Angesichts der hohen Zahl von Intensivpflegern, die mit Kündigungsgedanken spielen – was laut einer Umfrage mehr als jeden Dritten Intensivpfleger betrifft –, hält die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) die Notfallversorgung in Deutschland für „erheblich gefährdet“. Schon heute komme es auf drei Viertel der deutschen Intensivstationen wegen des Personalmangels zu zeitweiligen Bettensperrungen. In den kommenden Jahren drohe, dass sich die Situation noch deutlich verschärft, so die Gesellschaft mit Sitz in Berlin.
Die Umfrage, welche die DGIIN gemeinsam mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund durchgeführt hat, untermauert diese Befürchtungen. 2.498 Intensivpflegekräfte beteiligten sich bundesweit an ihr. Demnach gaben rund 68 Prozent an, generell unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation zu sein. Mit 97 Prozent fast einstimmig reklamierten die Befragten, dass sich die Arbeitsbelastung in den vergangenen Jahren deutlich verdichtet und die Arbeitsbedingungen verschlechtert hätten. Im Einzelnen wurden hierbei ein hoher Zeitdruck, die zunehmende Ökonomisierung der Kliniken und schlechte Personalschlüssel beklagt.
Am meisten besorgniserregend dürfte jedoch die eingangs erwähnte Kernaussage sein: 37 Prozent planen demnach, den Beruf in den kommenden fünf Jahren zu verlassen; 34 Prozent, also fast ebenso viele, wollen ihr Zeitkontingent zumindest reduzieren. Verschärfen dürfte sich die Krise nochmals durch das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben, das in den kommenden Jahren anstehe.
DGIIN: Auch Kliniken insgesamt in Bestand gefährdet
„Wenn wir die Arbeitsbedingungen in der Intensivpflege nicht deutlich verbessern, ist die Patientenversorgung in den kommenden Jahren massiv in Gefahr. Es drohen ein Drittel der Fachkräfte in diesem Bereich verloren zu gehen“, betont Dr. Christian Karagiannidis, leitender Oberarzt an der Lungenklinik Köln-Merheim und Präsident-elect der DGIIN. Als Gegenmittel nennen die Befragten: Investitionen in mehr Personal, eine bessere Bezahlung und Änderungen in den Klinik-Abrechnungssystemen, weg von reiner Quantität hin zur Qualität. Gefordert wurde von den Befragten ein verbindlicher Personalschlüssel von einem Intensivpfleger pro zwei Patienten; derzeit seien es mindestens zweieinhalb bis eher drei. Den Forderungen schließt sich die Gesellschaft an.
„Die Arbeitsbedingungen der Pflegenden müssen sich drastisch und zeitnah verbessern. Dazu gehört ein verlässlicher Betreuungsschlüssel, mehr Wertschätzung von Seiten der Klinikträger und eine bessere Bezahlung“, resümiert Carsten Hermes, Sektionssprecher Pflege der DGIIN. Die Schließung von Intensivstationen gefährde Kliniken – „vom Kreiskrankenhaus bis zum Maximalversorger“ – auch insgesamt, so die DGIIN. Schließlich sei die Intensivmedizin eine zentrale Einnahmenquelle für die Krankenhäuser.
Quelle: DGIIN