugrunde, die Gesund­heits­ver­sor­gung vor dem Hinter­grund des Fachkräf­te­man­gels in ländli­chen Gebie­ten, dem Anstieg von Pflege­be­dürf­tig­keit und der immer noch schwa­chen Vernet­zung über Insti­tu­tio­nen und Berufs­grup­pen hinweg sicher­zu­stel­len. „Das Lernende Gesund­heits­sys­tem ist ein hochin­no­va­ti­ves Prinzip“, erläu­terte Prof. Dr. Ursula Hübner, die Projekt­spre­che­rin. „Es unter­schei­det sich deutlich von der herkömm­li­chen Forschungs­pra­xis, weil es ein praxis- und daten­ge­trie­be­ner Ansatz ist.“

Demogra­fi­scher Wandel auf dem Dorf

Kernele­ment ist eine Austausch­platt­form, die Daten von – zum Beispiel – Klini­ken, Gesund­heits­net­zen, Kommu­nen und den Hochschu­len bündelt. Weitere Ziele von ROSE sind unter anderem der Aufbau und Betrieb eines Gradu­ier­ten­kol­legs von Hochschule und Univer­si­tät Osnabrück zum Thema „Patien­ten­zen­trierte Versor­gungs­ge­stal­tung durch Forschung“ sowie eine insti­tu­tio­na­li­sierte Zusam­men­ar­beit mit den Gesund­heits­dienst­leis­tern in der Region. ROSE wird mit 2,5 Millio­nen Euro aus Landes­mit­teln durch das „Nieder­säch­si­sche Vorab“ geför­dert.

Ebenfalls vom BMBF wird das Projekt „Dorfge­mein­schaft 2.0“ geför­dert. Hier hat sich der Verein „Gesund­heits­re­gion EUREGIO“ mit mehr als 120 Mitglie­dern das Ziel gesetzt, die Grafschaft Bentheim und das südli­che Emsland mit konkre­ten Schrit­ten auf den demogra­fi­schen Wandel vorzu­be­rei­ten. Wissen­schaft­lich beglei­tet wird der Verein von der Hochschule und Univer­si­tät Osnabrück. Die Förde­rung durch das BMBF liegt voraus­sicht­lich bei insge­samt 5 Millio­nen Euro, wobei 1,6 Millio­nen Euro an die Hochschule Osnabrück fließen.

Innova­ti­ons­po­ten­zial von eHealth

Im Projekt wird es unter anderem um rollende Praxen, e‑Mobilität, die Erpro­bung von Geschäfts­mo­del­len der akade­mi­sier­ten Pflege­fach­kraft im Kontext der Vernet­zung von Gesund­heits­da­ten, Smart Home-Techno­lo­gien und alters­ge­rechte Mensch-Technik-Inter­ak­tion gehen. Aber auch „Satel­li­ten­stütz­punkte“ im ländli­chen Raum sind Gegen­stand der Forschung. Sie sollen den älteren Bürge­rin­nen und Bürgern in wichti­gen Fragen des Alltags und Lebens weiter­hel­fen und dazu beitra­gen, dass sie möglichst lange unabhän­gig in ihrem gewohn­ten Umfeld leben können.

Rund eine Millio­nen Euro erhält die Hochschule aus Landes­mit­teln des „Nieder­säch­si­schen Vorab“ für die „Initia­tive eHealth – Innova­tio­nen identi­fi­zie­ren, adoptie­ren, veran­kern, evalu­ie­ren“. Grund­sätz­lich ist eHealth die IT-gestützte interne und externe Vernet­zung aller Akteure im Gesund­heits­we­sen, einschließ­lich der Patien­tin­nen und Patien­ten. Im jetzt bewil­lig­ten Projekt geht es zum einen darum, die Messung des Innova­ti­ons­po­ten­zi­als von eHealth-Entwick­lun­gen und von Gesund­heits­ein­rich­tun­gen und Gesund­heits­net­zen über ein zu erarbei­ten­des Innova­tions-Kennzah­len­sys­tem zu ermög­li­chen.

Trenn­scharfe Werte entwi­ckeln

„Verbrau­cher einbe­zie­hen! Parti­zi­pa­tive Quali­täts­ent­wick­lung in der Pflege­be­ra­tung“ (Parti­ziQ) lautet der Titel eines weite­ren Projek­tes, das jüngst eine Förder­zu­sage erhal­ten hat. Ziel ist es, einen Quali­täts­stan­dard für Beratungs­stel­len in der Pflege zu entwi­ckeln. Dabei sollen profes­sio­nelle Akteure, Verbrau­cher- und Selbst­hil­fe­or­ga­ni­sa­tio­nen einbe­zo­gen werden. Aufgrund der Vielfalt der Beratungs­an­ge­bote und der Wichtig­keit, lokale Betei­ligte einzu­bin­den, liegt der Fokus auf konkre­ten Beratungs­stel­len.

Im Projekt „Varia­bi­lity of optimal cutpoints – Develo­p­ment of an R‑Package” schließ­lich stehen sogenannte Patient Repor­ted Outco­mes (PRO) im Mittel­punkt. PRO ist ein Sammel­be­griff für Maße, die auf Patien­ten­ein­schät­zun­gen basie­ren, etwa zur Schmerz­in­ten­si­tät oder Depres­si­vi­tät. Ein Beispiel: Mithilfe eines psycho­lo­gi­schen Testver­fah­rens wird die Schwere depres­si­ver Symptome eines Patien­ten einge­schätzt. Der Patient erhält einen Punkt­wert von 30 auf der Skala von 0–64. Sollte er behan­delt werden, oder nicht? Im Forschungs­vor­ha­ben soll es vor allem darum gehen, auf Basis von „R“, einer freien Program­mier­spra­che für statis­ti­sches Rechnen, ein Werkzeug zu entwi­ckeln, um die Varia­bi­li­tät der Trenn­werte zu bestim­men. So sollen in der Folge trenn­schär­fere Werte ermit­telt werden.