Checklisten haben sich bewährt.
Check­lis­ten haben sich im Quali­täts- und Risiko­ma­nage­ment als proba­tes Mittel bewährt. Bild: © Rawpi­xel­images | Dreamstime.com

#1: Check­lis­ten sollen für Sicher­heit sorgen

Check­lis­ten können dabei helfen, Fehler zu vermei­den und die Patien­ten­si­cher­heit in hochkom­ple­xen Arbeits­ge­bie­ten zu erhöhen. Im medizi­ni­schen Umfeld gibt es vielfäl­tige Gelegen­hei­ten, bei denen eine solche Liste von einem oder mehre­ren Mitar­bei­tern einge­setzt werden kann. Dabei unter­stützt sie auch die Entwick­lung eines (gemein­sa­men) Situa­ti­ons­be­wusst­seins.

Wichtig ist, dass der Einsatz gezielt erfolgt, denn nicht für alle Arbeits­pro­zesse ist der Gebrauch von Check­lis­ten auch wirklich sinnvoll: Sie sollen vor allem dort zum Einsatz gelan­gen, wo große Risiken bestehen und eine Standar­di­sie­rung eine Hilfe und Entlas­tung darstellt.

#2: Für jede Situa­tion die passende Liste

Für die Ausbil­dung, Praxis und vor allen Dingen für das Training des richti­gen Gebrauchs ist eine Eintei­lung in drei Typen sinnvoll, die sich auf die konkrete Anwen­dungs­si­tua­tion bezieht:

  1. Normal­be­trieb (zum Beispiel Vorbe­rei­tung von Medika­men­ten, Geräte­check, Patien­ten­über­ga­ben, Team Time Out),
  2. Problem­si­tua­tion (zum Beispiel tatsäch­li­che oder vermu­tete Fehlfunk­tion eines Gerätes, begin­nende Zustands­ver­schlech­te­rung eines Patien­ten) und
  3. Notfall­si­tua­tion (zum Beispiel maligne Hyper­ther­mie, geburts­hilf­li­che Notfälle, Reani­ma­tion).

#3: Keine Listen ohne Einbe­zug der Mitar­bei­ter

Die Planung, Einfüh­rung und Aufrecht­erhal­tung einer Check­liste ist keine triviale Angele­gen­heit, sondern eine komplexe Inter­ven­tion im Umfeld der Organi­sa­ti­ons­kul­tur. Bei der Entwick­lung sollte – soweit zutref­fend – eine inter­dis­zi­pli­näre und multi­pro­fes­sio­nelle Vorge­hens­weise gewählt werden.

Die Inhalte einer Liste sollen eine spezi­fi­sche Situa­tion bzw. Aufga­ben­stel­lung abdecken, überflüs­sige oder mehrfa­che Inhalte gehören ebenso zu den „Todsün­den“ wie die Erstel­lung ohne Einbe­zie­hung der klini­schen Mitar­bei­ter oder gar ohne Training und Bewer­tung einer neuen Check­liste nach einer Testphase.

Leitungs­kräfte spielen dabei eine beson­dere Rolle. Denn sie müssen ihrer Vorbild­funk­tion gerecht werden, indem sie selber Check­lis­ten konse­quent nutzen und deren Anwen­dung bei allen anderen Mitar­bei­te­rin­nen und Mitare­bi­tern einfor­dern.

#4: Je schlich­ter, desto besser

Eine gut gestal­tete Check­liste ist eher schlicht gehal­ten und verfügt über eine klare, nachvoll­zieh­bare Struk­tur. Zur Gestal­tung gibt es vielfäl­tige Hinweise und Empfeh­lun­gen, die insbe­son­dere aus der Luftfahrt­in­dus­trie kommen.

Hier eine Auswahl wichti­ger Fragen zur Listen­ge­stal­tung: Einfa­cher und logischer Aufbau? Einfa­che Wortwahl und einfa­che Satzstruk­tur? Passt die Liste mit allen Items auf eine Seite? Verwen­dung von Farben nur in absolut erfor­der­li­chem Umfang? Schrift­typ ohne Serifen? Texther­vor­he­bung mittels Großbuch­sta­ben? Schwarze Schrift auf hellem Hinter­grund?

Check­lis­ten können in unter­schied­li­chen Forma­ten vorlie­gen, so zum Beispiel ausge­druckt (und gegebe­nen­falls laminiert), als Poster an einer Wand oder elektro­nisch im Kranken­haus­in­for­ma­ti­ons­sys­tem, in mobilen Geräten oder eigens für diesen Zweck vorge­se­he­nen Geräten.

Cockpit
In der kommer­zi­el­len Luftfahrt ist der Gebrauch von Check­lis­ten schon lange Standard. Bild: Tea/Dreamstime.com

#5: Instru­ment zur Kommu­ni­ka­ti­ons­för­de­rung

Der Einsatz einer Check­liste erzielt seine Wirkung, wenn sie die Kommu­ni­ka­tion unter­ein­an­der fördert. Ein stilles Abarbei­ten der Listen­in­halte ist nicht sinnvoll und kontra­pro­duk­tiv. Denn gerade bei der Anwen­dung durch eine Einzel­per­son besteht die Gefahr, einzelne Punkte zu überse­hen. Es ist wichtig, zu hören, was man sagt!

Eine Check­liste dient in erster Linie nicht der recht­li­chen Absiche­rung, auch wenn vielleicht im allge­mei­nen die Versu­chung bestehen mag, eine vollstän­dig abgehakte Liste der Patien­ten­akte beizu­le­gen. Der Fokus und die Funktion der Check­liste werden damit jedoch geändert. Neue Fragen der Verant­wort­lich­keit werden aufge­wor­fen, welche die korrekte Verwen­dung der Check­liste nicht fördern.

Es ist nicht das Abhaken der einzel­nen Punkte, was die Patien­ten­si­cher­heit erhöht, sondern die gemein­sam durch­ge­führ­ten Kontrol­len und die struk­tu­rierte Kommu­ni­ka­tion. Dies bestä­tigte eine Befra­gung von Chirur­gen, Anästhe­sis­ten und Pflege­kräf­ten, die die Erfor­der­lich­keit von Unter­schrif­ten auf der sogenann­ten „chirur­gi­schen Sicher­heits­check­liste“ als eine der größten Barrie­ren für deren Einsatz bewer­te­ten (O’Connor et al. 2013).

Zur Person: Prof. Dr. Andreas Becker ist Profes­sor für Kranken­haus­ma­nage­ment an der Katho­li­schen Hochschule Nordrhein-Westfa­len und erster öffent­lich bestell­ter und verei­dig­ter „Sachver­stän­di­ger für Quali­täts- und Risiko­ma­nage­ment in Kranken­häu­sern“