Am Mittwoch hat sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zu der Problematik überfüllter Notfallambulanzen geäußert und Lösungsvorschläge abgegeben. Anlass waren wissenschaftliche Erkenntnisse des Instituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua), die im Auftrag des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) gesammelt worden sind. Das Gutachten des aQua-Instituts enthält zudem ein Konzept, das dafür sorgen soll, dass Patienten gezielter in die richtige Versorgungsform gelenkt werden.
Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, erklärte dazu in Berlin: „30 Prozent aller Patienten, die bei akuten Problemen direkt ins Krankenhaus gehen, könnte in der ambulanten Versorgung besser geholfen werden. Unnötige stationäre Behandlungen kosten das Gesundheitssystem jedes Jahr mehrere hundert Millionen Euro, die anderswo sinnvoll ausgegeben werden können. Wir wollen dieses Problem lösen und Patienten helfen, die richtige Versorgung zum richtigen Zeitpunkt zu finden“.
Konkret wird in dem Gutachten ein Ersteinschätzungsverfahren vorgeschlagen, bei dem schon beim Empfang der Patienten in der Notfallambulanz durch qualifizierte Fachkräfte entschieden wird, ob der Patient in die ambulante Versorgung geleitet werden soll. Dazu soll ein Empfangstresen eingerichtet werden, an dem Fachkräfte beider Versorgungseinrichtungen vertreten sind.
„Diese Ersteinschätzung ermöglicht eine bessere Koordinierung der Behandlung und kürzere Wartezeiten für Patienten“, so Gassen. Die Weiterentwicklung dieses Vorschlags müsse aber noch vorangetrieben und evaluiert werden. Der KBV-Chef zeigte sich offen, mit den Krankenhäusern und Rettungsleitstellen zu kooperieren.
Der stellvertretende Vorstandvorsitzende, Dr. Stephan Hofmeister, fügte zudem hinzu, dass ohnehin eine bessere Kooperation zwischen Krankenhaus und Rettungsdienst herrschen müsse. „Wo immer möglich, sollte der Versicherte bereits am Telefon eine Erstberatung bekommen. Wir brauchen allerdings eine gesetzliche Grundlage dafür, dass wir den Bereitschaftsdienst rund um die Uhr anbieten können“, erklärt Hofmeister.
Die DKG hält die Einschätzung der KBV für falsch
Hauptgeschäftsführer Georg Baum der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) begrüßte zwar die grundsätzliche Bereitschaft, dass sich die KBV ihren „Unzulänglichkeiten bei der Notfallversorgung“ öffnet, hält gewisse Ansätze der KBV allerdings für falsch. Es sei nicht richtig, dass Patienten in ein Krankenhaus gehen würden, obwohl ihnen eigentlich ein Arzt im Bereitschaftsdienst besser helfen würde.
„Richtig ist vielmehr, dass die Patienten in die Kliniken kommen, weil ihnen hier effektiv geholfen werden kann. Die Kliniken haben tief gefächerte diagnostische Möglichkeiten und modernste medizintechnische Ausstattungen. Sie sind aufgrund der erforderlichen Erreichbarkeit auch in der Fläche jederzeit präsent. Ohne die jährlich rund 20 Millionen ambulanten Behandlungsfälle der Krankenhäuser wäre die Versorgung schon heute nicht mehr aufrecht zu erhalten“, so Georg Baum.
Auch den Vorschlag des Ersteinschätzungsverfahrens hält Baum für unzulänglich: „Die Beurteilung medizinischer Notfälle sollte auch in Zukunft unter Arztvorbehalt stehen. Zudem muss gelten: Doppelvorhaltung am Ort des Krankenhauses kann nicht das Hauptziel sein.“
Quelle: KBV, DKG