Pflegekräfte
Auffäl­lig ist, dass mit zuneh­men­dem Alter der Pflege­kräfte die ohnehin überdurch­schnitt­li­chen Herz-Kreis­lauf-beding­ten Fehlzei­ten stark zuneh­men Bild: Alexan­der Raths/Dreamstime.com

Arbeits­un­fä­hig­keit steigt rasant

Pflege­kräfte im Fokus: Demnach lag die Rate der Arbeits­un­fä­hig­keits-Fälle aufgrund von Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen in den Pflege­be­ru­fen im Jahr 2022 12 Prozent höher als in allen anderen Berufen (8,4 AU-Fälle versus 7,5 AU-Fälle pro 100 AOK-versi­cherte Beschäf­tigte).

Auch bei der dominan­ten Diagnose Bluthoch­druck lag der Anteil rund 12 Prozent höher als in allen anderen Berufen. Inner­halb der Pflege­be­rufe liegen insbe­son­dere die Berufe der Alten­pflege mit plus 36 Prozent Erkran­kungs­fäl­len über dem Durch­schnitt der Kranken­pflege.

Auffäl­lig ist auch, dass mit zuneh­men­dem Alter der Pflege­kräfte die ohnehin überdurch­schnitt­li­chen Herz-Kreis­lauf-beding­ten Fehlzei­ten in der Pflege­bran­che stark zuneh­men:

  • 4,2 AU-Fälle pro 100 Mitglie­dern bei den 20–29-jährigen
  • 17,4 AU-Fälle pro 100 Mitglie­dern bei den über 60-jähri­gen

Pflege­kräfte: Schicht­ar­beit kann Bio-Rhyth­mus stören

Werner Winter, Experte für Betrieb­li­ches Gesund­heits­ma­nage­ment beim AOK-Bundes­ver­band, sieht zwei wesent­li­che Ursachen für die erhöhte Herz-Kreis­lauf-Belas­tung der Pflege­be­rufe:

„Die Schicht­ar­beit in der Pflege kann den Schlaf-Wach-Rhyth­mus nachhal­tig stören – mit negati­ven Folgen fürs Herz. Zudem führen die körper­li­che Belas­tung und das Arbei­ten unter Zwangs­hal­tung oft nicht nur zu Erkran­kun­gen des Muskel-Skelett-Apparats, sondern auch zur Überlas­tung des Herz-Kreis­lauf-Systems. Sie können die Durch­blu­tung der Arme und Beine behin­dern und zur Erhöhung des Blutdrucks führen.“

AOK hat allein 2022 über 500 Trainings zum Stress­ma­nage­ment durch­ge­führt

Zur Präven­tion von Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen in Pflege­ein­rich­tun­gen sei es wichtig, alle betrieb­li­chen Akteure, vor allem aber Führungs­kräfte, für das Thema Arbeit und Gesund­heit zu sensi­bi­li­sie­ren.

Ein wichti­ges Hilfs­mit­tel sei dabei die Analyse arbeits­be­ding­ter Gesund­heits­be­las­tun­gen, so Winter: „Die AOK hat dazu eine Mitar­bei­ten­den-Befra­gung spezi­ell für die Pflege­bran­che entwi­ckelt, die gezielt psychi­sche Belas­tun­gen in den Blick nimmt und bei der Entwick­lung von Maßnah­men hilft.“

Stärkung der Resili­enz und Stress­ma­nage­ment gefor­dert

Mit Blick auf die Herzge­sund­heit empfiehlt Werner Winter den Pflege­ein­rich­tun­gen, ihren Beschäf­tig­ten verstärkt Trainings zur Stärkung der Resili­enz und zum Stress­ma­nage­ment anzubie­ten.

Allein im letzten Jahr habe die AOK über 500 Trainings zum Stress­ma­nage­ment und zur Entspan­nung in Pflege­ein­rich­tun­gen und Kranken­häu­sern durch­ge­führt.

Im AOK-Seminar „Fit für die Pflege­schicht“ werden umfang­rei­che Infor­ma­tio­nen und praxis­nahe Tipps zu den Themen Schlaf, Stress, Bewegung und Ernäh­rung angebo­ten.

„Die Trainings helfen dem Pflege­per­so­nal, mit wechseln­den Arbeits­zei­ten besser zurecht­zu­kom­men. Sie können digital, hybrid oder auch in Präsenz durch­ge­führt werden“, sagt AOK-Experte Winter.

Mit der auf mehrere Jahre angeleg­ten Initia­tive „Pflege.Kräfte.Stärken“ unter­stützt die Gesund­heits­kasse überall in Deutsch­land ambulante Dienste, statio­näre Pflege­ein­rich­tun­gen und Kranken­häu­ser dabei, indivi­du­elle Lösun­gen für eine gesunde Arbeits­ge­stal­tung zu finden.

Ziel der Initia­tive ist es, die gesamte Organi­sa­tion und die Ressour­cen der Beschäf­tig­ten zu stärken, damit profes­sio­nelle Pflege­kräfte gern und lange ihren Beruf ausüben können.