Heute ist die Online-Umfrage unter den Mitlgiedern der Pflegekammer Niedersachsens gestartet, die über die Zukunft und das Fortbestehen der Kammer entscheiden soll.
Heute ist die Online-Umfrage unter den Mitlgie­dern der Pflege­kam­mer Nieder­sach­sens gestar­tet, die über die Zukunft und das Fortbe­stehen der Kammer entschei­den soll. Bild: Photo 80787544 © Dejch­gorn Chaimee – Dreamstime.com

Nachdem sich die Pflege­kam­mer Nieder­sach­sen häufig mit Kritik ausein­an­der­ge­setzt sah, etwa wegen der zu leisten­den Mitglieds­bei­träge, sollen nun die Kammer­mit­glie­der selbst über ihr Fortbe­stehen entschei­den. Bereits im März wollte man dazu eine Online-Umfrage starten, die bedingt durch die Corona-Pande­mie verscho­ben wurde. Nun ist sie heute gestar­tet, wie das Sozial­mi­nis­te­rium Nieder­sach­sen gestern in einer Presse­mit­tei­lung bekannt gab. Der Fragen­ka­ta­log umfasse dabei neben inhalt­li­chen Fragen zu ihrer bishe­ri­gen Arbeit auch eine Frage nach der Zukunft der Pflege­kam­mer. Bis zum 5. Juli haben die rund 80.000 nieder­säch­si­schen Pflege­kräfte die Möglich­keit, an der Online­be­fra­gung teilzu­neh­men.

Politi­scher Dauer­kon­flikt um die Kammer in Nieder­sach­sen soll beendet werden

„Mit der Mitglie­der­be­fra­gung wollen wir den politi­schen Dauer­kon­flikt um die Pflege­kam­mer in Nieder­sach­sen endlich beenden“, erklärt Sozial­mi­nis­te­rin Carola Reimann dazu. „Die Pflege­kräfte haben nun das Wort und können selbst entschei­den, ob sie die beitrags­freie Pflege­kam­mer zur Vertre­tung ihrer berufs­stän­di­schen Inter­es­sen wollen. Das Ergeb­nis dieses Teils der Befra­gung wird von der Landes­re­gie­rung als politisch bindend betrach­tet.“ Klar sei, so die Sozial­mi­nis­te­rin weiter, dass es eine beitrags­fi­nan­zierte Kammer in Nieder­sach­sen nicht mehr geben werde.

Die Pflege­kam­mer Nieder­sach­sen begrüßt den Start der Befra­gung grund­sätz­lich. „Wir verspre­chen uns von der Evalua­tion Klarheit, wie die Entwick­lung in den kommen­den Monaten und Jahren weiter­geht“, sagt Pflege­kam­mer­prä­si­den­tin Nadya Klarmann am Diens­tag in Hanno­ver. Schließ­lich gehe es um den Fortbe­stand der größten Pflege­kam­mer Deutsch­lands. Die Mitglie­der hätten jetzt die Möglich­keit, sich für eine schlag­kräf­tige Kammer zu entschei­den, für die sie keine Beiträge zu zahlen brauchen. „Auf die Frage, ob sich Mitglie­der eine beitrags­freie Kammer wünschen, sollten sich diese auf jeden Fall für „ja“ entschei­den“, so Klarmann.

In ihrer Presse­mit­tei­lung hob die Kammer nochmals hervor, welche Impulse sie in den vergan­ge­nen drei Jahren gesetzt hat. So habe sie unter anderem die Verant­wor­tung für die Weiter­bil­dun­gen der Pflege­fach­be­rufe in Nieder­sach­sen übernom­men und die erste Ethik­kom­mis­sion einer Pflege­kam­mer in Deutsch­land gegrün­det. Zudem habe sie mit dem Bericht zur Lage der Pflege­fach­be­rufe in Nieder­sach­sen erstmals zuver­läs­sige Zahlen zur Pflege­si­tua­tion in dem Bundes­land gelie­fert und während der Corona-Pande­mie mit dem Freiwil­li­gen­re­gis­ter Unter­stüt­zung geleis­tet.

DBfK: Sugges­tiv­frage zielt auf Abschaf­fung der Kammer ab

Der Deutsche Berufs­ver­band für Pflege­be­rufe (DBfK) kriti­siert dieses Vorge­hen und wirft der Landes­re­gie­rung vor, durch die Sugges­tiv­frage, ob man sich für die Zukunft eine beitrags­freie Pflege­kam­mer in Nieder­sach­sen wünsche, auf die Abschaf­fung einer selbst­be­stimm­ten und starken Kammer abzuzie­len. „Die Landes­re­gie­rung hat sich festge­legt und arbei­tet an der Abschaf­fung einer selbst­be­stimm­ten und starken Kammer. Mit ihrer Haltung missach­tet die Regie­rungs­ko­ali­tion aus SPD und CDU die Inter­es­sen aller Pflege­fach­per­so­nen, die sich eine souve­räne und unabhän­gige Pflege­kam­mer wünschen“, sagt Martin Dichter, Vorsit­zen­der des Deutschen Berufs­ver­bands für Pflege­be­rufe (DBfK) Nordwest.

Durch die Mitglieds­bei­träge einer Kammer würde deren Unabhän­gig­keit und Souve­rä­ni­tät gesichert werden. Die Unabhän­gig­keit ginge verlo­ren, wenn die Kammer fremd­fi­nan­ziert – beispiels­weise durch den Staat – würde. Man solle sich, so der DBfK weiter, ein Beispiel an der Befra­gung in Nordrhein-Westfa­len nehmen. Darin wurden die drei Varian­ten – eine unabhän­gige Pflege­kam­mer mit Pflicht­bei­trag, eine staat­lich finan­zierte Pflege­kam­mer oder die generelle Ableh­nung einer Kammer unabhän­gig der Finan­zie­rung – unter den Mitglie­dern abgefragt.

Quelle: Pflege­kam­mer Nieder­sach­sen, DBfK