Wie viele Kliniken haben sich seit Einführung der diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) in Deutschland im Jahr 2003 tatsächlich vom Gesundheitsmarkt zurückgezogen? Kann in diesem Zusammenhang bereits von einer „Schließungswelle“ gesprochen werden? Und können zusammenhängende Aspekte aufgezeigt werden, die kennzeichnend für den sogenannten „Markaustritt“ einer Klinik sind?
Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen haben die Autoren Dr. Uwe K. Preusker, Dr. Markus Müschenich und Sven Preusker zunächst alle im Untersuchungszeitraum in den amtlichen Krankenhausverzeichnissen nicht mehr aufgeführten Krankenhäuser daraufhin untersucht, ob es sich um vollständige Marktaustritte, Fusionen oder Standortverlagerungen handelte. Weiterhin wurden die Verzeichnisse der Basisfallswerte aller DRG-Krankenhäuser von AOK Bundesverband beziehungsweise GKV-Spitzenverband, Veröffentlichungen der einschlägigen Fachpresse und Qualitätsberichte nach § 137 Absatz 3 Satz 1 Nummer 4 SGB V ausgewertet.
Weniger Klinikschließungen als vermutet
Nach der Studie ist es im besagten Zeitraum zu deutlich weniger Marktaustritten gekommen als bisher angenommen. Zwar weist die Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis) einen Rückgang um insgesamt 204 auf 2.017 Krankenhäuser auf (Stand 31. Dezember 2012). Die Autoren kommen nach ihrer Analyse jedoch zu dem Schluss, dass von diesen insgesamt 204 statistisch nicht mehr erfassten Häusern tatsächlich nur 74 Kliniken einen vollständigen Marktaustritt vollzogen haben. Hiervon betroffen waren vor allem kleinere Krankenhäuser mit durchschnittlich 70 Betten.
Bezogen auf die Entwicklung der Bettenzahl im Untersuchungszeitraum ergibt sich gemäß der Krankenhausstatistik einen Rückgang um circa 46.000 Betten. Auf vollständige Marktaustritte sollen laut den Gutachtern gerade mal nur 5.200 Betten zurückzuführen sein. Der weitaus größte Teil des Bettabbaus geht damit zulasten von Abteilungsschließungen, Reduzierungen in weiterhin bestehenden Krankenhäusern oder auf
Bettenverlegungen.
Marktaustritte verlaufen in Stufen
Die Analysen zeigen zudem, dass Marktaustritte sich über Jahre hinziehen und in mehreren Stufen ablaufen. Als häufigste Ursache für eine Schließung werden langfristige Belegungsprobleme, die zu einer wirtschaftlichen Schieflage führen, identifiziert. Landesplanerische Erwägungen über die Bedarfsnotwendigkeit von Krankenhäusern spielen hingegen keine wesentliche Rolle.
Mit der Veröffentlichung des Gutachtens will der auftraggebende GKV-Spitzenverband nach eigener Aussage einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion über die anstehende Strukturbereinigung in der Krankenhauslandschaft leisten.