Fünf Krankenhäuser in Dortmund und Lünen haben sich zusammengeschlossen und wenden sich in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, um mehr Zeit für die Umsetzung der Personaluntergrenzen zu erzielen. Die zum 1. Januar 2019 bevorstehenden Personaluntergrenzen werden die Intensivpflege in eine „ethische Zwickmühle“ bringen, heißt es in dem Brief.
Zwar würden sie „alle Möglichkeiten zur Schaffung einer besseren Besetzung“ begrüßen und auch mehr qualifiziertes Intensivpflegepersonal einstellen, doch auf dem Arbeitsmarkt sei es schlichtweg nicht verfügbar.
Darüber hinaus kritisieren die Kliniken, dass der vorgesehene Personalschlüssel nicht am tatsächlichen Versorgungsbedarf ausgerichtet ist. So ist ein Schlüssel von 1:2,5 am Tag und von 1:3,5 in der Nacht für Intensivstationen vorgegeben. Ob der Versorgungsbedarf in größeren oder kleineren Kliniken jeweils höher oder eben niedriger ist, bleibe dabei völlig unberücksichtigt. Dass die Qualität und Sicherheit der Patientenbehandlung auf diese Weise verbessert wird – also mitunter das, was man mit den Personaluntergrenzen eigentlich erreichen möchte – halten die Klinken für zweifelhaft.
Das Problem liegt in der sehr großen Eile
Das grundlegende Problem sehen die Kliniken in der Eile der Einführung. Die Umsetzung sei grundsätzlich in absehbarer Zeit möglich, aber nicht mit Beginn des Jahres 2019. Um einen am Versorgungsbedarf angepassten Personalschlüssel zu berechnen, müsse laut den Kliniken auch zwischen beatmeten und nicht beatmeten Patienten sowie zwischen dem jeweiligen Bewusstseinsgrad und der Mobilität der Patienten unterschieden werden.
„Bringen Sie uns bitte nicht in eine Situation, in der wir nur zwischen unterlassener Hilfeleistung durch Abweisung eines intensivpflichtigen Patienten der der Annahme- und Organisationsverschulden durch die Aufnahme eines Patienten entscheiden müssen, weil die mathematischen Vorgaben Ihrer Verordnung nicht erfüllt sind.
Was sollen wir tun, wenn alle Krankenhäuser sich abgemeldet haben und der Notarztwagen einen weiteren intensivpflichtigen Patienten bringt, weil er ihn andernorts nicht unterbringen kann? Nach dem Geist Ihrer Verordnung wird die Krankenkasse die Leistung nicht bezahlen, das Krankenhaus wird mit einer Strafzahlung belegt, und die Haftpflichtversicherung uns ihren Versicherungsschutz entziehen. Was also sollen wir tun?“
Auszug aus dem offenen Brief
Für die Kliniken in Dortmund prognostizieren die Verfasser des offenen Briefes mit Beginn der Verordnung eine Mangelversorgung in der Intensivmedizin. Daher fordern sie, dass für diesen Bereich in der Stadt Dortmund die Verordnung ausgesetzt wird.
Der offene Brief wurde von dem Klinikum Dortmund veröffentlicht und wurde neben Jens Spahn auch an den Pflegebeauftragten Andreas Westerfellhaus versandt.
Quelle: Klinikum Dortmund