Psychohygiene
Ein alter Spruch eines weisen Mannes Bild: Silvia / Pixabay

Work-Life-Balance oder Psycho­hy­giene – das Stich­wort und das Konzept, das seit einigen Jahren hervor­hebt, wie wichtig ein gesun­des Verhält­nis zwischen Privat­le­ben und Beruf ist. Dass wir in zahlrei­chen populä­ren Medien­an­ge­bo­ten immer wieder damit konfron­tiert werden, zeigt letzt­lich, dass es in der moder­nen Gesell­schaft ein großes Problem ist, ein gesun­des Gleich­ge­wicht zwischen Arbeit und Freizeit herzu­stel­len.

Die Grenzen verschwim­men immer mehr durch perma­nente Erreich­bar­keit und die Arbeit im „Home-Office“, die das Verschmel­zen von Arbeit und Privat­le­ben sogar im Namen trägt.

Psycho­hy­giene: Stress steigt überall

Der „Stress­re­port“ der Bundes­an­stalt für Arbeits­schutz und Arbeits­me­di­zin erhebt alle 6 Jahre die Belas­tung der Bevöl­ke­rung durch die Arbeit. Letzt­mals 2018 veröf­fent­licht, bezie­hen die Ergeb­nisse der Studie die Entwick­lun­gen durch die Corona Pande­mie noch nicht mit ein. Dennoch ist ein klarer Trend erkenn­bar: In allen Alters­grup­pen steigt die mengen­mä­ßige Arbeits­be­las­tung perma­nent an.

Während sich 2006 noch 17 Prozent der Beschäf­tig­ten überfor­dert fühlten, waren es 2018 schon 24 Prozent der Arbeit­neh­me­rIn­nen. Außer­dem gaben ca. 40 Prozent der Erwerbs­tä­ti­gen Probleme mit der Verein­bar­keit von Arbeit und Privat­le­ben an. Beson­ders signi­fi­kant fiel der Anstieg des Stress­le­vels im Gesund­heits- und Sozial­we­sen aus (5 Prozent­punkte in 6 Jahren).

Dass die Belas­tung während der Pande­mie noch einmal massiv gewach­sen ist, liegt auf der Hand und wird ebenfalls durch zahlrei­che Studien belegt (z.B. Psycho­so­ziale Auswir­kun­gen der Pande­mie auf Pflege­kräfte und Bewoh­ner von Pflege­hei­men sowie deren Angehö­rige).

Überlas­tung bewusst vorbeu­gen

Die Ergeb­nisse dieser Studien sollten natür­lich in erster Linie eine Warnung für die Arbeit­ge­ben­den sein. Die Überlas­tung der Beleg­schaft kann langfris­tig nicht zu guten Ergeb­nis­sen bzw. guter Pflege führen, sondern wird häufig Kündi­gun­gen und Burn-out-Syndrome unter den Beschäf­tig­ten zur Folge haben.

Was aber können wir nun tun, um der Überlas­tung vorzu­beu­gen und unser Leben gesund und glück­lich leben zu können? Eine nahelie­gende Maßnahme ist die Reduzie­rung der Arbeits­zeit. Eine gerin­gere Stunden­zahl ist eine einfa­che und wirkungs­volle Maßnahme, die uns direkt mehr Zeit für Familie, Freunde und Freizeit gibt.

Leider ist eine solche Reduk­tion für viele praktisch nicht möglich. Die Ursache dafür liegt meist entwe­der am zu gerin­gen Einkom­men oder an der mangeln­den Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft der Arbeit­ge­ben­den. Der finan­zi­elle Druck, dem wir alle durch hohe Infla­tion, steigen­den Mieten und steigen­den Energie­prei­sen ausge­setzt sind, stellt häufig eine existen­zi­elle Bedro­hung dar.

Anderer­seits ist seitens der Arbeit­ge­ben­den häufig zu hören, dass eine Reduk­tion auf Grund der Struk­tu­ren des Betriebs nicht möglich sei.

Gewerk­schaf­ten und Mitar­bei­ter­ver­tre­tun­gen helfen

Hier können Gewerk­schaf­ten und Mitar­bei­ter­ver­tre­tun­gen eventu­ell helfend zur Seite stehen. Falls eine Reduzie­rung der Arbeits­zeit aktuell nicht in Frage kommt, können häufig Gesprä­che mit Vorge­setz­ten, in denen eine Reduzie­rung geplant wird, beispiels­weise sobald eine neue Kolle­gin oder ein neuer Kollege einge­stellt wird, für Erleich­te­rung sorgen.

Sollte sich abzeich­nen, dass auch in einem solchen Gespräch keine Bereit­schaft besteht, den Angestell­ten entge­gen­zu­kom­men, sollte auch ein Jobwech­sel nicht ausge­schlos­sen werden.

Neben langfris­tig wirksa­men Maßnah­men können oft aber auch kleine Verän­de­run­gen für Erleich­te­rung sorgen. Für den Weg zur Arbeit das Fahrrad nutzen oder die Wieder­auf­nahme von Hobbies können schnell für kurzfris­ti­gen Ausgleich sorgen. Langfris­tig kann auch die Mitar­beit in einer Gewerk­schaft oder in einer politi­schen Initia­tive bestär­kend wirken.

Ein solches Engage­ment kann das Gefühl nehmen, dem Druck und Stress hilflos ausge­lie­fert zu sein, denn für eine langfris­tige Verbes­se­rung braucht es eine Politik, der die Gesund­heit der Bevöl­ke­rung nicht egal ist.