Bald ist für Patienten mit schwerem diabetischen Fußsyndrom die Behandlung mit der hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) auch ambulant möglich. Dies hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G‑BA) vergangene Woche in Berlin entschieden. 2014 hatte der G‑BA beschlossen, über die HBO bei diabetischem Fußsyndrom neu zu beraten, nachdem die Behandlungsmethode im Jahr 2008 in der stationären Versorgung sowie im Jahr 2000 als ambulante Leistung ausgeschlossen wurde.
Mit Sauerstoff die Wundheilung anregen
Patienten mit einem diabetischen Fußsyndrom leiden unter einer schlecht heilenden Wunde am Fuß, wovon etwa drei Prozent der Diabetiker in Deutschland betroffen sind. Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen können weitere Folgen dieser Erkrankung sein. Wenn die Wunde bis zur Ebene der Knochen reicht, liegt ein Wagner-Stadium III vor. Die Wagner-Armstrong-Klassifikation wird herangezogen, um den Schweregrad zu bestimmen. Im Wagner-Stadium II sind die Wunden bis zur Ebene von Sehnen und Gelenkkapseln vorgedrungen. Im Stadium III kann es notwendig sein, Amputationen vorzunehmen.
Standardmäßig werden betroffene Patienten mit diabetischem Fußsyndrom medikamentös, mit Verbänden, Wunddebridement oder Druckentlastung sowie chirurgischen Maßnahmen behandelt. Bei der HBO atmen Patienten in einer Kammer mit erhöhtem Luftdruck reinen Sauerstoff ein, sodass das Wundgewebe mit mehr Sauerstoff versorgt und die Heilung gefördert wird. Diese Behandlungsmethode ist sehr zeitintensiv: Eine Sitzung nimmt 45 bis 120 Minuten in Anspruch und muss täglich über mehrere Wochen erfolgen. Nun soll die HBO auch als ambulante Behandlungsmethode zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) möglich sein sowie stationär ab einem Wagner-Stadium II des diabetischen Fußsyndroms.
HBO: eine zeitintensive und aufwendige Behandlungsmethode
„In Studien wurden Anhaltspunkte gefunden, wonach sich Wunden, die unter der Standardtherapie nicht zu heilen beginnen, bei einer zusätzlichen HBO besser schließen. Der G‑BA hat deshalb – trotz eines nicht eindeutig belegten medizinischen Nutzens – beschlossen, Patientinnen und Patienten mit einem schweren diabetischen Fußsyndrom mit der HBO eine ergänzende ambulante Behandlungsmöglichkeit zu eröffnen. Die sehr aufwendige und zeitintensive Behandlung darf aber erst dann angewendet werden, wenn die vielfältigen anderen Maßnahmen der Standardtherapie erfolglos geblieben sind. Unabdingbar dabei ist, dass vor und auch während der HBO die Wundversorgung entsprechend den aktuellen ärztlichen Behandlungsleitlinien in einer qualifizierten Einrichtung erfolgt. Um die vor einer HBO durchzuführenden diagnostischen und therapeutischen Schritte sicherzustellen, hat der G‑BA eine ambulante HBO zudem an die Überweisung durch bestimmte, hierfür besonders qualifizierte Facharztgruppen geknüpft“, erläuterte Dr. Harald Deisler, unparteiisches Mitglied im G‑BA und Vorsitzender des Unterausschusses Methodenbewertung. Die Beschlüsse bezüglich der hyperbaren Sauerstofftherapie werden nun dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) vorgelegt und treten nach Zulassung in Kraft.
Quelle: G‑BA