Dr. Andreas Gassen, Chef der Kassen­ärzt­li­chen Bundes­ver­ei­ni­gung (KBV), hat gemahnt, dass in Sachen Telema­tik­in­fra­struk­tur konkrete Ansagen getrof­fen werden müssen. Hinter­grund seien diverse Medien­be­richte zu Äußerun­gen seitens der Politik, wonach es ein eventu­el­les Aus der elektro­ni­schen Gesund­heits­karte geben solle.

Das habe große Verun­si­che­run­gen bei nieder­ge­las­se­nen Ärzten und Psycho­the­ra­peu­ten verur­sacht, erklärte Gassen. „Gelten bestehende Gesetze nun nicht mehr? Ich verlange Klarheit von der Politik – und zwar nicht nur für uns, sondern in erster Linie für die nieder­ge­las­se­nen Kolle­gin­nen und Kolle­gen“, forderte Gassen am Montag in Berlin.

„Zwar hat Minis­ter Spahn mittler­weile erklärt, dass in jedem Falle ein siche­res Netz gebraucht wird, an das alle Ärzte, Kranken­häu­ser und Apothe­ken angeschlos­sen sind. Nach diesem öffent­li­chen Hin und Her steht fest: Wir brauchen eine verbind­li­che Aussage des Minis­ters, ob das derzeit geltende Gesetz Bestand haben wird, oder ob es geändert werden soll“, forderte Gassen.

Offen zeigte sich der KBV-Chef für neue digitale Anwen­dun­gen, die für Ärzte und Patien­ten nutzbrin­gend sind und beispiels­weise via App funktio­nie­ren.

Zum Hinter­grund

Seit Idee und Planung sind rund über zehn Jahre vergan­gen, bis die elektro­ni­sche Gesund­heits­karte seit 2011 stufen­weise einge­führt wurde, unter anderem mit dem Ziel, wichtige Notfall­da­ten digital abzuspei­chern, die so auch im Notfall schnell abgeru­fen werden können. Durch die Karte mit Licht­bild soll außer­dem die missbräuch­li­che Verwen­dung Dritter verhin­dert werden. Mit der Einfüh­rung der elektro­ni­schen Gesund­heits­karte verbun­den ist auch die Anbin­dung der Praxen an die Telema­tik­in­fra­struk­tur. Bis Sommer 2018 sollen alle Praxen der Vertrags­ärzte und Vertrags­psy­cho­the­ra­peu­ten über sogenannte Konnek­to­ren und Karten­ter­mi­nals verfü­gen, mittler­weile sind bereits rund 20.000 Praxen an die Telema­tik­in­fra­struk­tur angeschlos­sen. Hierbei hat es auch schon den ersten techni­schen Fauxpas gegeben: Im März 2018 ist ein bundes­wei­ter Fehler inner­halb der Telema­tik­in­fra­struk­tur aufge­tre­ten, bei dem das System ausge­fal­len ist. Das geplante Versi­cher­ten­stamm­da­ten­ma­nage­ment konnte von zahlrei­chen Arztpra­xen aufgrund dessen nicht durch­ge­führt werden. Die Vizevor­sit­zende der Freien Ärzte­schaft, Dr. Silke Lüder, hatte den Vorfall als „System­ver­sa­gen“ bezeich­net.

Insge­samt hat man schon rund eine Milli­arde Euro in das langjäh­rige Projekt der elektro­ni­schen Gesund­heits­karte gesteckt.

Quelle: KBV