Sowohl die Potenziale als auch die Probleme des Gesundheitswesens – in kaum einem Versorgungszweig zeichnen sie sich so deutlich ab, wie im Bereich der Wundbehandlung. Zu diesem Schluss kam vor über zehn Jahren der Kölner Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Volker Großkopf. Großkopf, der an Katholischen Fachhochschule NRW im Fachbereich Gesundheitswesen lehrt, erkannte darin zugleich ein komplexes Aufgabengebiet, dass nicht von einer Profession allein bewältigt werden kann.
„Mitunter müssen in der Wundversorgung nicht nur Ärzte verschiedener Fachdisziplinen zusammenarbeiten. Auch sind regelmäßig Angehörige anderer Gesundheitsberufe, wie beispielsweise Medizinische Fachangestellte, Altenpflegekräfte sowie Gesundheits- und Krankenpflegekräfte, beteiligt“, so Großkopf. Des Weiteren müsse man auch an Physiotherapeuten, Podologen, orthophädische Schuhmacher oder Diätberater denken, um nur einige zu nennen. „Und natürlich auch an den Juristen. Aber nach Möglichkeit, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist,“ so der Kölner Rechtswissenschaftler.
Alle Beteiligten zusammenzubringen, den Austausch untereinander anzuregen, unterschiedlichste Wissensstände zu synchronisieren und zu aktualisieren – das war dann auch die Intention für den Start des „Interdisziplinären WundCongresses“ (IWC).
Klein aber oho
Damals, im Jahre 2007, war natürlich alles eine Nummer kleiner: Die Teilnehmerzahl lag gerade etwas über 400 und die Fachmesse bestand aus nur 15 Ständen. Begleitveranstaltungen gab es keine, dafür aber eine hochkarätige Hauptrednerin: Prof. Dr. Eva-Maria Panfil stellte den damals brandneuen „Expertenstandard zur Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ vor.
Zwei Jahre später – auf dem IWC 2009 – verkündeten Prof. Dr. Christel Bienstein (UW/H) und Dr. Nils Lahmann (Charité Berlin), dass „Dekubituseinschätzung keine Skala benötige“ und damit eine Abkehr von der bisherigen Praxis.
Im dritten Jahr nach Einführung des IWC hatten sich die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits nahezu verdoppelt, die Zahl der Aussteller sogar verdreifacht. Konstant blieb hingegen der Veranstaltungsort – die traditionsreichen Sartory-Säle in Köln – und der Veranstaltungstermin, nämlich immer der letzte Donnerstag im November. Ebenfalls von Anfang an als Unterstützter dabei: Die Universitätsklinik Köln.
Dier IWC wird größer
Ein weitere Neuerung ergab sich durch die Einführung der Satellitensymposien im Jahre 2010. Dabei handelt es sich um zusätzliche, von der Industrie ausgerichtete, Fachveranstaltungen, die im Rahmen des IWC durchgeführt werden. Besucher des IWC haben die Möglichkeit an diesen kostenfrei teilzunehmen. „Leider steht vor Ort nur ein begrenzte Zahl an Sitzplätzen für die Symposien zur Verfügung. An diesem Umstand können wir leider nichts ändern“, erklärt Kongressinititator Großkopf. Man habe sich deshalb früh dazu entschlossen, die Teilnahme nach dem Windhundprinzip zu gestalten.
Die Referentinnen und Referenten der Satellitensymposien sind dabei nicht minder bekannt wie die des Hauptprogramms: Unter anderem gaben sich hier schon der Versorgungsforscher Prof. Dr. Matthias Augustin, der spätere Träger des Deutschen Pflegepreises Prof. Dr. Michael Isfort, der ebenfalls ausgezeichnete Diabetologe Dr. Alexander Risse oder die Expertin für Gesundheitsinformatik, Prof. Dr. Ursula Hübner, die Klinke – um nur einige wenige zu nennen.
Auch in diesem Jahr wird es wieder mehrere Satellitensymposien geben: Insgesamt sind vier Veranstaltungen vorgesehen, in denen Themen wie Hautschutz, bewegungsorientierte Kompression, Unterdruck-Wundtherapie oder Debridement diskutiert werden. Nach Angaben des Veranstalters PWG-Seminare sind darüber hinaus erstmalig zwei zusätzliche Workshops geplant – zur Ulcustherapie und zum Wundassessment.
Auf der Erfolgsspur
Inzwischen strömen alljährlich rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet sowie den angrenzenden deutschsprachigen Raum zum Interdisziplinären WundCongress nach Köln. Dadurch darf sich der IWC zu den erfolgreichsten Fachveranstaltungen seiner Art zählen.
Eine, die auch abseits des Fachdiskursus immer wieder mit einem besonderen Bonbon aufwartet. Wie beispielsweise 2014, als der bekannte Popmusiker Purple Schulz ein kleines Abschlusskonzert gab. Oder man denke nur an die inzwischen traditionelle Verlosung eines Platzes zur Teilnahme an einer einwöchigen Fortbildungsreise nach Gran Canaria. „Vielleicht fällt uns zum Zehnjährigen auch noch was ein“, so Prof. Großkopf. Und weiter: „Eine Anmeldung lohnt sich in jeden Fall. Ich freue mich auf jeden, den ich in unserer schönen Domstadt begrüßen kann.“
Mehr Informationen zur Veranstaltung unter www.wundcongress.de