Monitoring Herzstillstand
Ein neu entwi­ckel­tes Konzept soll die Überle­bens­chan­cen nach einem Herzstill­stand erhöhen und Reper­fu­si­ons­schä­den vermin­dern. Bild: Benja­min Earwicker/Freeimages.com

Seit wenigen Jahren ist bekannt, wieso die Überle­bens­chance nach einer Reani­ma­tion derart gering ist. Parado­xer­weise bilden sich nach der Sauer­stoff­zu­fuhr giftige Moleküle, die das Gewebe zerstö­ren und so zum Tod des Patien­ten oder zu schwe­ren Hirnschä­di­gun­gen führen. An der Klinik für Herz- und Gefäß­chir­ur­gie des Univer­si­täts-Herzzen­trum Freiburg, Bad Krozin­gen (UHZ) wurde ein neues Behand­lungs­kon­zept entwi­ckelt, das diese Reper­fu­si­ons­schä­den verhin­dern soll.

Ein Drei-Säulen-Konzept

Das neue Kreis­lauf-Unter­stüt­zungs­sys­tem soll drei Aufga­ben erfül­len: Es stellt möglichst schnell eine effizi­ente Blutzir­ku­la­tion wieder her, es steuert wichtige Blutwerte wie den pH-Wert und die Sauer­stoff-Konzen­tra­tion und es kontrol­liert physi­ka­li­sche Kreis­lauf-Eigen­schaf­ten wie Druck, Fluss und Tempe­ra­tur. Dadurch wird sofort eine umfang­rei­che Thera­pie ermög­licht, wenn es zu einem Herzstill­stand kommt. Es erhöht nicht nur die Überle­bens­chan­cen nach einem Herzstill­stand, sondern vermin­dert auch die Schädi­gun­gen des Gehirns.

Bisher überlebt nur jeder fünfte reani­mierte Patient

Außer­halb des Kranken­hau­ses überlebt nicht einmal jeder Dreißigste länger­fris­tig, der nach einem Herzstill­stand wieder­be­lebt wurde; im Kranken­haus überlebt nur jeder fünfte Patient nach einer Reani­ma­tion. „Das neue Konzept könnte ein Wende­punkt in der klini­schen Wieder­be­le­bung sein. Denn damit können wir erstmals gezielt Reper­fu­si­ons­schä­den vermin­dern. Die Überle­bens­chan­cen steigen dadurch deutlich und Organ­schä­den, insbe­son­dere des Gehirns, werden reduziert“, so Prof. Fried­helm Beyers­dorf, Ärztli­cher Direk­tor der Klinik für Herz- und Gefäß­chir­ur­gie des UHZ.

Sechs von zehn Patien­ten überleb­ten

Es konnte bereits an zehn Patien­ten getes­tet werden, wovon sechs überleb­ten und keine oder nur geringe neuro­lo­gi­sche Schäden davon­tru­gen. Eine Patien­tin überlebte sogar, obwohl ihr Herz nach einem Herzstill­stand erst nach 120-minüti­ger Reani­ma­tion und nachfol­gen­der Behand­lung mit dem neuen System wieder zu schla­gen begann. Es soll nun auf Sicher­heit, Effizi­enz und klini­sche Wirksam­keit geprüft werden. Ein weite­rer Schritt ist die Minia­tu­ri­sie­rung des Systems, sodass es großflä­chig verbrei­tet und in Notfall-Fahrzeu­gen einge­setzt werden kann.

Bezeich­net wird das Gesamt­kon­zept als kontrol­lierte, automa­ti­sierte Ganzkör­per-Reper­fu­sion (Control­led, Automa­ted Reper­fu­sion of the whole body, CARL). CIRD (Control­led Integra­ted Resus­cia­tion Device) nennt sich das neu entwi­ckelte Kreis­lauf-Unter­stüt­zungs­sys­tem. Geför­dert wird es von der Europäi­schen Union mit 2,3 Millio­nen Euro.

Quelle: idw