Arbeitsunfähigkeit
Die Pflege wieder an der Spitze der Statis­ti­ken in Sachen Arbeits­un­fä­hig­keit Bild: Martine / Pixabay

Arbeits­un­fä­hig­keit im Fokus: Die Menschen an Rhein und Ruhr sind im Jahr 2023 so häufig arbeits­un­fä­hig ausge­fal­len wie nie zuvor.

In ihrer jährli­chen Kranken­stand-Statis­tik nennt die AOK Rheinland/Hamburg einen Wert von 7,18 Prozent für den nordrhein-westfä­li­schen Teil ihres Einzugs­ge­biets, den auf NRW entfal­len­den Teil des Rhein­lands mit Großstäd­ten wie Köln, Düssel­dorf, Essen, Bonn und Aachen.

Damit waren berufs­tä­tig Versi­cherte im Jahres- und Branchen­schnitt 26,21 Tage krank­ge­schrie­ben – gerech­net auf das komplette Jahr, wozu auch arbeits­freie Tage gehören.

Im Vorjahr hatte die Quote noch bei 6,99 Prozent gelegen, die durch­schnitt­li­che Zahl der Ausfall­tage damit bei 25,52 Tagen.

Arbeits­un­fä­hig­keit: Pflege führt Branchen­ver­gleich erneut an

Mit einer durch­schnitt­li­chen Ausfall­quote von 9,55 Prozent, also knapp 35 Tagen, im Jahr 2023 liegt die Pflege­bran­che erneut an der Spitze aller 21 unter­such­ten Branchen.

Hier stieg die Kranken­stands-Quote um 0,18 Prozent­punkte und damit nahezu um die gleiche Rate wie im Schnitt aller Sekto­ren (+ 0,19 Prozent­punkte). Damit nähert sich der Kranken­stand in der Pflege zugleich der Zehn-Prozent-Marke. Die Kranken­kasse sieht an den harten und belas­ten­den Arbeits­be­din­gun­gen eine Mitur­sa­che an der hohen Quote.

„Die Beschäf­tig­ten in der Pflege sind in ihrem Arbeits­all­tag immer stärke­ren psychi­schen und physi­schen Belas­tun­gen ausge­setzt. Das muss berück­sich­tigt werden, wenn es darum geht, Pflege­be­rufe attrak­ti­ver zu machen. Neben guten Arbeits­be­din­gun­gen, einer angemes­se­nen Entloh­nung, fairen Dienst­plä­nen und einem positi­ven Betriebs­klima sollte deshalb auch an profes­sio­nelle Unter­stüt­zung für den Umgang mit belas­ten­den Situa­tio­nen und trauma­ti­schen Erleb­nis­sen gedacht werden“, so Sabine Deutscher, Vorstands­mit­glied der AOK Rheinland/Hamburg.

Infek­tio­nen und psychi­sche Erkran­kun­gen nehmen deutlich zu

Unter den Ursachen für den Anstieg der Krank­mel­dun­gen stechen beson­ders die Infek­tio­nen sowie psychi­sche Erkran­kun­gen hervor, mit Zuwachs­ra­ten von 14,2 bezie­hungs­weise 13,3 Prozent. Insge­samt aber ziehe sich die steigende Tendenz durch alle Erkran­kungs­grup­pen.

„Egal ob Atemwegs­er­kran­kun­gen, Muskel-Skelett-Beschwer­den oder Herz-Kreis­lauf-Probleme: Unsere Auswer­tun­gen zeigen, dass die Zahl der Arbeits­un­fä­hig­keits­fälle im vergan­ge­nen Jahr in allen Diagno­se­haupt­grup­pen gestie­gen ist“, sagt Andreas Schmidt, Geschäfts­füh­rer des Insti­tuts für Betrieb­li­che Gesund­heits­för­de­rung (BGF) der AOK Rheinland/Hamburg.

Zugleich hält er es für möglich, dass dabei auch die Einfüh­rung der elektro­ni­schen Arbeits­un­fä­hig­keits­be­schei­ni­gung (eAU) eine Rolle gespielt habe und mehr Kurzzeit­er­kran­kun­gen erfasst wurden, die vorher häufig gar nicht an die Kranken­kasse gemel­det worden seien. Für die Unter­su­chung hat das BGF die Arbeits­un­fä­hig­keits­da­ten von mehr als einer Million Versi­cher­ten im rheini­schen Teil von NRW analy­siert.

Trend: Mehr Krank­mel­dun­gen, aber kürzere Ausfall­dauer

Neben dem Gesamt-Kranken­stand ist auch die Zahl der einzel­nen Arbeits­un­fä­hig­keits-Fälle pro Versi­cher­ten recht beträcht­lich gestie­gen, von 2,15 Fällen im Vorjahr auf nun 2,38 Krank­mel­dun­gen pro Arbeit­neh­mer.

Die durch­schnitt­li­che Arbeits­un­fä­hig­keits­dauer pro Krank­heits­fall hat sich dagegen um sieben Prozent reduziert, von 11,8 auf 11,0 Kalen­der­tage je Krank­mel­dung.

Die Arbeit­neh­mer haben sich 2023 also signi­fi­kant häufi­ger krank gemel­det, waren aber pro Erkran­kungs­fall jeweils etwas kürzer krank­ge­schrie­ben als ein Jahr zuvor.

Hinter der Pflege­bran­che, welche die höchste Kranken­stand-Quote aufweist, liegt die

  • Metall­erzeu­gung (9,32 Prozent)
  • der Ver- und Entsor­gungs­sek­tor (8,92 Prozent)
  • die Öffent­li­che Verwal­tung (8,91 Prozent)
  • die Nahrungs­mit­tel-Herstel­lung (8,44 Prozent).

Am Ende der Tabelle liegen der

  • Banken- und Versi­che­rungs­sek­tor (5,00 Prozent)
  • das Gastge­werbe (4,74 Prozent)
  • die sonsti­gen Dienst­leis­tun­gen (4,72 Prozent)
  • Infor­ma­tion / Kommu­ni­ka­tion (4,32 Prozent).

Dabei ist in sämtli­chen Branchen die Kranken­stands-Quote im vergan­ge­nen Jahr im Vergleich zu 2022 gestie­gen.

Quelle: AOK