Dr. Ulrich Ziegler: Schauen Sie sich den Ulcus an!
Dr. Ulrich Ziegler: Schauen Sie sich den Ulcus an!

In seiner Begrü­ßung hob der medizi­ni­sche Tagungs­lei­ter Dr. Ulrich Ziegler die Errun­gen­schaf­ten des moder­nen Wundma­nage­ments hervor. Dennoch rezep­tiere hierzu­lande nur ein Fünftel der nieder­ge­las­se­nen Ärzte moderne Wundver­sor­gungs­ma­te­ria­lien. Nach seiner Auffas­sung ist dies auf eine ungenü­gende Verbrei­tung von wissen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen zum Thema „Wunde“ zurück­zu­füh­ren. Daher müsse die Ärzte­schaft den Kreis der Versor­gungs­ge­wohn­hei­ten durch­bre­chen und sich neuen Versor­gungs­for­men öffnen. Insoweit gelte es, den vielfäl­ti­gen Markt der Wundver­sor­gungs­pro­dukte zu überschauen und klare und sichere Thera­pie­sys­teme zu bevor­zu­gen.

Der Kölner Rechts­an­walt Prof. Dr. Volker Großkopf lenkte die Aufmerk­sam­keit der Zuhörer auf das Haftungs­recht. Schadens­er­satz­for­de­run­gen einer fehlge­schla­ge­nen Wundthe­ra­pie gründen nach seiner Erfah­rung meist auf dem Vorwurf eines Hygie­ne­man­gels oder einer nicht sach- und fachge­recht durch­ge­führ­ten Wundver­sor­gungs­maß­nahme. Er betonte, dass Art und Umfang der Wundbe­hand­lung dem ärztli­chen Anord­nungs­kon­vo­lut zugerech­net werden. Zwar dürfe die angewie­sene Pflege­kraft darauf vertrauen, dass die ärztli­che Anord­nung sach- und fachge­recht erteilt worden ist, blinder Gehor­sam sei jedoch nicht angezeigt. Weicht die Wahl der Methode gänzlich von den thera­peu­ti­schen Standards ab, empfiehlt Großkopf die Verwei­ge­rung der Durch­füh­rung. Dies gelte sowohl für den statio­nä­ren als auch den ambulan­ten Bereich.

Den juris­ti­schen Veran­stal­tungs­teil ergänzte die Kranken­haus-Betriebs­wir­tin Rita Hollmann-Karsten, indem sie die Bedeu­tung der Dokumen­ta­tion in der Wundver­sor­gung hervor­hob. Die Aussa­ge­kraft der phasen­ge­rech­ten schrift­li­chen Dokumen­ta­tion kann durch Fotos unter­stützt werden. Hierbei sei zu beach­ten, dass die Fülle von Fotos nicht deren Quali­tät ersetzt. Es sollte immer nur eine gerei­nigte Wunde – aus der gleichen Entfer­nung, bei gleichen Licht­ver­hält­nis­sen und gleicher Lagerung – abgebil­det werden.

Dr. Martin Klehr präsen­tierte Daten, Erfah­run­gen und Ergeb­nisse der Wundam­bu­lanz des St.-Johannes-Hospital Dortmund. Seit 1999 bietet er mit seinen Mitar­bei­tern eine durch­gän­gig erreich­bare Anlauf­stelle für wundge­schä­digte Patien­ten. Eine Wundam­bu­lanz erwirt­schaf­tet ab 100 Patien­ten pro Quartal Überschüsse, so seine Antwort auf Renta­bi­li­täts­nach­fra­gen aus dem Publi­kum. Der Erfolg ließe sich zudem an den Sekun­där­ge­win­nen durch die Einbin­dung von Partnern in den klini­schen Ablauf und dem Referenz­ge­winn der Klinik bemes­sen. Unabhän­gig vom Profit gelte es jedoch vor allem das oberste Ziel zu verfol­gen: nämlich der zufrie­dene Patient.

Die Tagung in Dortmund kam auf Initia­tive von Johnson & Johnson zustande. Die nächs­ten Veran­stal­tun­gen finden am 17. Mai 2006 in der KV Thürin­gen und am 31. Mai 2006 in der Unikli­nik Köln statt.