Die vom Zentral­in­sti­tut für die kassen­ärzt­li­che Versor­gung (Zi) veröf­fent­lichte Studie „Rolle der Kranken­häu­ser in der Notfall­ver­sor­gung in Deutsch­land: Daten belegen massi­ven Reform­be­darf“ sorgt für Zwist zwischen der Kassen­ärzt­li­chen Bundes­ver­ei­ni­gung (KBV) und der Deutschen Kranken­haus­ge­sell­schaft (DKG).

KBV: Notauf­nah­men sind nicht ausge­las­tet

Die KBV bezieht sich insbe­son­dere auf ein Ergeb­nis der Studie: Danach werden im Durch­schnitt 1,7 Patien­ten pro Stunde in der Notauf­nahme eines Kranken­hau­ses behan­delt. Nach Ansicht der KBV ein Hinweis darauf, dass die Notauf­nah­men offen­bar nicht ausge­las­tet sind.

„Die Behaup­tung, alle Notauf­nah­men seien überfüllt, wird eindeu­tig wider­legt“, so Dr. Andreas Gassen, Vorstands­vor­sit­zen­der der KBV. Gassen wies in diesem Zusam­men­hang auf das Konzept „KBV 2020“ hin. In diesem würden konkrete Vorschläge zu einer Zusam­men­ar­beit von Notauf­nah­men und dem Bereit­schafts­dienst der nieder­ge­las­se­nen Ärzten gemacht.

Der KBV ging es dabei vor allem darum, dass die Patien­ten, die keine „echten“ Notfälle sind, auch im Bereit­schafts­dienst behan­delt werden und nicht zwingend in der Notfall­auf­nahme, erklärte Gassen vergan­gene Woche in Berlin.

DKG: Aussa­gen sind hochgra­dig befrem­dend

Nach Meinung der DKG sind die Aussa­gen der KBV „für eine ärztli­che Organi­sa­tion hochgra­dig befrem­dend“. Laut Georg Baum, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der DKG, müssten nicht derar­tig viele Patien­ten in die ambulan­ten Notfall­auf­nah­men kommen, wenn der Bereit­schafts­dienst der nieder­ge­las­se­nen Ärzte funktio­nie­ren würde.

Die Kranken­häu­ser seien technisch und perso­nell deutlich besser ausge­stat­tet – die Vielzahl an Patien­ten, die davon profi­tiert, wäre bei einem nieder­ge­las­se­nen Arzt gar nicht unbedingt richtig aufge­ho­ben. Denn deren Fachhin­ter­grund könne vom Augen­arzt bis zum Allge­mein­me­di­zi­ner reichen, so Baum. Außer­dem müsse es bei Notfall­pa­ti­en­ten nicht immer um Leben und Tod gehen, um in einer Notfall­am­bu­lanz behan­delt zu werden.

„Die KBV sollte angesichts des nunmehr erreich­ten Argumen­ta­ti­ons­pe­gels prüfen, ob ihr Verhält­nis zu den die Versor­gung der Bevöl­ke­rung sichern­den Notfall­am­bu­lan­zen der Kranken­häu­ser nicht patho­lo­gisch phobi­sche Grade erreicht“, kriti­sierte Baum scharf.

Gleich­zei­tig betont die DKG aber auch, dass sie die Mitwir­kung nieder­ge­las­se­ner und engagier­ter Ärzte in der ambulan­ten Notfall­am­bu­lanz nicht behin­dern möchte.

Weitere Stellung­nah­men

Auch Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsit­zen­der des Marbur­ger Bundes, kriti­siert die Studie: Wirtschaft­li­che Durch­schnitts­be­trach­tun­gen seien kein geeig­ne­ter Maßstab zur Beurtei­lung der Versor­gungs­qua­li­tät von Notauf­nah­men. Wer meint, allein durch die statis­ti­sche Berech­nung der „Auslas­tung pro Stunde“ auf die Bedeu­tung einer Notauf­nahme für die Patien­ten­ver­sor­gung schlie­ßen zu können, blende eine Vielzahl weite­rer Indika­to­ren aus, so Botzlar.

Dem Hartmann­bund geht der ganze Streit um die Notfall­ver­sor­gung nicht schnell genug. Er kriti­siert in einer Stellung­nahme, dass sich KBV und DKG nicht einigen können – vor allem im Hinblick auf eventu­ell neue Koali­ti­ons­ver­träge.

Quelle: KBV, DKG, Hartmann­bund