Schweizer Natur
Für viele Schwei­zer unver­zicht­bar: Der Zugang zur Natur. Bild: Belahoche/Dreamstime.com

Ältere Menschen wünschen sich in ihrem eigenen Zuhause wohnen bleiben zu können. Selbst dann, wenn sie in Zukunft gebrech­li­cher werden und stärker auf externe Hilfe angewie­sen sein sollten. Das ergab eine groß angelegte Studie aus der Schweiz, deren Ergeb­nisse gut auf Deutsch­land übertrag­bar sind. Die Studie erfolgte im Rahmen des „Inspire“-Projekts der Univer­si­tät Basel in Zusam­men­ar­beit mit dem Swiss Tropi­cal and Public Health Insti­tute (Swiss TPH).

In Auftrag gegeben hat die Studie das Amt für Gesund­heit des Kantons Basel-Landschaft. Der in der Deutsch­schweiz gelegene Kanton grenzt im Norden an Basel sowie an der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land. Insge­samt betei­lig­ten sich 8.846 Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner ab 75 Jahren an der schrift­li­chen Befra­gung.

Heime sind unbeliebt

Gefragt nach der idealen Wohnform für den Fall, dass sie unabhän­gig von fremder Hilfe blieben, nannten 91,7 Prozent der Befrag­ten das eigene Zuhause. Mit großem Abstand dahin­ter folgte mit 5,7 Prozent eine betreute Wohnform oder eine spezi­ell für Senio­ren gedachte Wohnein­rich­tung. Das Wohnen bei einem Famili­en­mit­glied, in einer Wohnge­mein­schaft oder in einem Senio­ren- bzw. Pflege­heim als Alter­na­ti­ven lande­ten abgeschla­gen am Ende. Doch selbst im Falle einer eintre­ten­den Pflege­be­dürf­tig­keit würden 72,2 Prozent der Befrag­ten das eigene Zuhause bevor­zu­gen. Das Leben in einer betreu­ten Wohnform oder in einer spezi­ell für Senio­ren gedach­ten Wohnein­rich­tung könnten sich dann zumin­dest 20,4 Prozent der Befrag­ten vorstel­len. Ein Umzug in ein Senio­ren- bezie­hungs­weise Pflege­heim kam ledig­lich für 3,9 Prozent infrage.

Gute Infra­struk­tur ist entschei­dend

Als wesent­lich für ein ideales Lebens­um­feld sahen die Befrag­ten eine gute Anbin­dung an öffent­li­che Verkehrs­mit­tel (88,8 Prozent). Hoch im Kurs stehen die Nähe zu Einkaufs­mög­lich­kei­ten und Biblio­the­ken (85 Prozent), zu Ärzten und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen (75,8 Prozent), zu Familie und Freun­den (66, Prozent), zur Natur (62,6 Prozent) sowie zur nächs­ten Stadt (52,6 Prozent). Weitere häufige Nennun­gen waren die Möglich­keit zum Austausch mit anderen Menschen oder spezi­ell Senio­ren, der eigene Garten, soziale Teilhabe und ein barrie­re­freies bezie­hungs­weise rollstuhl­ge­rech­tes Umfeld.

Recht hohe Offen­heit für techni­sche Hilfen

Bei der Frage nach techni­scher Unter­stüt­zung zeigten 27,4 Prozent die Bereit­schaft zur Nutzung teleme­di­zi­ni­scher Angebote. Weitere 29,6 Prozent könnten sich eine solche Hilfe „vielleicht“ vorstel­len. In ähnli­chen Dimen­sio­nen bewegt sich die Akzep­tanz für tragbare Geräte, wie beispiels­weise Herz‑, Blutzucker‑, Aktivi­täts­mo­ni­tore oder Notruf­ser­vices (25,5 Prozent ja; 36,8 Prozent vielleicht), sowie zu telekom­mu­ni­ka­ti­ven Dienst­leis­tun­gen, wie zum Beispiel die Erinne­rung zur Medika­men­ten-Einnahme per SMS oder das Bereit­sstel­len von Krank­heits­in­for­ma­tion per Mobil­te­le­fon (22,8 Prozent ja; 32,6 Prozent vielleicht). Offen gegen­über den Einsatz von Hilfs­ro­bo­to­ren zeigten sich immer­hin 8,8 Prozent (29,4 Prozent vielleicht).

Falls sie hilfs­be­dürf­tig werden, ist die große Mehrzahl bereit, externe Unter­stüt­zung anzuneh­men. Etwa eine ambulante Pflege (87,5 Prozent), eine Haushalts­hilfe (76,9 Prozent), einen Mahlzei­ten­dienst (48,4 Prozent), Trans­port- und Assis­tenz­dienste etwa für Arztbe­su­che oder zum Einkau­fen (37,1 Prozent) und eine regel­mä­ßige Physio­the­ra­pie (31,9 Prozent). Haushalts­hil­fen und Physio­the­ra­pie nutzen 29,7 Prozent bezie­hungs­weise 19,7 Prozent der Befrag­ten schon jetzt. Weiter­hin ist laut Umfrage der Wunsch nach sozia­ler und emotio­na­ler Unter­stüt­zung groß: Etwa jeman­den zu haben, dem man Probleme anver­trauen kann oder einen in schwie­ri­gen Situa­tio­nen berät.

Wohlbe­fin­den unter Umfrage-Teilneh­mern stark ausge­prägt

Die Teilneh­mer der Befra­gung waren im Schnitt 81,8 Jahre alt, etwas mehr als die Hälfte stell­ten Frauen. Zu beach­ten ist die überwie­gend gute Verfas­sung derer, die an der Studie mitmach­ten. 73,4 Prozent der Teilneh­mer zeigten in der Befra­gung keine Symptome von Gebrech­lich­keit, dementspre­chend bewegen sich 78,4 Prozent ohne Hilfs­mit­tel fort. Ebenso pflegt die übergroße Mehrheit der Befrag­ten selbst­stän­dig zu kochen, zu waschen und einzu­kau­fen. Grund­sätz­lich mit ihrem Leben zufrie­den zeigten sich 91,6 Prozent. Dieje­ni­gen Teilneh­me­rin­nen und Teilneh­mer aber, die laut eigener Angabe eine Gebrech­lich­keit aufwei­sen, bewegen sich weniger, fühlen sich deutlich häufi­ger einsam, depri­miert und inner­lich leer, nehmen häufi­ger Medika­mente ein und gehen verstärkt zu Ärzten als die Befrag­ten ohne Gebre­chen. Auch Schmer­zen sowie weiter Beschwer­den treten bei der Gruppe der Gebrech­li­chen häufi­ger und in inten­si­ve­rer Form auf. Sämtli­che Studi­en­ergeb­nisse sind auf der Projekt­web­seite abruf­bar.

Quelle: idw