Angesichts des schrecklichen Krieges von Russland in der Ukraine gibt es massive Proteste aus der Ärzteschaft im eigenen Land: In einem aufsehenerregenden Offenen Brief von russischen Ärzten, Krankenschwestern und ‑pflegern, Psychologen sowie Sanitätern an Wladimir Putin fordern diese ein sofortiges Ende der russischen Militäroperationen in der Ukraine. Mehr als 11.500 Unterzeichner von Angehörigen sämtlicher ärztlicher, psychotherapeutischer und pflegerischer Disziplinen verzeichnet der Aufruf derzeit, und es werden immer mehr. Damit wird zugleich deutlich, dass die russische Regierungs-Propaganda vom weitgehend harmlosen, gutwilligen „militärischen Spezialeinsatz“ gegen ein „Faschisten- und Neonazi-Regime“ in der Ukraine auch im eigenen Land zunehmend weniger wirkt.
Russische Ärzte und Pflege gegen Putin
„Unser Auftrag ist es, menschliches Leben zu retten. Es ist schwer vorstellbar, sich einen Beruf vorzustellen, der sich noch mehr der Menschlichkeit verschrieben hat als der des Arztes. Und jetzt, zu dieser schweren Zeit für beide Länder, rufen wir zu einem sofortigen Stopp der Feindseligkeiten auf, und zur Lösung aller politischen Probleme ausschließlich mittels friedlicher Mittel“, heißt es in dem bewegenden, auf Russisch und Englisch veröffentlichten Brief.
„Unsere Verwandten, Freunde, Patienten und Kollegen befinden sich in den angegriffenen Gebieten. Nicht ein einziger von ihnen kann durch das andauernde Blutvergießen profitieren. Wir können uns nicht von all dem Schmerz und dem Leiden abwenden, das sich minütlich steigert.“
Auch Pflegeverband DBfK und Weltverband ICN protestieren gegen den Krieg
Unterdessen protestiert auch das Gesundheitswesen scharf gegen den russischen Angriffskrieg. In einer Stellungnahme verurteilt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) den kriegerischen Angriff. „Wir sind in tiefer Sorge um die Gesundheit der Menschen in den betroffenen Kriegsgebieten und bestürzt über die damit ausgelöste humanitäre Krise“, so Bundesgeschäftsführerin Dr. Bernardette Klapper und Präsidentin Prof. Christel Bienstein in ihrer gemeinsamen Stellungnahme. „Mit unseren Kolleginnen und Kollegen im Einsatz vor Ort fühlen wir uns solidarisch verbunden.“
Damit schloss sich der DBfK zugleich dem Aufruf des Pflege-Weltverbands International Council of Nurses (ICN) an, der Angriffe auf Gesundheits- und Pflegepersonal in Kampfgebieten brandmarkte. „Jeglicher Angriff oder Anvisierung von Gesundheitspersonal oder Gesundheitseinrichtungen verstößt gegen den in internationalen Vorschriften und der Genfer Konvention verankerten Schutz des Gesundheitspersonals und ist ein Affront gegen die Menschheit“, schreibt das ICN. „Der Schutz und die Sicherheit von Pflegenden und Mitarbeitern des Gesundheitswesens in der Ukraine ist von allergrößter Bedeutung.“
Gruppe um Pflegerats-Präsidentin Vogler gründet private Hilfsinitiative „Health4Ukraine“
Unterdessen organisiert eine private Initiative schnelle und unbürokratische Hilfe: Das Organisatoren-Trio aus Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), Björn Zeien, Gründer des Unternehmens „health h“ aus dem niederrheinischen Schermbeck für digitale Lösungen im Gesundheitswesen, sowie Pflege-Unternehmensberater Sascha Platen hat die Hilfsplattform „Health4Ukraine“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, mobilitätseingeschränkte Personen, Pflegebedürftige und deren Angehörige aus umkämpften in sicherere Gebiete zu bringen. Außerdem sollen Betroffene aus dem Kriegsgebiet auch an Pflegeeinrichtungen in ganz Deutschland vermittelt werden.
Bei ihrer Arbeit nutzen sie Kontakte zur ukrainischen Botschaft in Deutschland, zu Pflegeheimen und Kontaktpersonen in Deutschland sowie Nachbarländern. Die Gruppe ruft Pflegeeinrichtungen dazu auf, freie Kapazitäten an die ukrainische Botschaft sowie der Initiative selbst zu melden. Aber auch für sonstige Hilfsangebote können sich Unternehmen und Privatpersonen melden.
„Der Krieg in der Ukraine verursacht Leid in für uns unvorstellbarem Ausmaß. Aber, Betroffene aller Altersgruppen erfahren in der humanitären Katastrophe ebenso große Solidarität aus den Nachbarländern“, schreiben die drei zu ihrer Initiative. „Schwierig ist dies allerdings bei pflegebedürftigen Personen. Und genau da liegt unsere Kompetenz.“ Ein Kontaktformular befindet sich auf der Website der Initiative.