Seit wenigen Jahren ist bekannt, wieso die Überlebenschance nach einer Reanimation derart gering ist. Paradoxerweise bilden sich nach der Sauerstoffzufuhr giftige Moleküle, die das Gewebe zerstören und so zum Tod des Patienten oder zu schweren Hirnschädigungen führen. An der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitäts-Herzzentrum Freiburg, Bad Krozingen (UHZ) wurde ein neues Behandlungskonzept entwickelt, das diese Reperfusionsschäden verhindern soll.
Ein Drei-Säulen-Konzept
Das neue Kreislauf-Unterstützungssystem soll drei Aufgaben erfüllen: Es stellt möglichst schnell eine effiziente Blutzirkulation wieder her, es steuert wichtige Blutwerte wie den pH-Wert und die Sauerstoff-Konzentration und es kontrolliert physikalische Kreislauf-Eigenschaften wie Druck, Fluss und Temperatur. Dadurch wird sofort eine umfangreiche Therapie ermöglicht, wenn es zu einem Herzstillstand kommt. Es erhöht nicht nur die Überlebenschancen nach einem Herzstillstand, sondern vermindert auch die Schädigungen des Gehirns.
Bisher überlebt nur jeder fünfte reanimierte Patient
Außerhalb des Krankenhauses überlebt nicht einmal jeder Dreißigste längerfristig, der nach einem Herzstillstand wiederbelebt wurde; im Krankenhaus überlebt nur jeder fünfte Patient nach einer Reanimation. „Das neue Konzept könnte ein Wendepunkt in der klinischen Wiederbelebung sein. Denn damit können wir erstmals gezielt Reperfusionsschäden vermindern. Die Überlebenschancen steigen dadurch deutlich und Organschäden, insbesondere des Gehirns, werden reduziert“, so Prof. Friedhelm Beyersdorf, Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des UHZ.
Sechs von zehn Patienten überlebten
Es konnte bereits an zehn Patienten getestet werden, wovon sechs überlebten und keine oder nur geringe neurologische Schäden davontrugen. Eine Patientin überlebte sogar, obwohl ihr Herz nach einem Herzstillstand erst nach 120-minütiger Reanimation und nachfolgender Behandlung mit dem neuen System wieder zu schlagen begann. Es soll nun auf Sicherheit, Effizienz und klinische Wirksamkeit geprüft werden. Ein weiterer Schritt ist die Miniaturisierung des Systems, sodass es großflächig verbreitet und in Notfall-Fahrzeugen eingesetzt werden kann.
Bezeichnet wird das Gesamtkonzept als kontrollierte, automatisierte Ganzkörper-Reperfusion (Controlled, Automated Reperfusion of the whole body, CARL). CIRD (Controlled Integrated Resusciation Device) nennt sich das neu entwickelte Kreislauf-Unterstützungssystem. Gefördert wird es von der Europäischen Union mit 2,3 Millionen Euro.
Quelle: idw