Akne, Neurodermitis, Schuppenflechte – die menschliche Haut ist sensibel. Wer mit Ausschlag und allergischen Reaktionen zu kämpfen hat, muss häufig auf Medikamente zurückgreifen. Dabei könnte es eine natürliche Alternative geben: Nanogold. Das ist ein Stoff, der in der Natur vorkommt: „Das Gold schwimmt seit Jahrmillionen im Meerwasser, weil es aus Goldsalzen herausgelöst wird“, erklärt Professor Manfred Sietz von der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (OWL), der schon seit mehr als zehn Jahren rund um Nanogold forscht.
Unzertrennliche Bindungen
„Nanogold wirkt ähnlich wie Kortison: Es senkt den IgE-Wert, also den Allergieparameter im Blut“, erklärt der Chemiker seinen aktuellen Ansatzpunkt. IgE – kurz für „Immunglobulin E“ – ist für die überschießende Histaminbildung bei Allergien vom Typ 1 verantwortlich. Folgen sind beispielsweise Juckreiz und Augenbrennen. Auf dieser Grundlage entwickelte Sietz die Idee, Textilien mit Nanogold zu veredeln – auf den betroffenen Hautstellen getragen, könnten diese die Reizungen lindern.
Professor Sietz hat an seinem Fachbereich Umweltingenieurwesen und Angewandte Informatik ein Verfahren entwickelt, um aus Goldsalzen Nanogold herzustellen – und das in einer bestimmten Größe zwischen fünf und zehn Nanometern, die seinen Untersuchungen zufolge pharmakologisch besonders wertvoll ist. Nanogold hat andere Eigenschaften als herkömmliches Gold: Durch die Oberflächenladung der Teilchen binden diese an Eiweißstrukturen und Nucleinsäuren, Kunststoffen, Arzneistoffen und eben Textilfasern.
Keimreduzierende Wirkung
„Nanogold trägt andere Stoffe Huckepack“, verdeutlicht Sietz. Deshalb behalten die mit Nanogold veredelten Textilien ihre Wirksamkeit auch nach einer Kochwäsche. Zur Untersuchung hat Sietz seine textilen Proben ins Labor für Mikrobiologie am Fachbereich Life Science Technologies der Hochschule OWL geschickt. Ergebnis: Mit Nanogold beschichtete Baumwollfasern zeigen im für diese Anwendungen üblichen Hemmhoftest gemäß DIN 20645 eine keimreduzierende Wirkung gegenüber dem Aknehautkeim.
Teurer, aber seinen Preis wert
„Dies lässt erwarten, dass sich aknebedingte Hautentzündungen durch Baumwollunterwäsche reduzieren lassen. Untersuchungen in Richtung Unterwäsche für Neurodermitiker müssen noch vertieft werden – jedoch gehe ich davon aus, dass sich hier bei höherer Goldkonzentration eine vergleichbare Wirksamkeit einstellt“, so der Chemiker. Neben Baumwollunterwäsche sind auch andere textile Produkte denkbar: Bettwäsche, Frotteestoffe, Pflaster.
Mit Gold beschichtete Textilien – das klingt teuer. Doch: „So ein Kleidungsstück kauft man sich einmal im Leben. Die Bindung zwischen Nanogold und Textil ist so fest, dass das Gold auch bei einer Kochwäsche nicht ausgewaschen wird“, so Sietz. Ein Hemd, das gegen Akne hilft, wäre rund 100 Euro teurer als die herkömmliche Version, schätzt der Professor – eins das gegen Neurodermitis hilft vielleicht 200 Euro.
Viele Anwendungen sind möglich
Nanogold besitzt viele Anwendungspotenziale in der Medizindiagnostik, als Arzneimittel, in der Kosmetik, als Nahrungsergänzungsmittel, zur Oberflächenveredlung und in der Krebstherapie. Diese Erkenntnis ist keinesfalls neu: „In der Medizin ist Nanogold schon länger bekannt, es findet zum Beispiel Verwendung bei der Therapie von Hirntumoren und bei Schwangerschaftstests“, sagt Sietz und erklärt: „Was wir neu entwickelt haben, sind die weiteren Anwendungen.“
Ein Ergebnis der Höxteraner Forschung ist eine Sonnencrème: Nanogold ist ein natürliches Sonnenschutzmittel, denn es absorbiert die komplette UV-Strahlung. Außerdem hat es eine keimreduzierende Wirkung. Ebenso steckt in Nanogold großes Potenzial in der Therapie bei Migräne.
Quelle: idw