In Deutschland gibt es jährlich 720.000 Knochenbrüche bei Menschen mit altersbedingter Knochenbrüchigkeit (Osteoporose). Pro Jahr erleiden über 140.000 Patienten über 65 Jahren einen Oberschenkelbruch – er gehört damit zu den zehn häufigsten Diagnosen in deutschen Krankenhäusern. „Bei über 85-jährigen Frauen ist der Schenkelhalsbruch inzwischen sogar der häufigste Grund für eine Klinikeinweisung“, sagt Prof. Ulrich Liener, Leiter der Arbeitsgruppe Alterstraumatologie der DGU. Oftmals mit schwerwiegenden Folgen: „Im ersten Jahr nach einem Oberschenkelbruch im Alter liegt die Sterblichkeit bei rund 25 Prozent. Viele Patienten verlieren ihre Fähigkeit, selbstständig zu leben“, sagt Liener.
Um ältere Menschen optimal behandeln zu können, hat die DGU bereuts im Jahr 2014 das Zertifizierungskonzept „AltersTraumaZentrum DGU®“ veröffentlicht. Es basiert auf eine multiprofessionellen Ansatz, wonach der der Verletzte zeitgleich durch Unfallchirurgen als auch von Geriatern betreut wird. Neben einer besseren Versorgung verspricht sich die DGU hierdurch die Vermeidung von Problemen im Heilungsverlauf, sodass die Betroffenen ihre Mobilität möglichst zügig und dauerhaft wiedererlangen können. Denn gerade bei geriatrischen Patienten ist die Mobilität ausschlaggebend für deren Selbstständigkeit und damit auch für die Lebensqualität.
Mit dem neuen „AltersTraumaRegister DGU®“ (ATR-DGU) wird dem Konzept ein weiteres Instrument zur Seite gestellt. So sollen mithilfe eines international abgestimmten Datensatzes qualitätsrelevante Versorgungsdaten gewonnen werden, die Antworten auf wissenschaftliche Fragestellungen zur Fehlervermeidung, Erhöhung der Patientensicherheit und Verbesserung des Behandlungsergebnisses geben können. Des Weiteren ermöglichen die Daten einen Vergleich mit internationalen Behandlungsergebnissen im Sinne eines Benchmarks.
Bedingt durch den demografischen Wandel rechnen die Unfallchirurgen bis 2030 mit einer Verdopplung bis Verdreifachung von altersbedingten Knochenbrüchen in der Akutversorgung. Das ist nicht nur mit enormen Kosten für das Gesundheitswesen verbunden, sondern stellt auch für die Gestürzten und die Mediziner eine große Herausforderung dar. Denn die meisten der Hochbetagten sind schwer krank, leiden unter zahlreichen altersspezifischen Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herzschwäche mit entsprechender Medikation. Dazu kommen Diagnosen wie Depression, Delir oder Demenz. „Ein Knochenbruch gefährdet den oftmals ohnehin schon sehr gebrechlichen Allgemeinzustand. Die Patienten müssen dann nicht nur unfallchirurgisch, sondern gleichzeitig geriatrisch versorgt werden“, so Prof. Liener.