Videosprechstunde
Laut der Studie „Zukunft der Gesund­heits­ver­sor­gung“ schei­nen viele Bundes­bür­ger offen für die Digita­li­sie­rung im Gesund­heits­we­sen zu sein und beispiels­weise die Möglich­keit von Video­sprech­stun­den bergrü­ßen. Bild: Andrey Popov | Dreamstime.com

Nur wenig Daten­schutz­be­den­ken

Die Menschen in Deutsch­land gelten im weltwei­ten Vergleich als beson­ders sensi­bel, wenn es um die Nutzung ihrer Daten geht. Für eine bessere Gesund­heits­ver­sor­gung sind 77 Prozent der Bundes­bür­ge­rin­nen und Bundes­bür­ger aber gern bereit, Haus- und Fachärz­ten umfang­rei­che Infor­ma­tio­nen zu ihrer persön­li­chen Gesund­heits­ge­schichte digital freizu­ge­ben.

Dazu gehören beispiels­weise Infor­ma­tio­nen zu vergan­ge­nen Diagno­sen und Behand­lungs­ver­läu­fen, einge­nom­me­nen Medika­men­ten und Aller­gien. Daten­schutz­be­den­ken haben dabei die wenigs­ten: 79 Prozent vertrauen ihren Ärzten bei der Einhal­tung von Daten­schutz­vor­schrif­ten.

Bis die Bundes­bür­ge­rin­nen und Bundes­bür­ger diesen Vorteil nutzen können, müssen sie jedoch noch warten. Die elektro­ni­sche Patien­ten­akte, in der persön­li­che Gesund­heits­da­ten zentral gespei­chert werden sollen, wird erst zu 2019 einge­führt. „Die Digita­li­sie­rung des deutschen Gesund­heits­we­sens ist längst überfäl­lig“, sagt Lutz Kaiser, Vorstand der pronova BKK. „Andere europäi­sche Länder, zum Beispiel Öster­reich, sind hier schon viel weiter.“

Arztbe­such per Video­sprech­stunde

Etwas mehr als die Hälfte der in der Studie Befrag­ten spricht sich dafür aus, einen Arztbe­such durch eine Online-Video­sprech­stunde zu erset­zen, wenn keine körper­li­che Unter­su­chung notwen­dig ist. Für eine sogenannte Zweit­mei­nung als Entschei­dungs­hilfe für oder gegen eine erste Behand­lungs­emp­feh­lung würden sogar 71 Prozent eine Online-Video­sprech­stunde in Anspruch nehmen.

Bislang sind Video­sprech­stun­den nur dann erlaubt und auch als Kassen­leis­tung abrechen­bar, wenn der oder die Behan­delte bereits Patient ist und regel­mä­ßig die Praxis des Arztes besucht. Andern­falls würde der Arzt gegen das Fernbe­hand­lungs­ver­bot versto­ßen.

Digitale Ergän­zungs­an­ge­bote wie Online-Video­sprech­stun­den würden nach Meinung von 80 Prozent der Befrag­ten zu einer Verbes­se­rung der Gesund­heits­ver­sor­gung auf dem Land führen. Dort herrscht zuneh­men­der Ärzte­man­gel, weil Medizi­ner in ihren Leistun­gen heute stren­ger regle­men­tiert werden als früher und sich eine Praxis am ehesten in Ballungs­räu­men rentiert.

Online-Apothe­ken und Rezepte per E‑Mail

Zu einer guten Gesund­heits­ver­sor­gung gehört außer­dem eine zuver­läs­sige und schnelle Medika­men­ten­ver­sor­gung. Rezept­freie Medika­mente können bereits über Online-Apothe­ken bestellt werden.

Drei Viertel der Bundes­bür­ge­rin­nen und Bundes­bür­ger sprechen sich dafür aus, dies auch für verschrei­bungs­pflich­tige Arznei­mit­tel zu erlau­ben, sofern ein Rezept per E‑Mail einge­reicht wird. Bisher ist dies nur über den deutlich länger­fris­ti­gen Postweg möglich.

1.000 Bürge­rin­nen und Bürger befragt

Die Studie „Zukunft der Gesund­heits­ver­sor­gung“ wurde im Juni 2017 online im Auftrag der pronova BKK durch­ge­führt. Dafür wurden insge­samt 1.000 Bundes­bür­ge­rin­nen und Bundes­bür­ger befragt. Die Studie ist reprä­sen­ta­tiv nach Geschlecht, Alter und Region.

Quelle: pronova BKK