Springen die Neuen schon in der Probezeit wieder ab oder stellt man fest, dass man sich zu viel von ihnen versprochen hat, ist erneut der Kostenfaktor Personalsuche gesetzt. Jeder Wechsel kann zudem den Verlust von teilweise langjährigen Erfahrungen, Detailwissen und Kundenkontakten mit sich bringen. Nach Berechnungen der internationalen Strategieberatung Gallup „müssen Unternehmen im Schnitt das 1,5‑fache des Jahresgehalts eines Mitarbeiters aufwenden, um einen Mitarbeiter gleichwertig zu ersetzen – Kosten, die letztlich durch mangelnde Mitarbeiterbindung verursacht werden“.
In vielen Fällen wird die Einarbeitungsphase nicht ausreichend genutzt
Um die Mitarbeiter an den Betrieb zu binden, ist ein Einarbeitungsleitfaden bzw. ein Onboarding-Programm sinnvoll. Jedoch nur rund 44 Prozent der deutschen Unternehmen hat laut einer Stepstone-Erhebung aus 2018 bisher einen strukturierten Einarbeitungsplan. Nur 12 Prozent der Beschäftigten fühlen sich laut einer Gallup-Umfrage an einer neuen Arbeitsstelle genügend in ihrem Bereich eingearbeitet.
Neue Kollegen brauchen meist einige Monate, bis sie produktiv und vollständig selbstständig mitarbeiten können. Dies ist vor allem in kleineren Firmen problematisch, denn die Betreuung eines neuen Teammitglieds kommt zur ansonsten bereits verdichteten Arbeitsbelastung noch hinzu. Häufig wird dann von Vorgesetzten die Erwartung geäußert, dass man dieses „Onboarding“ nebenher mitbetreuen könne.
Wie sehen einzelne Onboarding-Aspekte konkret aus: Fragen sind neuen Mitarbeitern in fast allen Firmen als Informationsquelle in der ersten Phase zugestanden (über 80 Prozent). Eigentliche Selbstverständlichkeiten wie die Vorstellung neuer Kollegen oder eine erste Betriebsführung werden jedoch nur von rund 64 Prozent der Firmen umgesetzt.
Buddy-Programm noch stärker als Instrument bei der Einarbeitung einsetzbar
Ein Element, das als Mentoren- oder „Buddy“-Programm, häufig als ein Baustein einer gelungenen Einarbeitung gelobt wird, findet sich jedoch bisher nur in rund 40 Prozent der Betriebe. Erstaunlich, da dieses Instrument der Eingliederung im HR-Bereich in den letzten Jahren viel diskutiert wurde.
Wichtig erscheint auch, wie die neuen Mitarbeiter selbst ihre Einarbeitung laut Stepstone-Studie bewerten: Nur rund 50 Prozent der Berufserfahrenen empfanden den Onboarding-Prozess als strukturiert und angenehm. Die Unternehmenskultur, auch mit den Begriffen Betriebsklima und Teamgeist belegt, spielt eine große Rolle dabei, ob die Neuen bleiben wollen. Über 45 Prozent gaben dies als einen der Gründe an, warum sie selbst in der Probezeit kündigten.
Ob sich eine erfolgreiche Rekrutierung in eine erfolgreiche und langfristige Mitarbeiterintegration weiterführen lässt, entscheiden nicht nur die ersten Tage im Unternehmen, sondern eine strukturierte und intensive Begleitung in den ersten Monaten der Anstellung. Über 50 Prozent der HR-Verantwortlichen gaben an, dass sie glauben, Onboarding-Prozesse würden in Zukunft immer wichtiger.
Quelle: Uta Kannengießer, Marketing und PR, Social Media Projekte